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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Freunde sein? Wir sind reumütig zurückgekehrt, Arthur, obwohl wir
überhaupt nicht hätten zu kommen brauchen. Wollt Ihr nicht der alten Tage
gedenken, da wir gemeinsam gekämpft haben und Freunde waren? All dies Böse
könnte weggewischt werden durch den guten Willen von Sir Gawaine, wenn Ihr Barmherzigkeit
walten lassen wolltet.«
    »Der König übt Gerechtigkeit«, sagte der
Rote. »Ließet Ihr denn Erbarmen walten bei meinen Brüdern?«
    »Bei Euch allen hab’ ich Barmherzigkeit
walten lassen, Sir Gawaine. Ich darf wohl sagen, daß ich ohne Überheblichkeit
spreche, wenn ich behaupte, daß viele in diesem Räume mir ihre Freiheit
verdanken – wenn nicht ihr Leben. Ich habe für die Königin gekämpft, als andere
den Streit herausforderten, weshalb also nicht jetzt, wo ich selbst die Ursache
bin? Auch für Euch hab’ ich gekämpft, Sir Gawaine, und Euch vor einem elenden
Tod bewahrt.«
    »Und doch sind jetzt«, sagte Mordred, »nur
noch zwei Orkneys übrig.«
    Gawaine warf den Kopf zurück.
    »Der König mag tun, wie ihm beliebt. Meine
Meinung steht seit sechs Monaten fest, als ich Sir Gareth in seinem Blute
liegend fand – unbewaffnet.«
    »Gott geb’s, er wäre bewaffnet gewesen;
dann hätt’ er mir Widerstand leisten können. Vielleicht hätte er mich getötet
und uns dies Leid erspart.«
    »Gar edel gesprochen.«
    Der alte Kriegsmann rief allen, die es
hören mochten, mit Leidenschaft zu: »Wieso könnt Ihr glauben, daß ich ihn töten
wollte? Ich habe Gareth zum Ritter geschlagen. Ich habe ihn geliebt. Als ich
hörte, daß er tot sei, habe ich gewußt, daß Ihr mir nie vergeben werdet. Ich
wußte: dies bedeutet das Ende aller Hoffnung. Es ging gegen meine Interessen,
Sir Gareth zu töten.«
    Mordred zischelte: »Es ging gegen unser
Herz.«
    Lanzelot machte den letzten Versuch, sie
umzustimmen.
    »Gawaine, vergebt mir. Mein Herz blutet,
wenn ich dran denke, was ich tat. Ich weiß, wie sehr ich Euch wehgetan habe;
denn es tut mir selber weh. Wollt Ihr unserm Lande nicht Frieden geben, wenn
ich Buße tue? Zwingt mich nicht, um mein Leben zu kämpfen, sondern laßt mich um
Gareths willen eine Pilgerfahrt machen. Ich will im härenen Hemd mich auf den
Weg machen und barfuß von Sandwich nach Carlisle pilgern, und unterwegs werd’
ich ihm alle zehn Meilen eine Messe stiften.«
    »Gareths Blut«, sagte Mordred, »kann man
nicht mit Messen abzahlen, meinen wir – so sehr’s den Bischof von Rochester
auch freuen würde.«
    Da riß dem alten Ritter die Geduld.
    »Haltet Euern Mund!«
    Gawaine fuhr sofort auf.
    »Bleibt friedlich, Mordbürschchen, sonst
erdolchen wir Euch zu des Königs Füßen!«
    »Dazu braucht’s mehr…«
    Wieder intervenierte der Nuntius.
    »Sir Lanzelot, bitte. Einige von uns
wollen doch wohl Ruhe und Anstand bewahren. Gawaine, setzt Euch. Eine Buße
wurde für Gareths Blut geboten, auf daß der Krieg beendet werden könne. Gebt
uns Eure Antwort.«
    In einem Augenblick erwartungsvoller
Stille erhob sich der Riese mit dem sandfarbenen Schopf zu voller Größe.
    »Ich hab’ Sir Lanzelots Rede wohl gehört,
sein hehres Angebot. Doch er hat meine Brüder gemeuchelt. Das werd’ ich nie und
nimmer vergeben, vor allem nich’ seinen Verrat an Sir Gareth. Sollt’ es meines
Onkels – König Arthurs – Wunsch sein, mit ihm wieder eins zu werden, so wird
der König
meiner Dienste verlustig gehn, nebst denen aller Galen. Was auch hier geredet
wird – wir kennen die Wahrheit. Der Mann ist ein entlarvter Verräter – Verräter
am König und an mir.«
    »Es lebt keiner, Gawaine, der mich einen
Verräter genannt hat. Was die Königin angeht, so habe ich mich erklärt.«
    »Damit hat sich’s. Ich mach’ keine
Anspielungen auf die Frau, wenn sich das nicht gehört. Ich sprech’ von dem, was
Euer eigen Urteil sein soll.«
    »Wenn’s des Königs Urteil ist, nehme ich’s
an.«
    »Der König war mit mir schon einig, noch
eh Ihr gekommen seid.«
    »Arthur…«
    »Redet den König mit seinem Titel an!«
    »Sir, ist das wahr?«
    Der alte Mann aber senkte nur den Kopf.
    »Laßt es mich wenigstens aus dem Munde des
Königs hören!«
    Mordred sagte: »Sprecht, Vater.«
    Der schüttelte den Kopf wie ein geköderter
Bär. Er bewegte ihn mit den schweren Bewegungen eines Bären, schaute jedoch
weiterhin zu Boden.
    »Sprecht.«
    »Lanzelot«, hörte man ihn sagen, »Ihr
wißt, wie die Wahrheit zwischen uns steht. Meine Tafelrunde ist zerbrochen,
meine Ritter sind fortgegangen oder tot. Nie hab’ ich

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