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Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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nur schwach an ihren Auftrag erinnern; der Zwerg hatte mich abgelenkt, als sie im Schankraum mit mir gesprochen hatte. Hastig löffelte ich den Brei in mich hinein und rief mir Einzelheiten ins Gedächtnis. Fünfundzwanzig Jahre, zehn Kinder, davon acht Söhne. Liebe, Treue, eheliches Glück. Und hatte sie nicht auch erwähnt, dass es sich reimen sollte? Und worüber, zum Teufel, hatten die Männer im Stall geflüstert? Was führten sie im Schilde?
    »Es sind mehrere Strophen«, sagte ich geistesabwesend. »Und ich habe sie noch nicht aufgeschrieben, weil mein Papier oben in der Kammer liegt.«
    »Das macht nichts. Ich kann sowieso nicht lesen. Aufschreiben kannst du es später, das musst du ohnehin, für die Jungen. Mir reicht es, wenn du es aufsagst. Du kannst es doch aufsagen, oder?«
    »Ich benötige zum Einfügen noch Euren Vornamen«, behauptete ich, um Zeit zu schinden. »Und den Eures Gatten.«
    »Mein Name ist Faustina. Und mein Mann heißt Guido.«
    Ich aß schnell hintereinander mehrere Löffel Brei und reimte wie rasend, bis ich die erste Strophe beisammen hatte.
    »Faustina nahm Guido zum Mann. Sie führten die Ehe sodann. Voller Glück war’n sie immer, besonders im Zimmer.«
    »Im Zimmer?«, echote die Herbergswirtin.
    »Ihr Glück dadurch täglich gewann«, schloss ich eilig.
    Die Mägde hatten ihre Arbeit eingestellt und starrten mich an. Die Herbergswirtin bewegte stumm die Lippen und hob dann die Schöpfkelle. Ich zuckte zusammen, in der Annahme, sie wolle mich damit schlagen, doch reine Freude verklärte ihr Gesicht. »Es reimt sich!«
    »Und es ist schön!«, platzte eine der Mägde heraus.
    »Und sehr einfach zu merken«, fügte die andere hinzu.
    Die Herbergswirtin nickte. »Das ist wichtig!« Aufmunternd schwenkte sie die Kelle. »Sprich weiter, mein Junge!«
    »Er war stets ein sorgender Gatte. Sie wusste, was sie an ihm hatte.« Ich ergriff den Krug mit dem Kräutersud, stand auf und ging zur Tür. »Acht Söhne sie kriegten. In den Armen sie wiegten. So mieden sie jede Debatte.«
    »Was bedeutet das mit der Debatte?«
    Natürlich nichts weiter als eine Notlösung, weil mir kein anderer Reim auf hatte und Gatte eingefallen war.
    »Dass Ihr und Euer Gemahl stets um Frieden in Eurer Ehe bemüht wart«, erklärte ich den beeindruckten Frauen, bevor ich mich weiteren Strophen durch umgehende Flucht entzog.
    »Schreib nur alles fein säuberlich auf !«, rief mir die Wirtin nach, während ich die Stiege hochflitzte und dabei die Hälfte von dem Sud verschüttete.

    In der Schlafkammer der männlichen Schauspieler stank es betäubend nach Fusel und Nachtschweiß, und im Licht der Stundenkerze sah ich wie schon am Vortag überall irgendwelchen Kram herumliegen.
    Außer Bernardo war niemand im Zimmer. Er lag bäuchlings auf seiner Bettstatt und schnarchte vor sich hin. Ich rüttelte ihn an der Schulter und half ihm in eine sitzende Haltung, nachdem er endlich unter allerlei Gestöhne zu sich gekommen war.
    »Ihr müsst das trinken.«
    »Wer sagt das?«, nuschelte er.
    »Franceschina. Sie hat auch gesagt, Ihr müsst alles trinken, sonst flößt sie es Euch gewaltsam ein.«
    Er musterte mich aus blutunterlaufenen Augen und trank dann widerspruchslos, vermutlich nicht zuletzt, weil er Durst hatte. »Widerlich«, befand er anschließend. Rülpsend lehnte er sich zurück. »Was willst du noch?«, wollte er barsch wissen.
    Ich zuckte die Achseln. »Mir wurde aufgetragen, Euch bei dem neuen Stück zu helfen.«
    Fluchend vergrub er das Gesicht in den Händen. »Oh, Himmel! Auch das noch!«
    »Falls Ihr nicht in der Lage …«
    »Schweig! Ich muss es tun, ob ich will oder nicht. Sonst ist es aus mit uns. Endgültig und für alle Zeiten. Hat die Kleine mir gesagt, weißt du.« Er rülpste. »Frauen haben immer recht. Und ich bin es den Incomparabili schuldig. Ah, wie schwer ist es, solche Schuld einzulösen, wenn ein Mann müde ist!«
    Schlaff hockte er auf dem Bett und stierte vor sich ihn. Er hielt sich die Hände vor die Augen und fluchte, als er sah, wie sie zitterten. »Nicht der beste Tag zum Schreiben, so viel steht fest.«
    Was das betraf, konnte ich nicht umhin, ihm zuzustimmen, wenn auch aus anderen Gründen als den seinen. Unablässig kreisten meine Gedanken darum, was die Männer im Stall gesagt hatten. In Verbindung mit dem, was ich im Scriptorium belauscht hatte, nahm die Bedrohung immer beängstigendere Ausmaße an. So gesehen konnte ich sicher von Glück sagen, hier bei Bernardo in der Kammer

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