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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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ihr die Kleider am Leib klebten, nicht Guineveres Blut war, sondern ihr eigener Schweiß.
    Das Licht eines großen Mondes, das wie eine bleiche Straße durchs Fenster fiel, war das einzig Kalte im Raum. Sie stand auf, um erneut nach draußen zu schauen. Die Straße unten war menschenleer; sie beugte sich vor, sodass sie den Marktplatz sehen konnte. Er war verlassen wie immer.
    Wo ist er? Allmächtiger Vater, behüte und beschütze ihn!
    Jemand hustete. Es war ein menschliches Husten.
    Er ist zurückgekommen.
    Adelia stürzte aus dem Zimmer, machte einen Satz über die schlafende Millie hinweg, sprang die Treppe hinunter und riss die Riegel der Hoftür auf. Es war niemand draußen. Sie eilte zur Straße. »Mansur?«
    Ihre Arme wurden gepackt. Jemand drückte ihr eine Hand auf den Mund; ein anderer schlug ihr ein Tuch über die Augen, band es fest und knotete dabei ihr Haar mit ein, sodass es an ihrer Kopfhaut riss.
    »Nett von ihr, dass sie uns entgegenkommt«, sagte ein Mann. »Spart uns die Mühe, sie zu holen.« Raues Gelächter antwortete ihm.

[home]
Kapitel neun
    A delia versuchte, in die Hand zu beißen, doch deren Besitzer ließ sich dadurch nicht beirren, während er sie auf einen sattellosen Pferderücken hob und hinter ihr aufstieg.
    »Hört mit dem Gezappel auf, verflixt noch mal!«, sagte er. Vergeblich trat sie mit ihren nackten Füßen um sich. »Wir tun Euch schon nix.«
    Das beruhigte sie nicht – es war keine beruhigende Stimme, und ihr Besitzer hielt sie zu fest umklammert –, aber nach einer Weile gab sie die Gegenwehr auf. Zum einen schmerzte ihr gezerrter Rücken, zum anderen war es sinnlos. Sie spürte, dass sie zu mehreren waren, wer auch immer sie sein mochten. Die unbeschlagenen Hufe der Reittiere waren nicht laut, aber das Getrappel ließ auf etliche Pferde schließen.
    Vergewaltigung? Das war die größte und unmittelbarste Angst. Hatten sie sie dafür ausgesucht? Oder wären sie einfach in das Gasthaus gestürmt und hätten jede Frau mitgenommen, die sie gefunden hätten?
    Wo auch immer sie hinwollten, es ging bergauf. Die Steigung drückte sie nach hinten gegen den streng riechenden Mantel ihres Entführers. Und es war alles ruhig, bis auf den Gesang von Nachtigallen und den vereinzelten Ruf einer Eule.
    Die können alles mit mir machen. Gott steh mir bei. Wie soll Allie ohne mich zurechtkommen?
    War Emma und den anderen das Gleiche widerfahren? Mansur? Es war sogar noch beängstigender, dass der Mann seine Hand von ihrem Mund nahm – er wusste, dass keine Hilfe kommen würde, selbst wenn sie schrie.
    Sie versuchte, die Ruhe zu bewahren: »Warum macht ihr das?«
    »Ihr sprecht doch das Gebrabbel von dem Braunkopf, oder? Wir verstehen kein Wort, was er sagt.«
    Mansur. Die brachten sie zu Mansur, der so tat, als spräche er kein Englisch. Er musste in einer verzweifelten Lage sein, sonst hätte er versucht, die Männer daran zu hindern, sie zu holen. Immerhin bedeutete das, dass sie ihre Dienste wollten und nicht ihren Körper.
    Adelias Herzschlag verlangsamte sich ein wenig. »Was wollt ihr?«
    »Werdet Ihr schon sehen.«
    »Nicht mit dieser verdammten Augenbinde. Nimm sie runter!«
    »Ganz schön frech, was?« Wieder ertönte Gelächter, doch mit einem weiteren Ruck an ihren Haaren wurde der Knoten gelöst.
    Mondlicht beschien Bäume und Unterholz, und als sie sich umschaute, sah sie einen steilen Hang, der sich in ein Tal und ins Marschland hinabsenkte. Sie konnte nicht sagen, auf welchem der Hügel rund um Glastonbury sie sich befanden. »Wo sind wir?«
    »Tut nix zur Sache.«
    Wo immer sie waren, sie hatten ihr Ziel erreicht. Sie wurde von einem, wie sie jetzt sah, Esel heruntergehoben – sie ritten alle auf Eseln, fünf Männer, die so zottelig aussahen und unangenehm rochen wie die Reittiere, die sie nun anpflockten.
    Jemand zündete eine Laterne an. Adelia bekam einen Stoß und stolperte über unwegsamen Boden, bis sie im Licht der Laterne erkannte, dass sie vor einem Felsen standen, der fast wie ein in den Berg eingelassenes Erkerfenster wirkte, von oben durch die tief hängenden Zweige einer Erle verdeckt, die von einer rieselnden Quelle gespeist wurde – ein idyllisches Plätzchen, dessen Liebreiz jedoch von einem Geruch beeinträchtigt wurde, den Adelia nur allzu gut kannte.
    Die Zweige wurden beiseitegeschoben. Im Eingang zu einer Höhle saßen drei Männer: Mansur, den ein Wächter mit einem Messer in Schach hielt – und Rhys der Barde.
    Adelia hatte vergessen,

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