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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Königin gewonnen
zu haben, und sie hätten es dabei bewenden lassen. Lanzelot jedoch übte eine
sozusagen methodische Rücksichtnahme – er war sehr empfindsam im Blick auf das,
was andere fühlen mochten oder möglicherweise zu fühlen fähig waren.
    »Ich
laß’ Euch Euer Leben«, sagte er, »wenn Ihr versprecht, daß nichts hiervon auf
Sir Patricks Grab geschrieben wird. Nichts über die Königin.«
    »Ich
versprech’s«, sagte Mador.
    Während
dann der besiegte Verfechter fortgeschafft wurde, ging Lanzelot zur königlichen
Loge. Die Königin war sofort freigelassen worden und saß an Arthurs Seite.
    Arthur
sagte: »Nehmt Euern Helm ab, Fremdling.«
    Liebe
überwallte sie, als er ihn abnahm, und heißes Mitgefühl, als sie das
schreckliche und so wohlbekannte Gesicht wiedersahen, wie er da, heftig
blutend, vor ihnen stand.
    Arthur
kam aus der Loge herab. Er hieß Ginevra aufstehen und nahm ihre Hand und führte
sie in die Arena. Er machte vor Sir Lanzelot eine korrekte Verbeugung und zog
Ginevra an der Hand, auf daß sie einen Knicks mache. Dies tat er angesichts
seines Volkes. Er sprach auf die überlieferte Weise und sagte mit tönender
Stimme: »Sir, zeigt Gnade ob der großen Mühsal, die Ihr heut gehabt, für mich
und meine Königin.«
    Ginevra
trug ein lächelndes Gesicht zur Schau. Dahinter schluchzte sie, als wolle ihr
das Herz zerspringen.
     
     
     
     
     
    KAPITEL 38
     
     
    Der Fall Patrick
wurde schon am nächsten Tage aufgeklärt, als Nimue ankam und mit Hilfe des
Zweiten Gesichts die Sache erhellte. Merlin hatte, ehe er sich von ihr in die
Höhle einschließen ließ, die Belange Britanniens in ihre Hände gelegt. Er hatte
ihr das Versprechen abgenommen – das war alles, was er noch tun konnte – , daß
sie über Arthur wachen werde, nun, da sie mit seiner Magie vertraut war. Dann
hatte er sich, nach einem langen letzten liebevollen Blick auf sie, fügsam in
sein Gefängnis begeben. Nimue war zwar zerstreut und unpünktlich, ansonsten
jedoch ein gutes Kind. Sie tauchte einen Tag zu spät auf, berichtete, wie und
wozu der Apfel vergiftet worden war, und ging wieder ihren eigenen
Angelegenheiten nach. Sir Pinel bestätigte die Richtigkeit ihrer Aussage, indem
er noch am selben Morgen fortlief und ein schriftliches Geständnis hinterließ.
Jedermann mußte zugeben, welch glückliche Fügung es war, daß Lanzelot sich noch
rechtzeitig gezeigt hatte.
    Der
Königin schien der Lauf der Dinge nicht ganz so glücklich. Sie lebte und war
gerettet, gewiß – doch das Unglaubliche trat ein: Trotz ihren Tränen, trotz dem
Springquell der Gefühle, der aufs neue zwischen ihnen emporgesprudelt war,
bestand Lanzelot beharrlich darauf, seinem Gral die Treue zu halten.
    Für
ihn sei das ja ganz gut und schön, erklärte sie – die mit jedem Tage wütender
wurde, wie die Menschen in ihrer Umgebung mit Kummer gewahrten – , gut und
schön für ihn, sich in seiner neuen Wonne zu wiegen. Er habe ein hohes Gefühl,
ganz ohne Zweifel, eine Kompensation für Lebenskraft und Mannhaftigkeit und
Stärke des Herzens. Vielleicht gebe ihm sein berühmter Gott etwas, das sie ihm
nicht geben könne. Vielleicht sei er glücklicher mit Gott und werde demnächst
selber massenhaft Wunder tun. Was aber sei mit ihr? Er bedenke nicht, was Gott
ihr gebe. Es sei doch, warf sie ihm heftig vor, als habe er sie um einer
anderen Frau willen verlassen. Er habe das Beste von ihr genommen, und nun, da
sie alt und wehrlos geworden sei, habe er sich anderem zugewendet. Er verfahre
mit der brutalen Eigensucht des Mannes, der alles aus dem einen Brunnen hole
und dann, wenn dieser erschöpft sei, zu einem andern laufe. Er sei ein windiger
Kerl, der mitgehen lasse, was ihm gerade unter die Finger komme. Und sich vorzustellen,
daß sie an ihn geglaubt habe! Sie liebe ihn nicht mehr, würde ihn nicht an sich
herankommen lassen, und wenn er sie auf Knien anflehen sollte. Ja, sie habe ihn
schon verachtet, ehe die Suche nach dem Gral begonnen habe – ja, ihn verachtet,
und habe schon damals beschlossen, ihm den Laufpaß zu geben. Er solle nur nicht
glauben, daß er sie verdiene – mitnichten! Sie schmeiße ihn weg wie einen
dreckigen Lappen, weil sie nur Verachtung für ihn empfinde. Für seine Posen und
seine Überheblichkeit und seine Bosheit und sein kindisches Wesen und seine
Einbildung. Für seinen unnützen kleinen Gott und sein allerliebstes
Lügen-gelalle. Um ihm die Wahrheit zu sagen – und es liege ihr nicht mehr
daran, das zu

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