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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Hundert andere habe ich
getötet oder verstümmelt, aber keiner war so gut wie Ihr. Wenn Ihr Frieden gebt
und mein Freund sein wollt, lasse ich meine Gefangenen frei.«
    »Das
ist gütig von Euch.«
    »Ich
werd’s für Euch tun – wenn Ihr nicht grad der Eine seid. Wenn Ihr der seid,
gibt’s kein Pardon.«
    »Wer
ist das?«
    »Lanzelot«,
sagte Turquine. »Wenn Ihr Lanzelot seid, darf ich mich nicht ergeben und kann
keine Freundschaft schließen. Er hat meinen Bruder Carados getötet.«
    »Ich
bin’s.«
    Ein
Zischen kam aus Sir Turquines Helm, und listig schlug er zu, ehe sein Gegner
darauf gefaßt war.
    »Sieh
mal einer an«, sagte Lanzelot. »Ich hätte nur vorzugeben brauchen, ich sei
nicht ich, und schon wären die Gefangenen frei gewesen. Aber nun versucht Ihr,
mich heimtückisch zu töten.« Sir Turquine zischte noch immer.
    »Die
Sache mit Carados tut mir leid«, sagte Lanzelot. »Er wurde in fairem Kampf
getötet. Er hat sich nicht ergeben. Keinen Augenblick war er mir auf Gnade und
Verderben ausgeliefert. Mitten im Kampf wurde er getötet.«
    Sie
kämpften weitere zwei Stunden. Die Klinge war nicht die einzige Waffe, welche
die gepanzerten Ritter benutzten. Manchmal stießen sie sich mit den Kanten
ihrer Schilde, manchmal schlugen sie mit dem Knauf ihrer Schwerter aufeinander
ein. Das Gras um sie her war mit ihrem Blut besprenkelt – mit kleinen Tupfen,
wie auf einer Forelle, aber jeder Tupfen hatte gleichsam ein Schwänzchen, wie
eine Kaulquappe. Bisweilen stolperten sie übereinander, wegen ihres Gewichts.
Die schweren, strohgefütterten Helme der Ritterschaft hatten derart kleine
Atemlöcher, daß sie nahe am Ersticken waren. Ihre Schilde hingen kraftlos herab
und deckten nicht mehr richtig.
    In
einer Sekunde war’s geschehen. Keiner sprach. Lanzelot ließ in einem günstigen
Augenblick sein Schwert fallen und packte Turquine bei der Helmschnauze. Sie
überkugelten sich, und der Helm war ab. Sie zückten ihre Dolche zum letzten
Stoß. Turquine tat einen Satz und erschauerte und war tot.
    Später,
als Gaheris und die Dame ihm Wasser zu trinken gaben, sagte Lanzelot: »Er war
ein tapferer Kämpe – da kann man sagen, was man will. Schade, daß er sich nicht
ergeben hat.«
    »Aber
denkt doch an die verstümmelten Ritter und an das Prügeln.«
    »Er
gehörte zur alten Schule«, sagte er. »Der müssen wir Einhalt gebieten. Als
Kämpfer aber hat er trotz allem der alten Schule Ehre gemacht.«
    »Er
war ein Unhold«, sagte die Dame.
    »Möglich.
Jedenfalls hing er an seinem Bruder. – Gaheris, leiht Ihr mir Euer Pferd? Ich
will weiter, und meins ist tot. Schade drum. Wenn Ihr mir Euer Pferd leihen
würdet, könntet Ihr Lionel und die anderen im Schloß freilassen. Sagt Lionel,
er soll zum Hof zurück und soll sich nicht albern anstellen. Ich muß mit dieser
Dame weiterreiten. Wollt Ihr das tun?«
    »Natürlich
könnt Ihr mein Pferd haben«, sagte Gaheris. »Ihr habt uns beide gerettet. Immer
wieder rettet Ihr die Orkneys! Das letzte Mal war’s Gawaine. Und Agravaine
befindet sich dort im Schloß. Selbstverständlich könnt Ihr mein Pferd haben,
Lanzelot, das ist doch klar.«
     
     
     
     
     
    KAPITEL 8
     
     
    Lanzelot bestand
etliche andere Abenteuer im Verlauf seiner ersten Queste – die ein Jahr dauerte
– , doch sind vielleicht nur zwei davon einer ausführlichen Schilderung wert.
Beide hatten mit dem konservativen Sittenkodex der Force Majeure zu tun,
gegen die der König seinen Kreuzzug begonnen hatte. Es war die ›alte Schule‹,
die Einstellung der normannischen Barone, die damals für Abenteuer sorgte –
denn kaum jemand kann so erbittert und mit soviel Selbstgerechtigkeit hassen
wie die Angehörigen einer herrschenden Kaste, die gestürzt werden soll. Die
Ritter der Tafelrunde wurden gegen die Fort Mayne ins Feld geschickt,
und die jähzornigen Barone, die von eben dieser Fort Mayne lebten,
nahmen den Kampf mit dem Mute der Verzweiflung auf. Sie hätten an The Times geschrieben,
wenn es damals eine solche Zeitung gegeben hätte. Die besten unter ihnen sahen
sich in der Überzeugung bestärkt, daß Arthur sich in eine Neuerungssucht
verrannt habe und daß seine Ritter, gemessen am Mannestum der Väter,
degenerierte Weichlinge seien. Die schlimmsten unter ihnen ersannen üble
Schimpfnamen, übler noch als ›Bolschewiken‹, – und erlaubten es der im eigenen
Busen nistenden Brutalität, sich mit beharrlicher Entrüstung an der Vorstellung
von Ungeheuerlichkeiten zu weiden, die sie den

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