Der König auf Camelot
Hunnen vorzuziehen, die gegen sie
kämpfen. Darüber soll es kein Mißverständnis geben.«
»Und was«, fragte der Dachs höflich, »ist
die praktische Lösung?«
»Die einfachste und leichteste der Welt.
Man muß Einrichtungen wie Zollgrenzen, Pässe und Einwanderungsgesetze
abschaffen und die Menschheit in eine Föderation von Individuen umwandeln. Im
Grunde muß man die Nationen abschaffen, nicht nur die Nationen, sondern auch
die Staaten; letzten Endes darf man keine Einheit dulden, die größer ist als
die Familie. Vielleicht wird es nötig sein, Privateinkommen in einem
großzügigen Maßstab zu begrenzen, damit nicht sehr reiche Menschen eine eigene
Nation bilden. Daß jedoch Individuen zu Kommunisten oder sonstwas werden, ist
völlig unnötig und gegen die Naturgesetze. Wenn wir Glück haben, entsteht im
Lauf von tausend Jahren eine gemeinsame Sprache, aber die Hauptsache ist, daß
ein Mann aus Stonehenge über Nacht seine Habseligkeiten packen und ungehindert sein Glück in
Timbuktu versuchen kann…
Der Mensch könnte zum Nomaden werden«,
fügte er einigermaßen überrascht hinzu.
»Aber das würde zum Chaos führen!« rief
der Dachs. »Ja-japanische Arbeitskräfte… die Löhne würden unterboten, der
Handel ausgehöhlt!«
Unsinn. Alle Menschen haben die gleiche
physische Struktur und den gleichen Nahrungsbedarf. Wenn ein Kuli dich
ruinieren kann, weil er in Japan von einer Schüssel Reis lebt, dann gehst du
besser nach Japan und kaufst dir eine Schüssel Reis. Dann kannst du den Kuli
ruinieren, der inzwischen wohl in London mit deinem Rolls-Royce angibt.«
»Aber das würde der Zivilisation den
Todesstoß versetzen! Es würde den Lebensstandard senken…«
»Quatsch. Es würde den Lebensstandard des
Kulis heben. Wenn er im freien Wettbewerb so gut wie du ist oder besser, dann
herzlichen Glückwunsch für ihn. Er ist der Mann, den wir brauchen. Und was die
Zivilisation angeht – schau sie dir doch an.«
»Es wäre eine ökonomische Revolution!«
»Hättest du lieber eine Reihe von
Weltkriegen? Für alles Wertvolle in dieser Welt, mein Dachs, muß man bezahlen.«
»Bestimmt«, sagte der Dachs plötzlich,
»das wäre die Lösung.«
»Na also. Überlasse den Menschen seiner
schäbigen Tragödie, wenn er darauf besteht, und schau dich nach den
zweihundertfünfzigtausend anderen Tieren um. Sie wenigstens haben, von wenigen
unbedeutenden Ausnahmen abgesehen, politischen Verstand. Es geht um die Wahl
zwischen Ameise und Gans, und unser König braucht nach seiner Rückkehr nichts
anderes zu tun, als den Menschen ihre Situation klar zu machen.«
Der Dachs, der ein prinzipieller Gegner
jeder Übertreibung war, protestierte heftig.
»Zweifellos«, sagte er, »ist es doch ein
verquaster Gedankengang, aus dem heraus man behaupten könnte, der Mensch soll
zwischen den Ameisen und den Gänsen wählen? Erstens kann der Mensch weder das
eine noch das andere sein, und zweitens sind die Ameisen, wie wir wissen, als
solche gar nicht unglücklich.« Merlin ging sofort auf dieses Argument ein. »Ich
hätte das nicht sagen sollen. Es war eine Redensart. Tatsächlich hat eine
Spezies immer nur die Wahl zwischen zweierlei: sich entweder nach ihren eigenen
evolutionären Gesetzen zu entwickeln oder ausgelöscht zu werden. Die Ameisen
mußten sich entscheiden, entweder Ameisen zu sein oder tot, und die Gänse
hatten zu wählen zwischen dem Aussterben und dem Gänsesein. Es ist nicht so,
daß die Ameisen unrecht haben und die Gänse recht. Der Ameisismus ist das
Richtige für die Ameisen, und die Gänsigkeit ist das Richtige für die Gänse.
Ebenso wird der Mensch sich entscheiden müssen zwischen dem Zugrundegehen und
der Menschlichkeit. Und ein großer Teil der Menschlichkeit wird durch die
intelligente Lösung eben der Machtprobleme bestimmt, die wir durch die Augen
anderer Geschöpfe betrachtet haben. Das muß der König ihnen verständlich
machen.«
Archimedes hüstelte und sagte: »Verzeiht,
Meister, aber ist Euer zweites Gesicht heute scharf genug, um uns zu sagen, ob
es ihm gelingen wird?« Merlin kratzte sich am Kopf und putzte seine Brille.
»Letzten Endes wird es ihm gelingen«, sagte er schließlich. »Dessen bin ich
sicher. Sonst muß die Rasse zugrunde gehen wie die amerikanischen Holztauben,
die, das wäre hinzuzufügen, wesentlich zahlreicher waren als die menschliche
Familie und dennoch innerhalb eines Jahrdutzends am Ende des neunzehnten Jahrhunderts
ausgerottet wurden. Doch ob das in dieser Zeit
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