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Der König von Berlin (German Edition)

Der König von Berlin (German Edition)

Titel: Der König von Berlin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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Lanners Antwort. Dann legte er endlich den Gang ein.

C arola Markowitz gab sich Mühe, den fassungslosen Kammerjägern über Skype zu erklären, wer Ratmaster Big war, nämlich Ralf Adler, und wie er die Rattenpopulation in Berlin kontrolliert hatte. Der Rattenmeister erläuterte dann, wie er seine Anweisungen an vertrauensvolle Adressen in beide Koreas geschickt hatte, wo sie so lange durch verschiedene Netzwerke liefen, bis niemand mehr die Spur zu den IP-Adressen der Computer in der Adler’schen Wohnung zurückverfolgen konnte. Erwin Machallik hatte all das mit seinen exzellenten Kontakten nach Fernost eingefädelt. Seit ein paar seiner amerikanischen Freunde von Berlin in den Koreakrieg weitergeschickt worden waren, hatte er sich zu beiden Ländern hingezogen gefühlt. Wie hatte er zu Mauerzeiten immer über Korea gesagt: «Wir Geteilten müssen zusammenhalten!» Der Satz war genau genommen genauso unsinnig, wie er einleuchtend klang, aber so oder so hatte diese Überzeugung Machallik als einem von sehr wenigen Geschäftsleuten auf der Welt gute Kontakte sowohl nach Süd- wie nach Nordkorea beschert.
    Während Markowitz und Ralf Adler dies alles erzählten, dachte Toni über eine Lösung für die U2 nach. Das war schon wegen des Geräuschpegels nicht einfach. Er hatte einen großen Stadtplan von Berlin auf dem Boden ausgebreitet, um sich besser auf der Rattenskelett-Karte orientieren zu können. Die natürliche Überlaufstelle, das Ventil, hatten sie schon auf dem Rattenskelett ausgemacht. Es war passenderweise etwa in der Magengegend. Aber welches echte Bauwerk dem entsprechen sollte, da waren sie ratlos.
    «Statt hier stundenlang über Korea zu quatschen, solltet ihr lieber mal überlegen, was als Überlaufbecken in Frage käme.» Tonis plötzliche, sehr energische Bemerkung ließ alle verstummen und den Stadtplan betrachten.
    «Wenn ich das richtig verstanden habe», sagte Georg, «muss es ein sehr großes Gebäude sein, das sich gut abriegeln lässt und das in den letzten zwanzig Jahren gebaut wurde, also Anschluss an dieses Rattenwegenetz unter dem neuen Berlin hat?»
    «Ganz genau.» Tonis Stimme zitterte ungewohnt vor Anspannung. Die Radiomeldungen über die von Ratten geflutete U-Bahn-Linie nahmen an Dramatik zu und setzten ihn unter Druck.
    Georg fuhr mit seinem Finger über den Stadtplan. «Das ist es! Die O2-Arena! Die ist groß, und man kann sie abriegeln.»
    Ralf widersprach auf dem Bildschirm. «Ja schon, aber sie ist zu weit weg vom Zentrum. Wir würden da nicht genug Ratten hinkriegen. Außerdem liegt sie nicht an der U2, und man müsste noch Köder hinschaffen. In der O2-Arena ist ja nichts, was die Ratten anlockt.»
    Georgs Finger wanderte weiter über den Stadtplan. Plötzlich blieb er stehen. «Das wäre vielleicht … ach Quatsch, nein. Das wäre ja echt Wahnsinn.» Sein Finger fuhr weiter, aber Toni griff Georgs Hand und schob sie zurück. Ein Strahlen ging über Tonis Gesicht. «Von wegen. Genau das ist es! Das ist perfekt.»
    Georg wurde mehr als mulmig zumute. «Toni, das geht nicht. Niemals. Ich meine, du willst doch wohl nicht im Ernst …?»
    Doch Toni Karhan hatte schon wieder das Rattenbild ins Auge gefasst. «Das ist großartig. Fast, als wäre es für diesen Zweck gebaut worden. Praktisch alle Kanäle führen die Ratten direkt dorthin. Man muss gar nicht mehr viel machen. Als läge darin der eigentliche Sinn dieses Gebäudes: ein Auffangbecken für die Ratten der Stadt zu sein.»
    Noch immer hoffte Georg, Toni würde ihn veräppeln und gleich sagen, das sei nur ein Spaß.
    Aber auch Ralf auf dem Bildschirm nickte zustimmend. «Dass wir da nicht gleich draufgekommen sind!»
    Georg wartete entsetzt auf ein Zurückrudern, aber die Energie, mit der Toni jetzt sein Handy zückte, ließ seine Hoffnung gegen null sinken.
    «Ich rufe gleich den Bürgermeister an und sage ihm, wir haben die Lösung.»
    Während Toni die Nummer wählte, betrachtete Georg in stummer Verzweiflung den Stadtplan. Obwohl er natürlich auch sehr gespannt war, wie der Bürgermeister wohl auf diese radikale Idee reagieren würde.

B is zur Stadtautobahn hatten die beiden Männer kein Wort mehr gewechselt. Nachdem Lanner sich auf die richtige Spur eingefädelt hatte, wies Rimschow ihn an, Richtung Potsdam bis zur Abfahrt Dreilinden zu fahren. Rimschow wusste ja mittlerweile, wie lange der Niedersachse schweigen konnte, daher gab er sich die Blöße und fragte: «Wie sieht Ihr Plan denn jetzt wirklich

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