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Der Koenig geht tot

Der Koenig geht tot

Titel: Der Koenig geht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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gebaut haben, haben wir viele Jahre in Stichlingsen gewohnt«, erzählte HeSieda und sonnte sich in unserer Aufmerksamkeit. »In dieser Zeit ist man an mich herangetreten und hat mich gebeten, einen Posten zu übernehmen.«
    »Lassen Sie mich raten? Fähnrich!« platzte ich heraus. Sondermann würdigte mich keines Blickes mehr und wandte sich nur noch an Leo. »Ich wurde mit der Kassenführung betraut. Zwei Jahre lang habe ich in diesem Amt gearbeitet. Danach sind wir dann weggezogen.«
    »Dann kennen Sie sich in dem Laden ja wirklich bestens aus«, kitzelte Leo.
    »Das kann man wohl sagen«, schwadronierte Sondermann selbstzufrieden, während er sein Fleischgericht akkurat beschnitt.
    »Und Sie meinen, St. Sebastianus hat ein paar Leichen im Keller?« Leos Frage war angesichts Wilfried Königs Tod ein bißchen makaber. Sondermann schien das nicht zu bemerken.
    »Zu meiner Zeit war in der Vorstandsetage natürlich alles zum besten bestellt.«
    Leo und ich nickten eifrig. Wie konnten wir das bezweifeln?
    »Ich war jedoch nur zwei Jahre im Amt und habe wegen unseres Umzugs sowie schulischer Belastungen den Posten aufgegeben.« Leo und ich nickten erneut und fügten einen leicht bedauernden Gesichtsausdruck hinzu.
    »Aus der damaligen Mannschaft sind heute nur noch Jupp Baumüller und Gerhard Streiter dabei«, führte Sondermann aus. Baumüller war der väterliche Freund von Max, erinnerte ich mich. Und Gerhard Streiter? Wenn mich nicht alles täuschte, war das der Onkel von Wilfried König.
    »Außerdem kenne ich den Kurt Wiesner, den Schriftführer, ganz gut. Er erzählt mir ab und zu, wie es nach meinem Weggang weitergelaufen ist im Verein. Heute ist zum Beispiel dieser Reckert mit in der Führungsriege«, sagte Sondermann abfällig. »Wenn Sie mich fragen, eine absolute Fehlbesetzung. Dreht sich wie ein Fähnchen im Wind, der Kerl. Redet dem Ersten Vorsitzenden nach dem Mund, zieht aber hinter seinem Rücken über ihn her. Außerdem sollte es mich wundern, wenn bei seiner Auftragsvergabe alles mit rechten Dingen zugegangen wäre.« Jetzt waren wir offensichtlich bei den Leichen im Keller angelangt. Sondermann wartete einen Augenblick mit weiteren Ausführungen, um die Spannung zu steigern. Ich seufzte innerlich. Heute hatte ich in der 11 genau dieses retardierende Moment im klassischen Drama besprochen. Ich hätte Sondermann zur Veranschaulichung hinzuziehen sollen.
    »Wie meinen Sie denn das?« fragte Leo endlich und befriedigte damit HeSiedas Aufmerksamkeitsgelüste.
    »Nun, bei Sebastianus sind im vergangenen Jahr etliche Umbau- und Renovierungsarbeiten durchgeführt worden. Natürlich wird da viel in Eigenleistung gemacht. Gerade der König soll sich da mächtig eingesetzt haben. Aber verschiedene Arbeiten werden eben doch vergeben, weil sie zu speziell sind oder aus versicherungstechnischen Gründen von Fachkräften ausgeführt werden sollten.«
    »Und bei der Vergabe dieser Arbeiten ist nicht alles sauber gelaufen?« fragte ich, weil ich mich auch mal wieder ins Spiel bringen wollte. Sondermann hatte mir den Fähnrich inzwischen verziehen.
    »Im Küchen- und Toilettenbereich sind letztes Jahr Installationsarbeiten mit einem Auftragsvolumen von über 100.000 Mark vergeben worden. Ich glaube nicht, daß es Zufall ist, daß die Firma Reckert diesen Auftrag übernommen hat. Gas-Wasser- und Heizungsbauer Ernst Reckert ist der Bruder von Alfons Reckert, dem Zweiten Vorsitzenden. Das Unternehmen ist nicht in Stichlingsen ansässig, was sonst oft bei Schützenvereinen eine Rolle spielt. Angeblich lagen auch günstigere Angebote von anderen Unternehmen vor. Doch den Zuschlag bekam am Ende Ernst Reckert.«
    »Filz im Schützenverein«, murmelte Leo. »Wenn ich mal einen Sauerlandkrimi schreiben sollte, wäre das ein schöner Titel.«
    »Zu platt!« kanzelte ich ab. »Hat Reckert denn alleiniges Vergaberecht?« wandte ich mich nun wieder an Sondermann. »Kontrolliert denn keiner die Geschäftsführung?«
    »Welche Maßnahmen und Ausgaben getätigt werden, beschließt die Jahreshauptversammlung, also die gesamte Schützenbruderschaft«, erläuterte Sondermann. »Die Ausschreibung und Vergabe liegt beim geschäftsführenden Vorstand. Dazu gehören die beiden Vorsitzenden, Schrift- und Kassenführer sowie Oberst und Adjutant. Aber um ehrlich zu sein, sind einige froh, wenn sie mit diesem Kram nichts zu tun haben. Meistens bleiben diese Dinge an den Vorsitzenden hängen.«
    »Oder anders ausgedrückt: Die können alleine

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