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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Paten.
    Martin Greenes Miene zeigte Missbilligung wie immer in den vergangenen Wochen, sie schien heute nur ein wenig ausgeprägter als gewöhnlich.
    Was nun schon wieder?, fragte Jonah sich ungehalten, sagte aber lediglich: »Sir?«
    »Es ist eine … Schande«, stieß der unlängst wieder gewählteWarden der Tuchhändler hervor. »Ihr bringt Schande über Euch und die ganze Gilde!«
    »Womit dieses Mal?«
    »Als ob Ihr das nicht wüsstet! Schamlos hofiert Ihr sie und weicht nicht von ihrer Seite!«
    Er machte eine Pause, aber Jonah hatte nicht die Absicht, sich zu verteidigen oder gar zu rechtfertigen. Er verschränkte die Arme.
    Greene wurde vielleicht noch eine Spur wütender. »Und beim Essen habt Ihr in einem fort mit Ihr getuschelt! Und sie … sie hat Euch angefasst! Das ist skandalös. Wenn sie nicht weiß, wie eine Königin sich zu benehmen hat, und der König es nicht für angebracht hält, sie zur Ordnung zu rufen, dann beweist wenigstens Ihr genug Anstand und reist auf der Stelle ab.«
    »Ich denke nicht daran.«
    »Ihr werdet tun, was ich sage, sonst …«
    »Sonst?«
    »Ich bitte um Verzeihung, dass ich mich einfach so einmische, Sirs, aber Ihr verkennt die Situation, Master Greene«, sagte eine höfliche Stimme vom Pferdestall her.
    Beide fuhren herum.
    »Woher wisst Ihr meinen Namen?«, herrschte Greene den jungen Ritter an. »Wer seid Ihr?«
    »Der Earl of Waringham, Sir, und ich kenne jeden wichtigen Mann in London. Die Königin hat Jonah gebeten, ihr bei der Jagd und der Rast Gesellschaft zu leisten, weil sie Geschäftliches mit ihm zu erörtern hatte. Im Auftrag des Königs, versteht sich. Und ich finde Eure Andeutungen höchst befremdlich und kann nur hoffen, dass ich sie missverstanden habe, denn die Königin der Untreue zu bezichtigen, ist Hochverrat. Jedenfalls wenn es nicht stimmt, wie in diesem Fall.«
    Die beiden Kaufleute starrten ihn an, Jonah verwundert, Greene entsetzt.
    »Ich … ich habe nichts dergleichen andeuten wollen, Mylord.«
    Waringham lächelte unverbindlich. »Dann ist es ja gut.«
    Mit einer hastigen, sparsamen Verbeugung ergriff der Kaufmann die Flucht.
    Jonah räusperte sich. »Ihr seid … der Earl of Waringham, Mylord?«
    Der Ritter seufzte und schlang den herabbaumelnden Gurt über den Sattel, den er über dem linken Arm trug. »Mein Vater ist vor zwei Monaten gestorben. Und gestern hast du noch Gervais zu mir gesagt. Tu mir einen Gefallen und bleib dabei, ja? Je seltener ich daran erinnert werde, wie viel sterbenslangweilige Verantwortung jetzt auf mir lastet, desto glücklicher bin ich.«
    Jonah nickte zögernd. Er hatte kein gutes Gefühl dabei, einem Adligen gegenüber auf Förmlichkeiten zu verzichten. »Mein Beileid. Ich meine, zum Tod deines Vaters.«
    Waringham lächelte traurig. »Er war ein schrecklicher Tyrann. Aber er fehlt mir. Komm, lass uns hineingehen, das Festmahl beginnt bald.«
    Jonah ging neben ihm her zur Halle. »Danke für deine treffsichere Unterstützung gegen meinen sittenstrengen Paten.«
    Waringham fegte seinen Dank beiseite. »Ich bin sicher, du wärst schon selbst mit ihm fertig geworden. Immer muss ich mein Maul aufreißen und mich in alles einmischen. Dermond sagt, das wird mich eines Tages umbringen.«
     
    Das Festmahl war von einer Pracht, die Jonah erschütterte. Vier Gänge mit jeweils fünf verschiedenen Speisen – Storche, Schweine- und Lammbraten, Püree vom Wilderpel, Aale und immer wieder zwischendurch das Kleinwild, welches bei der Jagd erbeutet worden war, dazu frisches weißes Brot und zartes Gemüse und vor allem köstliche Saucen mit Ingwer, Zimt und viel Pfeffer –, und jeder der rund hundert Gäste hatte einen Teller für sich allein, der aus einem dicken Brotfladen bestand. Goldene und silberne Becher, Platten und Kerzenleuchter funkelten auf den langen Tischen, die an der hohen Tafel waren gar mit Edelsteinen besetzt. Musikanten und Gaukler unterhielten die Gesellschaft mit wagemutigen Kunststücken und lieblichen Melodien. Später würden sie zum Tanz aufspielen, hatte Jonah gehört.
    Er saß zwischen Geoffrey Dermond und Giuseppe Bardi, der eher lustlos aß und alles in allem wirkte, als wäre er lieber daheim in der Lombard Street. Jonah wünschte, Bardi wäre ein zugänglicherer Mann, denn ihm fiel es alles andere als leicht, ein Gespräch mit einem Fremden zu beginnen. Aber da der Italiener von allein nie den Mund aufmachen würde, gab er sich einen Ruck.
    »Darf ich Euch eine Frage stellen oder auch zwei,

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