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Der König der Diamanten

Der König der Diamanten

Titel: Der König der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Tolkien
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beiden jetzt in tiefem Schlummer hinter den zugezogenen Vorhängen ihrer Wohnung im ersten Stock. David war so hungrig, dass er kurz glaubte, das Schaufenster einschlagen zu müssen, doch er widerstand der Versuchung: Sollte er geschnappt werden, dann mit Sicherheit nicht wegen einer Dummheit wie dieser. Der Schlaf hatte ihm vorübergehend den Kopf freigemacht, und er war sich im Klaren darüber, dass er keine Zeit zu verlieren hatte. Er brauchte Hilfe für seine Schulter, und um weiterzugehen, war er einfach zu schwach. Nach Oxford würde er es zu Fuß auf gar keinen Fall schaffen. Ein Auto zu stehlen kam auch nicht in Frage, denn er hatte keine Ahnung, wie das mit dem Kurzschließen ging. Nein, er musste jemanden auftreiben, der ihn fahren konnte, und um das zu erreichen, gab es nur eine Möglichkeit.
    Er wartete im Schatten, die Hand auf der Waffe in seiner Tasche. Nichts rührte sich. Das Dorf war vollkommen ruhig. Die Einwohner schliefen selig, ohne die geringste Ahnung, dass sie binnen Kurzem die Titelseiten der Abendzeitungen zieren würden. Doch dann, als die Kirchturmglocke gerade fünf geschlagen hatte, sah David von der Straße her Lichter auf sich zukommen. Also dann: jetzt oder nie. Als der Wagen die Fahrt verlangsamte, um an der Kreuzung zu halten, machte David einen Schritt ins Scheinwerferlicht und begann mit seinem gesunden Arm zu winken.
    Er hatte Glück. Der Fahrer kurbelte die Scheibe herunter und beugte sich aus dem Fenster.
    »Was ist los, Kollege?« Der Mann klang angespannt, wenn nicht sogar ängstlich. Das überraschte David nicht sonderlich. Mit seinen blutigen, zerrissenen Gefängnisklamotten sah er sicher abschreckend aus.
    »Ich hatte einen Unfall«, sagte David, ohne lang zu überlegen. »Ein Auto hat mich erwischt, als ich die Straße überquert habe. Ich muss ins Krankenhaus. Können Sie mich hinbringen?«
    »Ich weiß nicht recht. Wollen Sie nicht lieber an einer dieser Türen hier klopfen und fragen, ob Ihnen jemand einen Krankenwagen ruft? Das machen die doch sicher.«
    Das war die Reaktion, die David im Grunde erwartet hatte. Er hatte nicht wirklich darauf spekuliert, dass ein vorbeikommender Autofahrer ihn mitnahm, um fünf in der Früh und so wie er aussah, aber der kurze Wortwechsel hatte ihm die Zeit verschafft, auf die Fahrerseite zu gelangen. Er schnellte vor, riss die Türe auf und zielte mit der Waffe auf den Kopf des Mannes.
    »Geben Sie mir die Schlüssel«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Oder ich schieße.«
    Der Mann reagierte nicht. Er hielt mit den Händen weiter das Lenkrad umklammert. Erst als David ihm die Waffe an die rechte Schläfe setzte, beugte er sich vor, machte den Motor aus und reichte David mit zitternder Hand die Schlüssel. Auf dem Beifahrersitz saß eine junge Frau im Partykleid, stocksteif vor Angst, den Blick starr auf die Waffe gerichtet.
    David steckte die Schlüssel in die Tasche und betätigte den Griff der hinteren Türe – vergeblich. Sie war offenbar verriegelt.
    »Aufmachen«, rief er. »Machen Sie die verdammte Tür auf.« Aber der Mann reagierte nicht. Vielleicht war es der Schock, der ihn lähmte, vielleicht konnte er auch nur nicht damit umgehen, dass eine Waffe auf seinen Kopf gerichtet war. Das war David völlig gleichgültig. Er war so frustriert und wütend, dass er den Mann schlagen, ihm mit dem Revolver ein paar überziehen wollte, bis er tat, was er von ihm wollte. Und vielleicht hätte er das auchgemacht, wenn sich die Frau nicht eingeschaltet hätte. Sie beugte sich nach hinten, öffnete die Verriegelung und ließ David einsteigen.
    »Na dann«, sagte er und warf dem Mann die Schlüssel über die Schulter in den Schoß. »Los geht’s. Wir fahren nach Oxford.«
    »Wir? Warum wir? Warum können Sie uns nicht hierlassen und den Wagen nehmen? Bitte, bitte: Lassen Sie uns raus.« Der Mann hatte seine Stimme wiedergefunden, aber ganz offensichtlich raubte ihm die Angst alle Sinne. Er verhaspelte sich in seiner Rede, und um die Frau stand es auch nicht besser: David konnte sehen, wie ihre im Schoß gefalteten Hände zitterten. Aber er hatte weder Mitleid noch Schuldgefühle. Stattdessen fühlte er sich auf eigenartige Weise von sich selbst abgelöst. Jedwede Panik und Verzweiflung, wie er sie noch kurz vorher auf dem Hügel empfunden hatte, war verschwunden. Außerdem war einfach keine Zeit zum Diskutieren. So viel war klar. Bald würden hier Einsatzwagen der Polizei auftauchen und die Jagd auf ihn fortsetzen.
    »Tun Sie,

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