Der König auf Camelot
Krieger. Es gibt Besitzer
von Bankguthaben wie das Eichhörnchen oder wie der Bär, der mit seinem Speck
überwintert. Jedes Nest, jeder Bau, jeder Futterplatz ist eine Form
individuellen Eigentums, und wie glaubt Ihr, daß die Krähen, Kaninchen,
Elritzen und all die anderen geselligen Tiere es fertigbringen,
zusammenzuleben, ohne sich mit den Fragen von Demokratie und Gewalt
auseinandergesetzt zu haben?«
Offenbar waren
alle auf das Thema gut eingespielt, denn bevor der König antworten konnte,
unterbrach der Dachs:
»Ihr habt uns
nie«, sagte er, »und Ihr werdet uns nie ein Beispiel für Kapitalismus in der
Naturwelt nennen können.«
Merlin sah
unglücklich drein. »Und«, fügte der Dachs hinzu, »wenn Ihr uns kein Beispiel
geben könnt, dann beweist das nur, daß Kapitalismus unnatürlich ist.« Der
Dachs, das muß hier angemerkt werden, neigte zu einem sowjetrussischen Standpunkt.
Er und die anderen Tiere hatten in den letzten Jahrhunderten mit dem Zauberer
soviel diskutiert, daß sie sich inzwischen in höchst magischen Begriffen
ausdrückten; sie sprachen von Bolschewisten und Nazis mit solcher Geläufigkeit,
als handle es sich um nicht viel mehr als die Lollarden und die Schläger der
zeitgenössischen Geschichte. Merlin, der ein unerschütterlicher Konservativer
war – und das war recht progressiv von ihm, wenn man bedenkt, daß er rückwärts
lebte –, verteidigte sich schwach.
»Parasitismus«, sagte er, »hat in der Natur eine
alte und anerkannte Tradition, vom Kuckuck bis zum Floh.«
»Wir reden nicht von Parasitismus. Wir reden vom
Kapitalismus, der exakt definiert worden ist. Könnt Ihr mir, vom Menschen
abgesehen, ein einziges Beispiel einer Spezies nennen, deren Individuen den
Arbeitsnutzen von Individuen derselben Spezies ausbeuten? Selbst Flöhe beuten
nicht andere Flöhe aus.« Merlin sagte: »Es gibt gewisse Affen, die in der
Gefangenschaft von ihren Wärtern scharf beobachtet werden müssen. Geschieht das
nicht, dann enthalten die dominanten Individuen ihren Artgenossen die Nahrung
vor, sie zwingen sie sogar, diese wieder zu erbrechen, und die Kameraden
verhungern.«
»Das klingt nach einem wackeligen Beispiel.« Merlin
faltete die Hände und sah unglücklicher denn je aus. Endlich schraubte er
seinen Mut bis zum höchstmöglichen Punkt, holte tief Luft und stellte sich der
Wahrheit. »Es ist ein wackeliges Beispiel«, sagte er. »Es ist mir unmöglich,
ein Beispiel für echten Kapitalismus in der Natur zu nennen.«
Kaum hatte er das gesagt, fuhren seine Hände
auseinander wie der Blitz, und die Faust der einen schlug in die Handfläche der
anderen. »Ich hab’s!« rief er. »Ich wußte, daß ich mit dem Kapitalismus recht
hatte. Wir sehen das Problem falsch.«
»Das tun wir gewöhnlich.«
»Die Hauptspezialisierung einer Spezies ist für
andere Spezies fast immer unnatürlich. Daß es in der Natur keine Beispiele von
Kapital gibt, bedeutet nicht, daß Kapital für den Menschen unnatürlich im Sinn
von falsch sei. Genauso könnte man sagen, es sei falsch für eine Giraffe,
Baumwipfel zu fressen, weil keine andere Antilopenart so lange Hälse hat, oder
es sei für die erste Amphibie falsch gewesen, aus dem Wasser zu kriechen, weil
es damals keine anderen Beispiele von Amphibien gab. Der Kapitalismus ist die
Spezialität der Menschen, genau wie sein Großhirn. Es gibt in der Natur keine
anderen Beispiele eines Lebewesens mit einem Großhirn, wie der Mensch es hat.
Das heißt nicht, es sei unnatürlich für den Menschen, ein Großhirn zu haben. Im
Gegenteil, es bedeutet, er muß es nutzen.
Das gleiche gilt für den Kapitalismus, Er ist, wie
das Gehirn, eine Spezialität, ein Juwel in der Krone! Gerade fällt mir ein, daß
sich der Kapitalismus möglicherweise aus dem Besitz eines entwickelten Großhirns
ergibt. Warum sollte sonst unser einziger weiterer Nachweis für den
Kapitalismus – die Affen, die ich erwähnt habe – unter den Anthropoiden zu
finden sein, deren Gehirn dem des Menschen ähnelt? Ja, ja, ich habe gewußt, daß
ich recht damit hatte, die ganze Zeit ein kleiner Kapitalist zu sein. Ich
wußte, daß es einen sinnvollen Grund dafür gab, warum die Russen meiner Jugend
ihre Ideen modifizieren sollten. Die Tatsache, daß etwas einmalig ist, bedeutet
nicht, daß es falsch ist; im Gegenteil, sie zeigt, daß es richtig ist. Richtig
für den Menschen natürlich, nicht für die anderen Tiere. Es bedeutet…«
»Ist Euch klar«, fragte Archimedes, »daß Eure
Zuhörer seit
Weitere Kostenlose Bücher