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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Turnier
teilnehmen. Arthur würde er erklären, daß er die Verwundung vorgeschützt habe,
um unerwartet kommen zu können, incognito, da dies gerade modern sei. Diese
Ausflucht wurde dadurch erleichtert, daß er auf Corbin Castle wohnte und nicht
direkt am Ort des Turniers. So konnte auch jedes Gerede über einen frischen
Krach mit der Königin vermieden werden.
    Als
er auf dem breiten Weg zum Burggraben ritt und die Spanischen Reiter passierte,
stellte er zu seiner Überraschung fest, daß Elaine auf den Zinnen stand und ihn
erwartete – in der gleichen Haltung wie vor zwanzig Jahren, als er fortgeritten
war. Sie begrüßte ihn am Großen Tor.
    »Ich
habe auf Euch gewartet.«
    Sie
war jetzt pummelig und plump, etwa wie Queen Victoria, und sie empfing ihn
vertrauensvoll. Er hatte gesagt, er werde wiederkommen, und hier war er. Sie
hatte nichts anderes erwartet.
    Mit
ihren nächsten Worten traf sie ihn ins Herz.
    »Ihr
werdet jetzt für immer bleiben«, sagte sie, und es klang kaum wie eine Frage.
So hatte sie seine Antwort aufgefaßt, als sie sich trennten vor langer Zeit.
     
     
     
     
     
    KAPITEL 39
     
     
    Wer über das Turnier
von Corbin lesen will, sollte sich an Malory halten. Er war ein
leidenschaftlicher Turniergänger – ähnlich jenen alten Herren, die heutigentags
den Kricketpavillon bei Lord’s frequentieren – und hatte möglicherweise Zugang
zu einigen alten Wisden oder gar den Punkte-Protokollen selbst. Er reportiert
die berühmten Turniere ausführlich, dazu die Punktzahl jedes Ritters und den
Namen des Mannes, der ihn überrannte oder sonstwie erledigte. Doch die Berichte
über alte Cricket-Matches langweilen all jene, die nicht an ihnen teilgenommen
haben, und deshalb müssen wir darauf verzichten. Das einzige, was einen bei
Malory anöden könnte, sind die ausführlichen Treffer-Notierungen, die er zwei-
oder dreimal gibt – indessen sind auch sie nicht öde für jemanden, der die Form
der verschiedenen kleineren Ritter kennt. Für unsere Zwecke genügt es, wenn wir
feststellen, daß Lanzelot die Gegenpartei rund um den Platz jagte – sein Können
war nach dem Gral zu ihm zurückgekehrt – und daß, es für ihn und sein Schwert
kein Halten gegeben hätte, wäre die von Sir Mador empfangene Wunde nicht
neuerlich aufgebrochen. Es ist erstaunlich, daß er unter den gegebenen
Umständen so gut spielte – denn er wurde ja durch das dreifache Elend
Ginevra-Gott-Elaine abgelenkt – ; doch große Leistungen sind auch von anderen
unter ähnlich ungünstigen Verhältnissen vollbracht worden. Schließlich, als er
trotz der alten Wunde dreißig oder vierzig Punkte gemacht (und nebenher Mordred
und Agravaine ausgehoben) hatte, gingen drei Ritter gleichzeitig auf ihn los,
und der Speer eines von ihnen fand eine schwache Stelle. Der Schaft brach ab,
und die Spitze blieb in seiner Seite stecken.
    Lanzelot
verließ den Platz, solange er sich noch zu Pferde halten konnte, und
galoppierte davon; er hing im Sattel und suchte nach einem Ort, wo er
alleinsein konnte. Wenn er schwer getroffen war, suchte er instinktiv die
Einsamkeit auf. Für ihn war der Tod eine Privatangelegenheit. Mußte er denn
sterben, dann versuchte er, es möglichst für sich allein zu tun. Nur ein einziger
Ritter ging mit ihm – er war zu schwach, ihn abzuschütteln – , und dieser
Ritter half ihm, die Speerspitze aus den Rippen zu ziehen, und sorgte für ihn,
als er schließlich ohnmächtig wurde, indem er ihn ›in den Wind‹ drehte. Dieser
Ritter war es auch, der die verstörte Elaine holen ließ, nachdem man den
Verwundeten zu Bett gebracht hatte.
    Die
Bedeutung des Turniers von Corbin lag nicht in einer ungewöhnlichen Waffentat,
auch nicht in Lanzelots ernsthafter Verletzung (von der er sich im Lauf der
Zeit erholte). Es tangierte das Leben unserer vier Freunde besonders durch
einen Umstand, von dem wir noch zu sprechen haben. Denn Lanzelot, der sich
plötzlich mit Elaines unbegründeter Überzeugung konfrontiert sah, daß er für
immer bei ihr bleiben werde, hatte es nicht vermocht, der Armen die Wahrheit zu
sagen. Vielleicht war er zumeist ein schwacher Mann: schwach, als er Ginevra
seinem besten Freunde wegnahm; schwach, als er versuchte, seine Geliebte gegen
seinen Gott einzutauschen; und besonders schwach, als er Elaine mit dem
Versprechen seiner Wiederkehr helfen wollte. Jetzt, angesichts ihrer simplen
Hoffnung, fehlte ihm der Mut, ihre Illusion mit einem einzigen Schlag zu
zerstören.
    Der
Umgang mit Elaine war,

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