Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
Vom Netzwerk:
er sarkastisch, »’ne nette
Bande Schwätzer, sagt unsereiner, ’ne feine Sorte von Pompius Pilatus, um ’n
Menschen loszuwerden. Babbel-babbel, blablabla. Aber wenn eins von euch noch’n
Finger rührn tut gegn ihn, dann brech’ ich ihms ’n Hals!«
    Unglücklich protestierte Merlin: »Niemand
hat gewollt, daß er irgendwas tut, was er nicht möchte…« Der Igel ging zu ihm,
streckte seine zuckende Nase hoch bis an die Brille des Magiers, der erschrocken
zurückfuhr, und schnaufte ihm ins Gesicht.
    »Ha«, sagte er. »Niemand hat nie nix
gewollt. Bloß nur vergessen dran ßu denkn, daß er selber vleicht was gewollt
hat.«
    Dann ging er zu dem niedergeschlagenen
König zurück, wobei er mit Takt und Würde auf Abstand hielt wegen seiner Flöhe.
    »Ui, Meester«, sagte er. »Ihr seid ßu lang
drin gewesn. Kommt raus mit’n armseljen Egel, daß Ihr die Luft Gottes inner
Nase spürt, un’ legt Euer Kopp an’n Busn vonner Erde.
    Achtet nich’ auf die Schwätzer«, fuhr er
fort. »Laßt sie dismutiern, bis sie historisch sin’, verschieht ihn’ recht.
Schnauft ’n bißchen frische Luft mit ’nem einfachn Mann un’ freut Euch am
Himmel.«
    Arthur streckte dem Wicht die Hand hin,
der ihm zögernd die seine reichte, nachdem er sie an seinen Rückenstacheln
abgewischt hatte.
    »Unsereiner is’ verlaust«, erklärte er
bedauernd, »aber ehrlich.« Zusammen gingen sie zur Tür, wo der Igel sich
umwandte und die Lage überschaute.
    »Orriwoah«, bemerkte er gutgelaunt und
betrachtete das Komitee mit unsäglicher Verachtung. »Gebt man bloß acht un’
zerstört nich’ das Uniservum, bevor wir zurück sin’. Un’ erschafft auch nich’
kein neues, verstandn!« Und er verbeugte sich sarkastisch vor dem
niedergeschmetterten Merlin. »Gott der Vatter.«
    Vor dem unglücklichen Archimedes, der sich
streckte, die Augen schloß und den Kopf abwandte. »Gott der Sohn.« Vor dem
flehenden Dachs. »Un’ Gott, der heilje Greis.«
     
     
     
     
     
     
     
    KAPITEL 18
     
     
    Es gibt nichts schöneres, als in einer
Frühlingsnacht auf dem Land im Freien zu sein; aber es sollte der späteste Teil
der Nacht sein, und am besten ist es allein. Dann, wenn man hören kann, wie die
wilde Welt dahinrast, wie die Kühe wiederkäuen, gerade bevor man über sie
stolpert, wie die Blätter heimlich leben, wie am Gras geknabbert und gerupft wird,
wie das Blut in den eigenen Adern strömt; wenn man sehen kann, wie schwarz sich
die Bäume und Hügel von der tieferen Dunkelheit abheben, wie die Sterne sich
für einen ganz allein in ihren gewohnten Bahnen drehen; wenn ein Licht in einer
weit entfernten Hütte auf Krankheit hindeutet oder auf einen Frühaufsteher mit
geheimnisvollem Auftrag; wenn die Pferdehufe mit dem quietschenden Karren
dahinter zu einem unbekannten Markt trotten und einen in Säcke gehüllten
Schläfer ziehen; wenn die Hundeketten auf den Bauernhöfen rasseln, wenn die
Füchsin einmal bellt und die Eulen schweigen – dann ist eine herrliche Zeit, um
lebendig und ganz wach zu sein, während die übrige Menschheit bewußtlos,
inhäusig, bettgekrümmt sich der Gnade des Mitternachtsverstandes ausliefert.
    Der Wind hatte sich zur Ruhe gelegt. Die
pudrigen Sterne weiteten und verengten sich am klaren Himmel, und hätte man sie
dabei hören statt sehen können, dann hätten sie geklingelt und geklimpert. Der
felsige Hügel, den sie hinaufkletterten, reckte sich zum Himmel, eine
majestätische Finsternis wie ein aufstrebender Horizont. Der kleine Igel
kämpfte sich von Grasbüschel zu Grasbüschel, fiel stöhnend in sumpfige Pfützen
und keuchte, wenn er die Miniaturfelsen überwand. Der erschöpfte König half ihm
an den schlimmsten Stellen, hob ihn in einen besseren Stand oder schob ihn von
hinten, wobei er bemerkte, wie rührend und hilflos die nackten Igelbeine
aussahen.
    »Dankschön«, sagte der Wicht. »Bestn Dank,
wirklich.« Als sie den Gipfel erreicht hatten, setzte er sich keuchend, und der
alte Mann setzte sich neben ihn, um die Aussicht zu bewundern.
    Es war England, das langsam im Licht des
späten Mondes auftauchte; sein Königreich Gramarye. Zu seinen Füßen
hingestreckt, dehnte es sich bis in den fernsten Norden und senkte sich zu den
gedachten Hebriden. Das war sein Heimatland. Der Mond machte die Schatten der
Zweige und Äste wichtiger als die Bäume selbst, er zeichnete die stillen Flüsse
in Quecksilber nach, glättete die Spielzeugweiden und legte einen zarten Dunst über
alles. Doch der König

Weitere Kostenlose Bücher