Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
Vom Netzwerk:
kühl.
    »Ja, meine Liebe, die berühmten Cornwall-Schwestern.
Es waren die drei Töchter des Grafen und somit meine Halbschwestern, was ich
natürlich nicht wußte. Sie hießen Morgan le Fay, Elaine und Morgause und galten
als die schönsten Frauen Britanniens.«
    Sie warteten darauf, daß er mit seiner
ruhigen Stimme fortfahre. Er tat es ohne Zaudern.
    »Ich habe mich in Morgause verliebt«,
setzte er hinzu, »und wir haben ein Kind bekommen.«
    Es war ihnen nicht anzumerken, ob sie
überrascht waren, ob sie Groll, Mitleid oder Neid empfanden. Das einzig
Überraschende für sie war, daß dies Geheimnis so lange hatte gewahrt bleiben
können. Arthurs Stimme aber verriet ihnen, daß er litt und daß er nicht
unterbrochen werden wollte, bis er sein Herz vollends ausgeschüttet hatte.
    Lange starrten sie schweigend ins Feuer.
Dann zuckte der König mit den Schultern.
    »So«, sagte er, »jetzt wißt Ihr’s. Ich bin
Mordreds Vater. Gawaine und die andern sind Neffen, aber er ist mein leiblicher
Sohn.«
    Lanzelot sah an seinem Blick, daß er reden
dürfe.
    »Ich finde, Eure Geschichte ist nicht schlimm,
trotz allem. Ihr wußtet nicht, daß sie Eure Halbschwester war. Ihr kanntet Gin
noch nicht. Und wahrscheinlich war’s ohnehin Morgauses Schuld, wenn man
bedenkt, was es mit ihr für ein Ende nahm. Die Frau war eine Teufelin.«
    »Sie war meine Schwester – und die Mutter
meines Sohnes.«
    Ginevra streichelte ihm die Hand.
    »Es tut mir leid.«
    »Außerdem«, sagte er, »war sie ein
bezaubernd schönes Geschöpf.«
    »Morgause…« begann Lanzelot.
    »Morgause hat ihren Anteil bezahlt: Der
Kopf wurde ihr abgeschlagen. Also wollen wir sie in Frieden ruhen lassen.«
    »Abgeschlagen«, sagte Lanzelot, »von ihrem
eigenen Kind, weil er sie mit Sir Lamorak im Bette fand…«
    »Bitte, Lanzelot.«
    »Vergebung.«
    »Ich glaub’ immer noch nicht, Arthur, daß
Euer Tun böse war. Schließlich wußtet Ihr nicht, daß sie Eure Schwester war.«
    Der König holte tief Atem und fuhr mit
rauherer Stimme fort:
    »Das Schlimmste, das Schlimmste habe ich
Euch noch nicht erzählt.«
    »Was war das?«
    »Ich war jung, müßt Ihr wissen. Ich war
neunzehn. Und da kam Merlin, aber zu spät. Er kam, um mir zu sagen, was früher
war. Und jedermann sagte mir, was für eine furchtbare Sünde es sei, und daß nur
Leids daraus entstehen könne. Sie schwatzten auf mich ein: wie Mordred einmal
würde, wenn er zur Welt käme, und so. Sie haben mich mit scheußlichen
Prophezeiungen geängstigt, bis ich etwas tat, das mich seither verfolgt. Unsere
Mutter hatte Morgause versteckt, sobald es bekannt geworden war.«
    »Was habt Ihr getan?«
    »Ich ließ sie eine Verordnung
proklamieren, daß alle Kinder, die zu einer bestimmten Zeit geboren würden, auf
ein großes Schiff gebracht und auf hoher See ausgesetzt werden müßten. Ich
wollte Mordred vernichten, ihm selbst zuliebe, und ich wußte nicht, wo er zur
Welt kommen würde.«
    »Haben sie’s getan?«
    »Ja, das Schiff wurde hinausgezogen und
der Strömung überlassen. Mordred war darauf, und es zerschellte an einer Insel.
Die meisten der armen Kinder ertranken, Mordred jedoch wurde von Gott errettet
und später zu mir gesandt, um mich zu beschämen. Morgause hat ihn mir auf den
Hals gehetzt – nachdem er lange Zeit wieder bei ihr gewesen war. Aber anderen
Leuten gegenüber hat sie immer so getan, als war’ er ein richtiger Sohn von
Lot, wie Gawaine und die übrigen. Natürlich wollte sie zu Freunden nicht
darüber reden – seine Brüder ebensowenig.«
    »Nun wohl«, sagte Ginevra, »wenn’s außer
den Orkneys und uns niemand weiß, dann hat Mordred doch nichts zu befürchten…«
    »Ihr dürft die anderen Kinder nicht
vergessen«, sagte er elend. »Ich träum’ von ihnen.«
    »Warum habt Ihr’s nicht früher erzählt?«
    »Ich habe mich zu sehr geschämt.«
    Diesmal fuhr Lanzelot aus der Haut.
    »Arthur«, sagte er energisch, »es gibt
nichts, dessen Ihr Euch schämen müßtet. Was Ihr getan habt, wurde Euch angetan,
als Ihr zu jung wart, um es besser zu wissen. Wenn ich die Untiere erwische,
die Kinder mit Geschichten über Sünde ängstigen – ich würde ihnen das Genick
brechen. Was kommt denn Gutes dabei heraus? Denkt an all das Leiden – und für
nichts! Und die armen Kinder!«
    »Alle ertrunken.«
    Wieder saßen sie da und blickten in die
Flammen, bis Ginevra sich ihrem Mann zuwandte.
    »Arthur«, fragte sie, »warum erzählt Ihr
die Geschichte heute?«
    Er wartete, suchte nach

Weitere Kostenlose Bücher