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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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sagen. Ich
weiß überhaupt nicht, weshalb wir eigentlich kämpfen. Lehnt Euch auf meine
Schulter, und wir bringen Euch zu Bett.«
    Als
er den Mann ins Bett gebracht und die Blutung unterbunden hatte und zu der
Überzeugung gelangte, daß die Verletzung nicht tödlich war, erschien eine
wunderschöne Dame in der Öffnung des Zelts. Sie hatten eine Sturmlaterne
angezündet, so daß sie sofort sah, was geschehen war. Sie brach in lautes
Wehklagen aus, eilte zu dem Verwundeten, beschuldigte Lanzelot des Mordes und
machte einen erheblichen Aufruhr.
    »Hör’
auf mit dem Geheul«, sagte der Mann. »Er ist kein Mörder. Wir haben uns bloß
geirrt.«
    »Ich
habe im Bett gelegen«, sagte Lanzelot. »Da ist er hereingekommen und hat sich
auf mein Bein gesetzt, und wir sind beide so erschrocken, daß wir zu den Waffen
griffen. Ich bedaure sehr, ihn verwundet zu haben.«
    »Aber
das ist doch unser Bett«, rief die Dame wie einer der Drei Bären im Märchen.
»Wie kommt Ihr denn in unser Bett?«
    »Es
tut mir leid«, sagte er. »Wirklich. Es war keiner im Zelt, als ich herkam, und
ich hatte mich verirrt und war müde, und da habe ich gedacht: weshalb soll ich
hier nicht über Nacht bleiben?«
    »Weshalb
auch nicht?« sagte der Mann. »Ihr seid über Nacht willkommen, und meine
Verwundung scheint gar nicht so schlimm zu sein. Dürfte ich Euern Namen
erfragen?«
    »Lanzelot.«
    »So
was!« rief der Mann aus. »Da siehst du’s, meine Liebe, mit wem ich gekämpft
habe. Kein Wunder, daß es einen Kratzer abgesetzt hat. Und ich hab’ mich schon
gefragt, warum man mich so ohne weiteres am Leben läßt.«
    Also
bestanden sie darauf, daß er über Nacht bleibe, und am nächsten Morgen zeigten
sie ihm den richtigen Weg zum Kloster der weißen Mönche.
    Diese
Begegnung hatte weiter keine Folgen – mit Ausnahme der Tatsache, daß Lanzelot
den Ritter, der Belleus hieß, in die Tafelrunde einführte, sobald dieser wieder
wohlauf war. Belleus gehörte zu jenen großmütigen Menschen, wie Arthur sie
brauchte, und Lanzelot versuchte, die von ihm verursachte Aufregung dadurch
wiedergutzumachen, daß er ihm einen Platz an der Tafel verschaffte.
    Im
Kloster der weißen Mönche wartete das hübsche Fräulein in ziemlicher Erregung.
Sie hatte schon befürchtet, er könne sie im Stich gelassen haben. Kaum klapperten
die Hufe seines Pferdes auf dem gepflasterten Hof, da eilte sie aus ihrem
Turmzimmer herbei und begrüßte ihn überschwenglich.
    »Vater
kommt heute abend!« rief sie. »Ach, ich bin ja so froh, daß Ihr da seid! Ich
hatte schon Angst, Ihr hättet’s vergessen.«
    Lanzelots
Mund verzog sich bei diesen Worten zu einem Grinsen. Dann nahm er ein Bad, zog
Zivilkleidung an und wartete auf König Bagdemagus.
    »Das
ist schon ein verrücktes Leben in Gramarye«, sagte er zu sich und war bemüht,
nicht an die junge Königin zu denken. »Alles geht so hoppla-hopp. Man weiß die
halbe Zeit nicht, wo man überhaupt ist; und da gibt’s ja auch noch meinen
Cousin, der unter dem Apfelbaum einfach verschwunden ist: darum müssen wir uns
noch kümmern. Zauber-Königinnen und Partei-Turniere und Leute, die nachts zu’
einem ins Bette steigen, und die halbe Familie verschwindet spurlos – da soll
sich einer noch zurechtfinden.«
    Daraufhin
bürstete er sich die Haare, glättete sein Gewand und ging nach unten, um sich
König Bagdemagus vorzustellen.
    Es
bedarf keiner langen Beschreibung des Turniers. Malory liefert sie. Lanzelot
wählte zu seiner Begleitung drei Ritter aus, die ihm das schöne Fräulein
empfahl, und entschied, daß sie alle vier einen vergescu tragen sollten,
den weißen Schild der jungen, noch unreifen Ritter. Diese Abmachung hielt
Lanzelot deshalb für richtig, weil er wußte, daß drei seiner Genossen von der
Tafelrunde auf der Gegenseite kämpfen würden. Er wollte nicht erkannt werden,
da dies bei Hofe unfreundlich aufgefaßt werden mochte. Andererseits aber fühlte
er sich durch das dem Fräulein gegebene Versprechen verpflichtet, gegen sie zu
kämpfen. Der König von Northgalis, der die Gegenpartei anführte, hatte
einhundertsechzig Ritter zur Verfügung, König Bagdemagus hingegen nur achtzig.
Lanzelot ging auf den ersten Ritter der Tafelrunde los und renkte ihm die
Schulter aus. Den zweiten ging er so hart an, daß der arme Kerl koppheister
über den Schwanz seines Pferdes stürzte und seinen Helm etliche Zoll tief in
die Erde bohrte. Dem dritten versetzte er einen Schlag auf den Schädel, daß ihm
die Nase blutete und

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