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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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dass Rhys nicht zum Gasthaus zurückgekommen war. Bei all der Aufregung hatte sie sogar vergessen, dass es ihn überhaupt gab. Sie hatte nur Augen für den Araber, und sie fiel förmlich auf ihn und plapperte auf Arabisch los. »Geht es dir gut? Haben sie dich verletzt? Wir waren völlig verzweifelt …«
    Er war wütend, aber nicht auf seine Entführer. Er deutete auf Rhys. »Dieser Sohn einer Hure und eines Kamelhengstes. Ich hab mir nicht anmerken lassen, dass ich sie verstehe. Ich konnte nicht ahnen, dass er ihnen verraten würde, wo sie dich finden. Möge Schaitan seinen Schädel als Nachttopf benutzen …«
    Noch nie hatte Adelia Mansur dermaßen fluchen gehört, obwohl sie froh darüber war, dass er überhaupt die Kraft dazu hatte. Im Vergleich zu ihm war der Verräter Rhys übler dran, arg ramponiert und den Tränen nahe. »Die haben mir meine Harfe weggenommen«, sagte er. »Sagt ihnen, sie sollen mir meine Harfe wiedergeben!«
    Es war, als würde er um eine verlorene Gliedmaße flehen, und Adelia antwortete spontan: »Das werde ich«, obwohl ihre Aufmerksamkeit Mansur galt. »Bist du verletzt?«
    »Ich bin wohlauf. Es sind unwissende Fellachen, aber ich glaube, sie führen nichts Übles im Schilde.«
    »Was wollen sie denn von uns?«
    Einer der Männer war zwischen sie getreten. »Hört mit dem Gebrabbel auf.« Ein schmutziger Finger wurde auf Mansur gerichtet. »Der is doch ein Merlin, nich? Ein Zauberer? Spricht mit den Toten, oder? Und die auch mit ihm?«
    »Äh, in gewissen Grenzen«, antwortete Adelia vorsichtig.
    »Dann sagt ihm, er soll mit dem hier reden!« Der Mann ging an ihnen vorbei tiefer in die Höhle und zog eine Schutzwand aus Weidenruten beiseite, die den Blick ins Innere versperrt hatte.
    Der Verwesungsgestank verstärkte sich. Die Lampe wurde höher gehalten, damit sie sehen konnte, was dort lag. Es war eine verwesende Leiche.
    »Er soll damit reden?«
    »Genau. Fragt ihn, wo er gesteckt hat, was er getrieben hat, bevor er tot war.«
    Großer Gott, hatten sie Mansur deshalb entführt? Weil sie seinen Ruf falsch gedeutet hatten? Glaubten diese Männer ernsthaft, dass er, dass überhaupt jemand mit einem Leichnam reden konnte?
    Voller Staunen über die unendliche Leichtgläubigkeit der Unwissenden hob Adelia den Kopf und starrte den Mann an. Erstes Morgenlicht fiel auf ein Gesicht, von dem das Lampenlicht bislang nur Schatten gezeigt hatte. Sie erkannte es.
    »Du bist der Bäcker«, sagte sie. »Du warst in Wolvercote Manor.« Sie sprang hastig auf. »Emma. Die Lady, die dorthin wollte. Meine Freundin. Du weißt, was mit ihr passiert ist. Ich hab dir angesehen, dass du es weißt.«
    Allmählich kristallisierte sich ein Zusammenhang zwischen den Ereignissen heraus. Rhys hatte den Mann gefunden, mit ihm geredet und dabei anscheinend mehr Informationen preisgegeben, als er gewonnen hatte.
    »Kann Euch doch egal sein, wer ich bin. Sagt dem verdammten Zauberer, er soll endlich anfangen!«
    »Erzähl mir von Lady Emma. Was ist mit ihr passiert?«
    »Er zuerst.« Der Bäcker deutete mit einem Nicken auf das Ding in der Höhle. »Dann red ich vielleicht auch.«
    Damit hatte der Mann zumindest zugegeben, dass er etwas wusste. Sie fragte: »Was wollt ihr wissen?«
    »Was mit ihm passiert ist. Woran der arme Hund gestorben ist. Weil wir nämlich nich glauben, dass er das gemacht hat, was die sagen.«
    »Was soll er denn gemacht haben?«
    Der Bäcker schwang sein Messer in ihre Richtung. »Jetzt fragt ihn endlich, zum Donnerwetter! Sonst verarbeite ich euch alle drei zu Hackfleisch.«
    »Was denn fragen?«
    Aber Mansur hatte keine Zeit vertan. Unter dem Anschein, kein Englisch zu verstehen, hatte er die Gespräche seiner Entführer belauscht und so einiges herausgefunden. Auf Arabisch sagte er: »Der Tote ist dieser Eustace, der das Feuer in der Abtei gelegt haben soll.«
    »Und was haben die mit ihm zu tun?«, fragte Adelia in derselben Sprache.
    »Die werden für sein Verbrechen zur Rechenschaft gezogen. Vier von ihnen sind schon im Kerker und warten auf das nächste Assisengericht in Wells. Die anderen rechnen damit, dass sie jeden Moment verhaftet und wegen Brandstiftung angeklagt werden. Die gehören zu Eustace’ …« Mansur stockte, ehe er das nächste Wort auf Englisch sagte, weil es dafür keine arabische Entsprechung gab: »Zehnschaft.«
    Der Bäcker war verblüfft, als er das Wort hörte. »Ha, woher weiß der braune Bursche denn von unserer Zehnschaft?«
    »Ach, halt den Mund!«, sagte

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