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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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junger Mann in einer schlichten Livree aus gutem Tuch. Nahe des Saums war eine kleine Blume in sein Surkot eingestickt, darüber ein verschlungenes »P«.
    »Bring uns zu Lady Prescote«, befahl der Priester, und der junge Mann verneigte sich lächelnd und führte sie durch eine unmöblierte, hohe Vorhalle. Eine Treppe mit einem kunstvoll geschnitzten Geländer führte ins Obergeschoss, und im Halbdunkel auf der Galerie dort oben erahnte Annot viele Türen. Sie staunte, wie groß dieses Haus sein musste.
    Der Diener brachte sie jedoch nicht dort hinauf, sondern in einen kostbar ausgestatteten Raum neben der Halle. Brokatgepolsterte Stühle umstanden einen polierten Eichentisch, in einem wunderschönen Intarsienschrank an der Wand standen Trinkbecher aus milchigem, bläulichem Glas, und kunstvoll gestickte Behänge zierten die Wände.
    Annot war vollkommen verwirrt. Dies war ganz sicher kein Kloster. Der Name Prescote war sogar ihr ein Begriff: Gabriel Prescote war einer der reichsten Kaufleute Londons. Er gehörte der Gilde der Fischhändler an, aber es gab keine Ware, in der er nicht handelte. Er kaufte und verkaufte buchstäblich alles, in großen Mengen und sehr profitabel, wurde berichtet.
    »Vater, wo bin ich hier?«, fragte sie.
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu, doch ehe er antworten konnte, öffnete sich die Tür, und eine sehr elegante Dame trat ein. Man hörte ihre Schritte auf dem strohbedeckten Boden kaum, es war beinah, als schwebe sie.
    Lächelnd streckte sie dem Priester die Hand entgegen. »Julius! Es ist immer eine Freude, Euch zu sehen.«
    Sehr weltmännisch beugte Vater Julius sich über die dargebotene, manikürte Hand. »Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Ich bringe Euch ein verlorenes Lamm, Madam«, sagte er und wies auf Annot.
    Als der Blick der kühlen grauen Augen der feinen Dame auf sie fiel, sah Annot verlegen zu Boden. Sie kam sich schäbig vor in ihrem schlichten, verwaschenen Kleid, und neben dieser Wespentaille erschien ihr gerundeter Bauch ihr geradezu obszön.
    Lady Prescote trat zu ihr, nahm ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und hob ihren Kopf an. Einen Moment studierte sie Annots Gesicht, dann legte sie behutsam die Hand auf ihren Bauch. »Weißt du, wo du hier bist, Kind?«, erkundigte sie sich.
    Annot betrachtete die feine Dame. Dann das kostbar eingerichtete Gemach. Zum ersten Mal gestattete sie sich einen genaueren Blick auf die Wandbehänge und erkannte, was die Menschen in den Abbildungen taten. Sie spürte ihr Gesicht heiß werden und wandte sich an Vater Julius. Aber Ihr seid Priester, wollte sie einwenden, das kann einfach nicht sein. Als sie sein Lächeln sah, blieben ihr die Worte im Halse stecken.
    Sie befreite sich von den Händen der feinen Dame und trat einen Schritt zurück. »Ja, Madam. Ich denke, ich weiß, wo ich bin. Aber es war ein Missverständnis. Es ist wohl besser, ich gehe wieder.«
    Lady Prescote hob kurz die Hände. »Das steht dir vollkommen frei. Doch vielleicht opferst du mir ein paar Minuten deiner kostbaren Zeit?«
    Die Dame war sehr freundlich und höflich, Annot fand es nicht leicht, ihre Bitte abzuschlagen. »Natürlich, Madam.«
    Isabel Prescote sah zu Vater Julius. »Würdet Ihr uns wohl entschuldigen, mein Freund?«
    Der Priester verneigte sich ehrerbietig und ging hinaus.
    »Bekommt er eine Prämie?«, fragte Annot. Es klang sarkastisch. Aber sie war wirklich neugierig.
    Die feine Dame nickte. »Natürlich. Es ist ihm eine willkommene Gelegenheit, seine Geldgier mit seiner Pflicht der Barmherzigkeit zu verknüpfen.«
    Annot schüttelte fassungslos den Kopf. »Ich bezweifle, dass Gott es auch so sieht.«
    Ihre Gastgeberin hob leicht die Schultern. »Das ist allein Julius’ Angelegenheit.« Sie führte Annot zu einer gepolsterten Fensterbank, lud sie mit einer eleganten Geste ein, Platz zu nehmen, setzte sich neben sie und faltete die Hände im Schoß. »Wie ist dein Name, Kind?«
    »Annot, Madam.«
    »Und du bist? Vierzehn? Fünfzehn?«
    »Vierzehn, Madam.«
    »Hm.« Die feine Lady betrachtete sie einen Moment versonnen, befühlte dann neugierig ihre üppigen, dunkelblonden Locken und lächelte sie warm an. »Du bist sehr hübsch, Annot, weißt du das?«
    Sie schlug die Augen nieder. »Danke.«
    Isabel Prescote seufzte leise. »Ich kann mir schon vorstellen, was passiert ist. Und lass dir von Julius nichts Gegenteiliges einreden: Ich bin überzeugt, du konntest nichts dafür und kannst immer noch nicht so recht begreifen, wie es

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