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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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zum
Erschrecken.
    Man kürzte Rab und
Rebhuhn
    Um ihre schmucken
Köpfe,
    Schoß auch in
Lerchenschwärme,
    Das bracht uns volle
Töpfe!
    Doch Wart, der
Merlinkönig,
    Kam dir und mir
zuvor,
    Die Beut, ihr Leut,
    Verteilt er heut,
    Stimmt an ihm zum
Ruhm einen Chor!«
     
    »Denkt an meine Worte«,
rief der schöne Balan. »Dieser junge Kandidat wird einst ein richtiger König.
Und nun: alle miteinander zum Schluß noch einmal die letzte Strophe!
     
    Doch Wart, der
Merlinkönig,
    Kam dir und mir
zuvor,
    Die Beut, ihr Leut,
    Verteilt er heut,
    Stimmt an ihm zum
Ruhm einen Chor!«
     
     
     

KAPITEL 9
     
     
    »Jau!« sagte Wart, als er
am nächsten Morgen in seinem Bett erwachte. »Was für eine grauslige, großartige
Bande!« Kay richtete sich im Bett auf und schimpfte drauflos wie ein
Eichhörnchen. »Wo warst du heute nacht?« fragte er. »Ich glaub’, du bist
rausgestiegen. Ich werd’s meinem Vater erzählen, dann beziehst du Hiebe. Du
weißt ganz genau, daß wir nach dem Abendläuten nicht mehr raus dürfen. Was hast
du angestellt? Ich hab’ überall nach dir gesucht. Ich weiß genau, daß du
abgehauen bist.«
    Die Jungen hatten eine bestimmte Methode, das
Schloß zu verlassen, wenn es nächtens notwendig war: sie kletterten an einer
Regenrinne hinab und durchschwammen den Burggraben – um auf einen Dachs zu
passen, zum Beispiel, oder um Schleien zu fangen, deren man nur vor
Morgengrauen habhaft wird.
    »Ach, halt den Mund«, sagte Wart. »Ich bin müde.«
    Kay sagte: »Wach auf, wach auf, du Biest. Wo bist
du gewesen?«
    »Werd’ ich dir doch nicht erzählen!« – Kay würde
ihm die Geschichte nicht glauben, ihn nur einen Lügner schimpfen und gar noch
wütender werden.
    »Wenn du’s mir nicht sagst, bring’ ich dich um.«
    »Das wirst du schön bleiben lassen.«
    »Sollst schon sehn.«
    Wart drehte sich auf die andere Seite.
    »Biest«, sagte Kay. Er nahm ein Stück Haut von
Warts Arm zwischen Daumen und Zeigefinger und kniff ihn mit aller Macht. Wart
schlug um sich wie ein Lachs, der plötzlich den Angelhaken spürt, und boxte
ihn ins Auge. Im Nu waren sie aus dem Bett, entrüstet und blaß, und ähnelten
gehäuteten Kaninchen – dazumal trug man im Bette keine Kleider – und wirbelten
die Arme wie Windmühlenflügel herum, um den ändern irgendwie zu treffen.
    Kay war älter und größer als Wart, so daß er am
Ende Sieger bleiben würde; andererseits aber war er nervöser, hatte mehr
Phantasie. Er konnte sich die Wirkung jedes Schlages vorstellen, der gegen ihn
geführt wurde, und dies schwächte seine Verteidigungskraft. Wart war nur ein
wütender Hurrikan.
    »Laß mich in Ruh, ja?« Und dabei ließ er Kay
durchaus nicht in Ruhe, sondern bedrängte ihn mit gesenktem Kopf und
schwingenden Armen, so daß Kay dieser Aufforderung überhaupt nicht Folge
leisten konnte. Sie schlugen sich ausschließlich ins Gesicht.
    Kays Reichweite war größer, und seine Faust war
schwerer. Er streckte seinen Arm – eigentlich nur zur Selbstverteidigung –, und
Wart rannte mit dem Auge in die geballte Faust. Der Himmel wurde ein
geräuschvolles, schockendes Schwarz, aus dem schreiende Meteore schössen. Wart
schluchzte und keuchte. Es gelang ihm, einen Schwinger auf der Nase seines
Gegners zu landen, und die fing an zu bluten. Kay ließ die angewinkelten Arme
sinken, kehrte Wart den Rücken und sagte mit kalter, schniefender,
vorwurfsvoller Stimme: »Jetzt blutet sie.« Der Kampf war vorbei.
    Kay lag auf dem Steinfußboden; aus seiner Nase blubberte
Blut. Wart zog (mit geschwollenem Auge) den gewaltigen Schlüssel aus der Tür
und legte ihn Kay ins Genick. Keiner sprach.
    Alsdann drehte Kay sich auf den Bauch und
schluchzte. Er sagte: »Merlin tut alles immer nur für dich – aber für mich tut
er nie was.«
    Da hatte Wart das Gefühl, tatsächlich ein Biest
gewesen zu sein. Er zog sich an und machte sich auf die Suche nach dem
Zauberer.
    Unterwegs bekam ihn das Kindermädchen zu fassen.
    »Soso, mein kleines Herrchen«, schimpfte die
Matrone und griff seinen Arm, »habt Euch also wieder mal mit Master Kay in’ne
Wolle gehabt, wie? Seh’ sich doch einer das Auge an! Spottet ja nachgrad jeder
Beschreibung.«
    »Ist schon in Ordnung«, sagte Wart.
    »Ist’s ganz und gar nicht, mein Püppchen«, sagte
das Kindermädchen, wurde böse und tat, als wolle sie zum Schlag ausholen. »Also
los: wie habt Ihr Euch das geholt? Wird’s bald? Sonst leg’ ich Euch übers
Knie!«
    »Ich bin in den Bettpfosten gerannt«,

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