Der König von Berlin (German Edition)
aus?»
Lanner stierte auf die Fahrbahn. «Ich geh da rein und löse den Fall.»
Rimschow nickte anerkennend. «Nicht schlecht. Hat bestimmt ’ne Weile gedauert, diesen Plan so fein bis ins letzte Detail auszuarbeiten.»
«Das genau ist ja das Brillante. Die besten Pläne sind immer ganz einfach. Je einfacher, desto genialer.»
«Dann ist dieser Plan allerdings geradezu beängstigend genial.»
«Ganz genau.»
«Haben Sie eine Vorstellung, was Maschmann alles mit Ihnen tun könnte, wenn Sie da reinstürmen und den dicken Max machen? Wie der reagiert, wenn man ihm blöd kommt?»
«Allerdings. Seit letzter Nacht kann ich mir da so einiges vorstellen. Was glauben Sie denn? In Niedersachsen hatte ich es auch nicht mit Rollstuhl-Falschparkern zu tun. Wer fähig ist, Tiere so zu halten, wie dort Tiere gehalten wurden, der ist auch sonst zu einigem fähig.»
«Haben Sie denn keine Angst, Maschmann könnte Sie einfach aus dem Spiel nehmen?»
«Selbstverständlich habe ich die. Das ist ja eben das Brillante an meinem Plan.»
Rimschow zog eine Augenbraue hoch. «Ach, Ihr Plan ist eine komplizierte, aber elegante Form des Freitods? Sie wollen Maschmann zu einem weiteren Mord bringen, nämlich zum Mord an Ihnen, und dann kriegen Sie ihn dran, weil Sie ja Augenzeuge sind? Toller Plan. Nur ein Denkfehler: Wenn Sie tot sind, werden Sie nicht mehr so ohne weiteres gegen Maschmann aussagen können.»
«Vielleicht ja doch.»
«Was?»
Lanner lachte. «Keine Angst. Nur ein Scherz. Ich bin nicht lebensmüde, aber darin liegt doch der Clou. Wenn ich da so reinschneie, sauer, ohne Rückendeckung, übermüdet, unberechenbar, ohne Sinn und Verstand, dann wird sich Maschmann doch sicher und souverän fühlen. Er wird einsehen, dass man mit mir nicht verhandeln kann. Er wird genervt sein, mich loswerden wollen und mein zügiges Verschwinden anordnen – aber bedroht fühlen wird er sich nicht, und er wird sich den Triumph nicht nehmen lassen, mir vor lauter Überlegenheit alles zu erzählen. Seine Geheimnisse auszubreiten. Damit ich ehrfürchtig sein Genie anerkenne – bevor er mich verschwinden lassen will.»
Rimschow grinste. «Sie meinen, so wie bei James Bond, wo der Oberbösewicht kurz vor Schluss, wenn der Held schon so gut wie tot ist, ihm noch schnell alle Geheimnisse erklärt.»
«Genau so. Das war beim Geflügelbaron ähnlich. Ich kenn diese Typen. Die sind so stolz auf ihre Tricks und Machenschaften, aber nie dürfen sie jemandem davon erzählen. Das nagt an denen. Die freuen sich, wenn sie die Gelegenheit haben, sich und ihre Intelligenz zu feiern.»
«Und was ist Ihre Exit-Strategie?»
«Meine was?»
«Na, Ihre Exit-Strategie. Wie kommen Sie wieder raus? Wie wollen Sie Maschmann daran hindern, Sie tatsächlich verschwinden zu lassen?»
Lanner schwieg. Womöglich hatte Rimschow jetzt doch den einzigen Schwachpunkt seines Plans entdeckt. Schließlich antwortete er trotzig: «Ich sagte doch, ich habe einen Plan. Aber vielleicht werde ich ein klein wenig improvisieren müssen.»
Sie fuhren von der Stadtautobahn ab. Rimschow dirigierte Lanner mit Handzeichen durch die immer kleiner werdenden Straßen, bis er schließlich sagte: «Da vorne rechts, da halten Sie an.» Als Lanner den Motor abgestellt hatte, lächelte Rimschow. «Die Sackgasse hier links endet nach zweihundert Metern an einer Pforte. Dahinter liegt das Anwesen Maschmann.»
«Sie kommen doch nicht mit?»
Rimschows Lächeln wurde zum breiten Grinsen. «Ich weiß jetzt ja, dass ich mir keine Sorgen machen muss.» Er schnallte sich los, stieg aus dem Wagen und steckte noch mal seinen Kopf hinein. «Es war mir ein Vergnügen, Sie kennengelernt zu haben. Falls wir uns nicht mehr wiedersehen sollten: Ich habe Sie für einen guten Polizisten gehalten.» Er reichte Lanner die Hand. Der schüttelte sie, und beide schauten sich fest in die Augen. Dann schlug Rimschow die Beifahrertür zu und ging lässigen Schrittes den schmalen Bürgersteig zurück.
Lanner hatte den kleinen Gegenstand, den ihm der alte Polizist gerade wie heimlich in die Hand gedrückt hatte, gleich bemerkt. Aber erst jetzt sah er ihn an: Rimschow hatte ihm eine Büroklammer gegeben.
S ie wollen was?» Der Regierende Bürgermeister Koppelberg fürchtete kurzzeitig, er würde an Toni Karhans Vorschlag ersticken. «Sagen Sie, sind Sie vollkommen verrückt geworden? Sie können doch nicht das Alexa mit Ratten fluten!»
Auch wenn er beeindruckt war, wie laut dieser Bürgermeister schreien
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