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Der König von Berlin (German Edition)

Der König von Berlin (German Edition)

Titel: Der König von Berlin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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besser.
    Lanner stützte sich auf der Couchlehne ab. Er starrte zu Boden und atmete tief durch, und atmete noch mal, und noch mal … Plötzlich ging er in die Knie und griff sich eines der Fotos, die seit Kolbes Abzug vor dem Sofa verstreut lagen. Das konnte doch nicht wahr sein! Er rieb sich die Augen, aber es bestand kein Zweifel. Die Aufnahme war bestimmt fünfundzwanzig, dreißig Jahre alt, doch die Gesichter waren gut zu erkennen. Mit dem Bild in der Hand verließ er den Bunker. Er suchte Frau Matthes. Jetzt war er wirklich sehr, sehr gespannt.

D ie beiden Kammerjäger saßen allein im Sekretärinnenbüro. Toni hatte Georg einen kleinen Teil seiner Erkenntnisse geschildert, die er aus den Unterlagen hatte. Natürlich erwähnte er nicht, dass der alte Machallik sein Vater war, auch nichts vom Züchten der Population und schon gar nichts vom Einfluss und der Macht, die derjenige in dieser Stadt besaß, der die Ratten kontrollierte.
    Er beschränkte sich auf den Bau von Berlins neuer Mitte, wie damit gleichzeitig ein unterirdisches Wegesystem für die Ratten angelegt worden war. Und darauf, dass sich von den mindestens zehn Millionen Ratten im Großraum Berlin zurzeit rund drei Millionen unterhalb des Zentrums befanden. Vorsichtig geschätzt. Wahrscheinlich waren es sogar längst mehr Tiere, und stündlich wuchs die Zahl weiter an. Dieser Druck, erklärte Toni, werde in Kürze zur Explosion führen, wenn man nicht vorher ein Ventil fände, um die Tiere kontrolliert abzulassen. Als er mit Georg ins Bunkerbüro wollte, um ihm dort die wahre Bedeutung des Rattenskelett-Gemäldes zu verraten, eilte Frau Matthes mit einem Laptop unter dem Arm herein. «Toni, es geht los. Die Ratten haben die gesamte U-Bahn-Linie 2 eingenommen.»
    «Was?»
    «Sie sind von überall her gekommen. Die Leute in den U-Bahnhöfen konnte man evakuieren, bevor die Stationen zugesperrt wurden. Aber eine vollbesetzte Bahn steht noch im Schacht am Spittelmarkt.»
    Georg sah sie fassungslos an. «Man hat die gesamte Linie 2 abgeriegelt?»
    Frau Matthes nickte. «Den Tunnel vom Potsdamer Platz fast bis zum Alexanderplatz. Immerhin ließ sich verhindern, dass sie in den Bahnhof Alexanderplatz vorrücken. Bis jetzt jedenfalls. Aber der Umsteigebahnhof Stadtmitte ist komplett dicht. In Kürze wird es in der Innenstadt ein Verkehrschaos geben. Noch ist die Situation unter Kontrolle. Die Ratten sitzen im Schacht der Linie 2 fest.»
    «Genauso wie die Menschen in der U-Bahn.»
    «Die Waggons sind dicht verschlossen, die Ratten können da nicht so leicht eindringen. Außerdem sind die Tiere bislang nicht aggressiv. Es sind nur einfach sehr viele, und es werden immer mehr. Der Sauerstoff in der U-Bahn könnte knapp werden, die Fenster darf man natürlich nicht aufmachen.»
    «Wir haben also nicht viel Zeit.» Toni war ernst. «Viel weniger Zeit, als ich dachte.»
    «Warum vergiften wir sie nicht einfach?», fragte Georg.
    «In der U-Bahn? Millionen von Ratten vergiften? Bist du wahnsinnig? Wie soll das gehen?»
    «Wir treiben sie durch einen Ausgang raus in die Stadt.»
    «Man kann drei Millionen Ratten nicht kontrolliert und punktgenau auf die Stadt loslassen. Kein Mensch weiß, wie sie sich verhalten würden. Wir müssen einen Weg finden, um den Druck, die Masse abzulassen. Ein Ventil. Den Tieren einen Ausweg bieten, über den sie abziehen können. Weißt du, das Rattenskelett im Bunker ist in Wahrheit ein Plan mit den wichtigsten Rattenwegen Berlins. Auf diesem Plan finden wir vielleicht auch das Ventil.»
    Toni Karhan wandte sich an Frau Matthes: «Liebe Frau Matthes, wir können uns jetzt keine Geheimniskrämerei mehr leisten. Wenn es einen Weg gibt, direkt mit der Einsatzzentrale in Korea zu konferieren, dann sollten Sie ihn mir verraten.»
    Georg verstand nur Bahnhof. Und Frau Matthes gab Toni den Laptop. «Ich habe bereits eine Verbindung per Skype hergestellt. Die Herrschaften sind informiert und haben unser Gespräch mitgehört. Sie sitzen allerdings nicht in Süd- oder Nordkorea. Das hätten Sie beide ohnehin in Kürze erfahren, aber behandeln Sie dieses Wissen bitte äußerst vertraulich. Es darf nicht in die falschen Hände fallen.»
    Toni nahm den Computer. Er und Georg staunten nicht schlecht, als sie am Bildschirm Carola Markowitz, Frau Adler und einen blassen, dicklichen, schwarzgekleideten jungen Mann sahen, der mit skypeverzerrter Stimme sagte: «Guten Tag, hier spricht Ratmaster Big. Die Situation ist ernst. Bitte gehen Sie sofort

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