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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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falls Morgan tatsächlich die
Königin dieser Geschöpfe ist, und wenn wir unsere Freunde befreien wollen, ehe
sie verzaubert werden – eine ihrer alten Königinnen mit Namen Circe verwandelte
alle, die sie fing, in Schweine –, dann müssen wir in ihrem Schloß nach ihnen
suchen.«
    »Also gehn wir.«
     
     
     
    KAPITEL 11
     
     
    Robin lächelte dem älteren
der beiden Jungen zu und klopfte ihm auf den Rücken, während Wart verzweifelt
an seinen Hund dachte. Dann räusperte sich der Geächtete und sprach weiter.
    »Ihr habt recht«, sagte er, »wir müssen hin, aber
jetzt werde ich euch den unangenehmen Teil erklären. Es kann nämlich niemand
ins Castle Chariot – nur ein Junge oder ein Mädchen.«
    »Soll das heißen, daß Ihr nicht reinkönnt?«
    »Aber du könntest rein.«
    »Ich glaube«, sagte Wart, als er darüber
nachgedacht hatte, »es ist so was wie mit den Einhörnern.«
    »Richtig. Ein Einhorn ist ein magisches Tier, und
nur eine Jungfrau kann’s fangen. Feen sind auch magisch, und nur Unschuldige
können ihre Schlösser betreten. Deshalb stehlen sie fremde Kinder aus der
Krippe.«
    Kay und Wart schwiegen eine Weile. Dann sagte Kay:
»Na schön. Ich mach’ mit. Schließlich ist’s ja mein Abenteuer.«
    Wart sagte: »Ich möcht’ mitgehn. Ich hänge an Cavall.«
    Robin sah Marian an.
    »Nun gut«, sagte er. »Wir wollen keine großen Geschichten
machen, aber wir werden uns einen Plan ausdenken. Ich glaube, es ist für euch
beide besser, wenn ihr nicht allzu genau Bescheid wißt – aber so schlimm, wie
ihr denkt, ist’s nun auch wieder nicht.«
    »Wir kommen mit«, sagte Marian. »Unsere Bande wird
euch zum Schloß begleiten. Eure Aufgabe ist dann bloß noch das Reingehen.«
    »Ja, und die Bande wird wahrscheinlich hinterher
von ihrem Greif angefallen.«
    »Ein Vogel Greif ist auch da?«
    »Natürlich. Das Castle Chariot wird nicht von einem
Hund bewacht, sondern von einem höchst gefährlichen Greif. Auf dem Hinweg
müssen wir uns lautlos an ihm vorbeischleichen, sonst schlägt er Alarm, und ihr
kommt nicht rein. Es wird eine aufregende Pirsch.«
    »Wir werden den Abend abwarten müssen.«
    Die Jungen verbrachten einen angenehmen Vormittag,
indem sie sich an zwei von Maid Marians Bogen gewöhnten. Robin hatte darauf
bestanden. Er sagte, mit einem fremden Bogen könne man genausowenig schießen
wie mit einer fremden Sichel mähen. Zu Mittag gab es kalte Wildpasteten und Met
für die ganze Belegschaft. Wie bei einer Zaubervorstellung kamen die Outlaws
zum Essen herbeigeschlichen. Eben war noch niemand am Rande der Lichtung, und
im nächsten Augenblick schon wurde sie von einem halben Dutzend bevölkert –
grünen oder sonnverbrannten Männern, die stumm aus dem Wald oder dem Unterholz
auftauchten. Zum Schluß waren an die hundert versammelt, und es wurde fröhlich
getafelt und gelacht. Sie waren nicht wegen Mordes oder wegen sonstiger Untaten
geächtet. Sie waren Saxen, die sich gegen Uther Pendragons Eroberung aufgelehnt
hatten und sich weigerten, einen fremden König anzuerkennen. In den Mooren und
Urwäldern Englands wimmelte es von ihnen. Sie glichen den Widerstandskämpfern
späterer Tage: Rebellen gegen Fremdherrschaft. Das Essen wurde in einer
Laubhütte ausgegeben, wo Marian mit ihren Gehilfinnen kochte.
    Nachmittags stellten die Partisanen Posten auf,
welche die Baum-Botschaften aufzufangen hatten, während die übrigen sich
schlafen legten – teils, weil die Jagd hauptsächlich zu den Zeiten stattfinden
mußte, da die meisten Werktätigen schliefen, teils aber auch, weil die
jagdbaren Tiere nachmittags ruhen, so daß die Jäger es ihnen gleichtun
konnten. An diesem Nachmittag jedoch rief Robin die beiden Jungen zu einer
Besprechung herbei.
    »Hört mal zu«,
sagte er. »Ich werde euch erklären, wie wir vorgehen wollen. Meine Bande von
hundert Mann wird mit euch zu Königin Morgans Schloß marschieren, und zwar in
vier Gruppen. Ihr beiden geht mit Marians Trupp. Wenn wir an eine Eiche kommen,
in die im Jahr des großen Unwetters der Blitz schlug, dann sind wir nur noch
eine Meile von dem wachhabenden Greif entfernt. Wir treffen dort zusammen, und
anschließend müssen wir uns wie Schatten bewegen. Wir müssen an dem Greif
vorbei, ohne daß er Wind bekommt. Wenn uns das gelingt, und wenn alles gut
geht, halten wir etwa vierhundert Schritt vor dem Schloß. Näher können wir
wegen des Eisens in unsern Pfeilspitzen nicht heran, und von dem Augenblick an
seid ihr auf euch

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