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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Mistress zu herrschsüchtigund Jonah zu stur. Doch die Reibereien, die hier bis vor wenigen Wochen ihr täglich Brot gewesen waren, fand er vollkommen normal; so oder ähnlich ging es doch überall zu. Jetzt hingegen war die Stimmung im Haus regelrecht vergiftet. Nach Annots Verschwinden hatte auch Elizabeth zu guter Letzt erfahren, was sich monatelang unter ihrer Nase abgespielt hatte. Es hatte sie härter getroffen, als Crispin für möglich gehalten hätte, und die Aufregung führte zu einer neuerlichen Fehlgeburt. Tagelang war die Meisterin so krank, dass die Hebamme und der Medicus, den sie schließlich riefen, um ihr Leben bangten. Inzwischen ging es ihr besser, doch sie war immer noch bleich und schwach und teilnahmslos, unfähig, ihre Melancholie zu überwinden. Rupert ertränkte seine Gewissensbisse in viel zu viel Bier. In der Nachbarschaft wurde schon darüber getuschelt. Die alte Mistress war inzwischen zu geschwächt, um das Bett noch zu verlassen. Jeden Morgen schickte sie Helen in den Laden hinunter, um Jonah die Nachricht zu bringen, seine Großmutter wünsche ihn zu sehen. Jeden Morgen fertigte er sie mit einem Kopfschütteln ab.
    Auch Helens Heiterkeit, die Crispin immer für unverwüstlich gehalten hatte, war inzwischen in Beklommenheit umgeschlagen. »Jonah«, sagte sie beschwörend, »das geht jetzt seit über einer Woche so. Wie lange willst du sie noch zappeln lassen? Es kann jetzt ganz schnell zu Ende gehen mit ihr, weißt du. Sie kann nichts mehr essen. Sie vergeht vor meinen Augen.«
    »Davon will ich nichts hören«, beschied er, hob einen Tuchballen vom Boden auf und wandte ihr den Rücken zu, um die Ware weiter oben ins Regal zu hieven.
    Helen warf Crispin einen flehenden Blick zu.
    Wider besseres Wissen versuchte auch der junge Lehrling noch einmal sein Glück. »Es ist Sünde, einer Sterbenden Trost zu versagen, daran solltest du denken.«
    »Es ist auch Sünde, eine Schutzbefohlene aus dem Haus zu jagen und ihrem Schicksal zu überlassen«, entgegnete Jonah knapp. »Daran hätte sie denken sollen.«
    Tagelang war er durch die Stadt gestreift und hatte Annot gesucht. Rupert hatte es verboten, hatte gedroht, ihn wieder einzusperren, aber Jonah ignorierte ihn einfach. Er kannte die Stadt gut und suchte systematisch. In Kirchen und Klöstern, er klopfte an die Tore feiner Kaufmannsvillen und erkundigte sich, ob eine neue Dienstmagd eingestellt worden sei, zuletzt versuchte er es in den Hurenhäusern, die er kannte. In vielen war er ein bekanntes Gesicht, und er war überzeugt, die Mädchen hätten es ihm offen gesagt, wenn sie irgendetwas von Annot gewusst hätten, denn aus Gründen, die ihm unklar waren, hatten die Huren eine besondere Schwäche für ihn. Er war erleichtert, als er Annot auch bei ihnen nicht fand, aber ebenso ratlos. Er wusste nicht mehr, wo er noch nach ihr hätte forschen sollen. Sie war einfach verschwunden. Entweder hatte sie sich auf den Heimweg nach Canterbury gemacht, oder, was er für wahrscheinlicher hielt, diese große Stadt hatte sie einfach verschluckt wie so viele andere vor ihr.
    »Aber was soll ich ihr sagen?«, jammerte Helen.
    »Gar nichts.« Jonah hörte jemanden den Laden betreten und ging nach vorne, um die Kundschaft zu bedienen. Er war dankbar für den Vorwand, ihren Vorhaltungen zu entkommen. Er wusste genau, dass Helen und Crispin Recht hatten.
    »Guten Morgen, Mistress Perkins, was kann ich für Euch tun?«
    »Crispin, so kann es nicht weitergehen«, erklärte Helen mit gesenkter Stimme. »Es ist nicht mit anzusehen, wie schlecht es der alten Dame geht, aber ehe er nicht mit ihr gesprochen hat, wird sie den Geist nicht aufgeben. Dabei sehnt sie sich danach.«
    Crispin hob beklommen die Schultern. »Wie unglücklich sie sein muss.«
    Helen stieß hörbar die Luft aus. »Unglücklich? Sie schäumt. Und sie lässt ihren ganzen Groll an dem armen Master Rupert aus, macht ihm bittere Vorwürfe und setzt ihm zu, bis er es nicht mehr aushält und sich den nächsten Krug voll schenkt. Er ist schon wieder betrunken.«
    Der junge Lehrling seufzte. Wenn Rupert so früh am Tageschon betrunken war, hieß das, dass er nachmittags eine ernstliche Gefahr für sich und seine Umgebung darstellen würde.
    »Ich sag dir ehrlich, Crispin, wenn die alte Mistress nicht wäre, hätte ich mich längst davongemacht. Arbeit gibt’s auch anderswo. Hier kriegt man ja das Grausen.«
    Crispin nickte. Er hatte selbst schon dann und wann mit dem Gedanken gespielt, zu seinem

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