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Der König von Berlin (German Edition)

Der König von Berlin (German Edition)

Titel: Der König von Berlin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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konnte, strengte sich der oberste Rattenbekämpfer an, so ruhig wie möglich zu bleiben. «Ist einzige Möglichkeit. Ist gut.»
    Koppelberg fauchte empört in Tonis Richtung. Fast, als wolle er ihn beißen. Dann aber ließ sich Koppelberg ermattet in seinen Regierungssessel fallen. «Verdammt, Karhan, was ist das für ein wahnwitziger Vorschlag? Das Alexa ist ein Einkaufszentrum. Wenn Sie da ein paar Millionen Ratten durchjagen, wissen Sie, was da für Schäden entstehen?»
    Toni wiegelte ab. «Dort wir hätten Tiere unter Kontrolle. Wenn sich drei oder vier Millionen Ratten stürzen auf gesamte Innenstadt, Schäden wären um vieles höher. Das Alexa wir könnten vollkommen abriegeln. Zugangswege für Ratten sind ideal. Ist gut. Und Köder sind dort reichlich. Ist sehr gut. Ganzes Alexa ist einziger Köder. Alexa ist genau an der richtigen Stelle, ist gebaut für exakt diesen Zweck.»
    Der Bürgermeister schaute ihn schräg von unten an. «Es ist gebaut worden, um von Ratten überflutet zu werden?»
    Jetzt schaltete sich Georg Wolters ein. «Nicht nur dafür natürlich. Aber unter anderem auch. Als Überlaufbecken, falls die Situation mit den Ratten mal außer Kontrolle gerät. Errichtet von Leuten, die wussten, so etwas könnte einmal passieren. Haben Sie sich nie gefragt, warum man ausgerechnet an derart prominenter, zentraler Stelle, direkt am Alexanderplatz, einen so absurd riesigen, enorm hässlichen Kaufhausklotz hinsetzt? Im Containerdesign? Einkaufszentrum – das ist nur die eine Funktion dieses Gebäudes. Eigentlich ist es eine Tarnung.»
    Koppelberg erinnerte sich. Höchst einflussreichen Bürgern war seinerzeit tatsächlich sehr daran gelegen gewesen, das Alexa genau in dieser Form genau an diese Stelle zu bauen. Er sah die beiden Kammerjäger an – die meinten das ernst.
    «Es würde doch schon rein technisch nicht gehen, meine Herren. Das dauert doch viel zu lange. Allein, bis das Einkaufszentrum evakuiert ist.»
    «Das wäre nun wirklich nicht das Problem», widersprach Dr. Mierwald, die die Diskussion interessiert verfolgt hatte. «Es ist ein Einkaufszentrum, keine Intensivstation. Wir können jeden Winkel darin in jeder Sprache der Welt beschallen. Die Leute sind da nur zum Einkaufen. Die nehmen einfach ihre Sachen und gehen raus. Die Evakuierung der Menschen dauert maximal eine Stunde. Die Lebensmittel und so sollen ja gerade drinbleiben, um die Ratten zu locken, wenn ich das richtig verstanden habe.»
    Georg Wolters war für die Unterstützung dankbar. Zudem fand er Jessica Mierwald wirklich attraktiv, aber dies war gerade nicht der ideale Moment, ihr das mitzuteilen, stattdessen ergänzte er: «Läden mit wertvollen Waren kann man sicher verriegeln. Man müsste nur überlegen, was genau man den Leuten sagt, damit keine Panik ausbricht.»
    Dr. Mierwald winkte lässig ab. «Dafür gibt es ein Szenario. Zuerst wird ganz ruhig eine Katastrophenschutzübung angekündigt. Nur eine Übung, aber es sei wichtig, dass sich alle den Anweisungen gemäß verhalten. Wenn der vernünftige Teil der Leute dann draußen ist, sagt jemand die Wahrheit durch. Dass es keine Übung, sondern ernst ist. So bringt man auch die renitenten Besucher noch raus. Dann schicken wir zur Sicherheit noch Polizisten durch.»
    Dieses Vorgehen gefiel Toni sofort. «Man könnte sagen, ist Katastrophenschutzübung von Gesundheitsamt. Wäre nicht mal gelogen. Ist gut.»
    Koppelberg sprang auf. «Herrschaften, Sie tun jetzt gerade so, als wäre dieser Wahnsinn schon beschlossene Sache. Ich möchte betonen, ich habe noch zu gar nichts meine Zustimmung gegeben. Und ich glaube auch nicht, dass ich das tun werde.»
    Toni und Georg öffneten gleichzeitig den Mund, aber mit einer kleinen Geste bedeutete Dr. Mierwald ihnen zu schweigen. Sie redete mit leicht heiserer Stimme in gedämpfter Lautstärke weiter, einer Stimme, wie Georg fand, die schon um ihrer selbst willen recht hatte, egal, was sie sagte: «Mit Verlaub, Herr Bürgermeister, aber so eine Situation kann eine historische Chance sein. Es gab schon einmal einen Innensenator einer deutschen Großstadt, der eine Flut bekämpfen musste. Bei ihm war es keine Rattenplage, sondern eine Sturmflut. Sein mutiger, kompromissloser Kampf gegen das Wasser war die Grundlage seines Aufstiegs. Fortan galt er als Macher, der mit jeder Herausforderung umgehen konnte. Wir wissen alle, was aus ihm wurde.» Sie ließ eine Kunstpause wirken. «Die Menschen mögen Helden. Mit außergewöhnlichen Aktionen

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