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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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der Gedanke, dass ich zu ihr gehen könnte, hat Euch nicht gefallen. Warum nicht? Sollte es möglich sein, dass Ihr auch nichts weiter seid als ein geiler Platzhirsch, genau wie Euer …«
    »Überleg dir lieber gut, ob du das wirklich sagen willst«, unterbrach Jonah leise.
    Und gerade weil es so überhaupt nicht drohend klang, folgte Crispin dem Rat, überlegte und kam zu dem Schluss, dass er es alles in allem lieber doch nicht sagen wollte. Er legte den Kopf in den Nacken und blinzelte gegen seine Tränen an. »Tut mir Leid«, murmelte er erstickt.
    Jonah rang mit sich. Crispins Anschuldigung war der Wahrheit nahe genug gekommen, um ihn zu kränken. Und er war versucht zurückzuschlagen, irgendetwas zu sagen, das die Kränkung mit gleicher Münze heimzahlte. Aber er war dem Jungen ja nur nachgelaufen, um ein einziges Mal in dieser ganzen verfahrenen Geschichte etwas richtig zu machen. Ein bisschen Anstand zu zeigen. Und er gedachte nicht, jetzt noch zu straucheln. »Sollte ich die Flamen überreden können, sich bei ihr auf dem Land zu verbergen, nehme ich dich mit, wenn ich sie hinbringe. Falls du sie wirklich wiedersehen willst. Lass es dir durch den Kopf gehen.«
    Crispin nickte, ohne ihn anzusehen.
    Jonah wandte sich ab. »Und verlass das Haus nicht noch einmal ohne meine Erlaubnis. Sonst schick ich dir die Stadtwache auf den Hals, und du kannst eine Nacht in der Tonne verbringen so wie ich.«
    »Ja, Sir.«
    Jonah ging niedergeschlagen zurück ins Haus. Meurig hörte ihn kommen und trat wiederum aus der Küche. »Das Bad, Master. Wenn Ihr nicht bald reinsteigt, ist es wieder kalt.«
    Jonah nickte. »Vielleicht das Beste bei der Hitze.« Er bog Richtung Küche ab. »Hab ein Auge auf den Jungen, Meurig. Wenn er Anstalten macht zu verschwinden, sperr ihn ins Tuchlager.«
    »Wenn Ihr meint …«
    Rachel und die Kinder waren verschwunden, die Küche wie ausgestorben. Es war wunderbar still. Helles Sommerlicht fiel durchs offene Fenster herein, im Kräuterbeet vor der Küche summten die Bienen.
    Jonah legte seine Kleidung ab und stieg ins lauwarme Wasser. Es war himmlisch. Er hatte gar nicht gemerkt, wie angespannt und verkrampft er gewesen war. Jetzt ließ er sich zurücksinken, und seine Muskeln lösten sich nach und nach. Ich brauche eine Pause, gestand er sich. Nur ein halbes Stündchen. Danach war er gewillt, seine diversen Lasten wieder zu schultern. Aber er hatte diese halbe Stunde verdient. Er tauchte die Arme ein und sah an sich hinab. Der Anblick seines nackten Körpers war selten genug, um sein Interesse zu wecken. Er sah schwarze, gelockte Brusthaare. Rippen, die sich unter weißer, fast durchschimmernder Haut abzeichneten. Einen flachen Bauch mit vorstehenden Hüftknochen. Gerade als er in die Betrachtung seines sacht im Wasser dümpelnden Glieds versunken war, flog die Tür auf, und Meurig trat ein.
    »Ich bitte um Verzeihung, Master, aber ein Bote ist am Tor. Ein Bote der Königin. Er sagt, er habe eine Nachricht für Euch.«
    »Und?« Es plätscherte leise, als Jonah mit den Schultern zuckte. »Was erschüttert dich daran so?«
    »Sir, er … er hat gesagt, er habe eine Nachricht für Sir Jonah Durham, Ritter der Königin. Ist das wirklich wahr? Seid Ihr das? Und habt uns kein Wort davon erzählt?«
    Jonah tauchte unter.
     
    Der Palast von Westminster – seit den Tagen des frommen Angelsachsenkönigs Edward das Herz der Regierung – war ein unüberschaubares Wirrwarr von Gebäuden zwischen dem Fluss und der großen Abtei, und es war unmöglich zu sagen, wo das Kloster aufhörte und der Palast begann. Das lag vornehmlich daran, lernte Jonah von Giselle de la Pole, dass beide Komplexe immer weiter gewachsen waren und die Krone die Klostergebäude zu den verschiedensten Zwecken mitnutzte. »Die Commons tagen während des Parlaments zum Beispiel oft im Refektorium, weil es im Palast für sie keinen Versammlungssaal gibt.« Sie wies auf ein lang gezogenes Bauwerk mit kleinen Rundbogenfenstern im Schatten der gewaltigen, aber turmlosen Kirche.
    Jonah nickte. Er war froh, dass die Torwache nach jemandemgeschickt hatte, der ihn zur Königin führen sollte, denn alleine hätte er sich hier gewiss hoffnungslos verlaufen. Und er war besonders froh, dass es Giselle war, die in den verwinkelten Hof hinausgekommen war, um ihn in Empfang zu nehmen. Immer wenn er sie sah, wurde ihm leicht ums Herz.
    »Und des Königs Großvater hat den Kapitelsaal des Klosters als Schatzkammer benutzt, weil er so schöne dicke

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