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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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ihnen zu tun hat –
und daß Feen etwas sind, von denen euer Kindermädchen euch nichts erzählt hat.
Manche sagen, sie seien die Allerältesten, die schon vor den Römern in England
lebten – vor uns Saxen, vor den Alten – und in den Underground getrieben
wurden. Manche sagen, sie sehen wie Menschen aus, wie Zwerge, und andere
behaupten, daß sie ganz gewöhnlich aussehen, und andere wieder, daß sie nichts
und niemandem gleichen, sondern verschiedene Gestalt annehmen, je nach Lust und
Laune. Jedenfalls: wie sie auch aussehen – sie verfügen über das Wissen der
alten Galen. Sie wissen Dinge in ihren Bauen und Höhlen dort unten, die die
Menschen vergessen haben; und eine Menge von diesen Dingen bleibt besser
geheim.«
    »Nicht so laut«, sagte das langhaarige Mädchen mit
einem seltsamen Seitenblick, und die Jungen bemerkten, daß der kleine Kreis
sich enger zusammengeschlossen hatte.
    »Na schön«, sagte Robin leiser. »Diese Geschöpfe,
von denen ich rede, und wenn’s recht ist, werde ich jetzt keine Namen mehr
nennen – jedenfalls: sie haben kein Herz. Es ist nicht eigentlich so, daß sie
unbedingt Böses tun möchten, nein: wenn man eins erwischte und aufschneiden
würde, dann fänd’ man drinnen kein Herz. Es sind Kaltblüter, wie die Fische.«
    »Sie sind überall. Auch dann, wenn man spricht.«
    Die Jungen sahen sich um.
    »Sei still«, sagte Robin. »Ich brauche euch nichts
mehr zu sagen. Es bringt Unglück, wenn man von ihnen spricht. Die Sache ist
folgende: ich glaube, daß diese Morgan die Königin der – na ja – Guten ist, und
ich weiß, daß sie manchmal in einem Schloß nördlich von unserem Wald wohnt; es
heißt Castle Chariot. Marian sagt, die Königin selber sei keine Fee, sondern
nur eine Zauberin, die mit ihnen befreundet ist. Andere sagen, sie sei die Tochter
des Grafen von Cornwall. Ist ja auch einerlei. Es geht darum, daß heute früh –
durch ihre Zauberei – die Allerältesten einen meiner Diener und einen von den
euren gefangengenommen haben.«
    »Doch nicht Tuck?« rief Little John, der über die
jüngsten Ereignisse nicht auf dem laufenden war, da er Wachdienst hatte.
    Robin nickte. »Die Nachricht kam von den nördlichen
Räumen, ehe deine Meldung von den Jungen eintraf.«
    »Au weh, armer Mönch!«
    »Erzähl ihnen, wie’s passiert ist«, sagte Marian.
»Vielleicht solltest du auch die Namen erklären.«
    »Zu den wenigen Dingen«, sagte Robin, »die wir von
den Glückseligen wissen, gehört, daß sie auf die Namen von Tieren hören. Sie
heißen also, zum Beispiel, Kuh oder Ziege oder Schwein und so fort. Gut. Wenn
du nun eine deiner Kühe rufst, mußt du immer auf sie zeigen, wenn du sie rufst.
Sonst rufst du vielleicht eine Fee herbei – eine Kleine, hätt’ ich sagen sollen
–, die auf den gleichen Namen hört, und wenn du sie herbeigerufen hast, kommt
sie und kann dich mitnehmen.«
    »Allem Anschein nach«, sagte Marian, die Geschichte
fortführend, »ist euer Hundejunge vom Schloß mit seinen Hunden zum Waldrand
gegangen, wo sie stöbern sollten, und zufällig erblickte er Bruder Tuck, als
der gerade mit einem alten Mann namens Wat ein Schwätzchen hielt, der hier
herum wohnt…«
    »Verzeihung«, riefen die beiden Jungen, »ist das
der alte Mann, der in unserem Dorf gelebt hat, bevor er den Verstand verlor? Er
hat dem Hundejungen die Nase abgebissen, und jetzt haust er im Wald – so eine
Art Menschenfresser?«
    »Derselbige«, erwiderte Robin. »Aber ein Menschenfresser
ist er nun ganz und gar nicht: er lebt von Gräsern und Wurzeln und Bucheckern
und tut keiner Fliege was zuleide. Ich fürchte, da ist eure Phantasie mit euch
durchgegangen.«
    »Stell dir vor: Wat ißt Bucheckern.«
    »Folgendes geschah«, erzählte Marian geduldig. »Die
drei trafen zusammen, um ein wenig zu plaudern, und einer der Hunde (ich
glaube, es war Cavall) sprang an dem armen Wat hinauf, um ihm das Gesicht zu
lecken. Da bekam’s der Alte mit der Angst, und euer Hundejunge rief: ›Komm
her, Hund!‹ – Er zeigte nicht mit dem Finger auf ihn, seht ihr, und das hätte
er unbedingt tun müssen.«
    »Und dann?«
    »Tja, einer meiner Leute, nämlich Scathelocke –
oder Scarlett, wie er in den Balladen heißt –, der war gerade in der Nähe beim
Holzfällen, und er sagt, sie seien verschwunden, seien einfach vom Erdboden
verschwunden, mitsamt dem Hund.«
    »Mein armer Cavall!«
    »Also haben die Feen sie geholt.«
    »Ihr meint die Friedlichen.«
    »Verzeihung.«
    »Die Sache ist die:

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