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Der König von Berlin (German Edition)

Der König von Berlin (German Edition)

Titel: Der König von Berlin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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du bist?»
    «Du kannst doch mein Handy orten lassen.»
    «Was?»
    «Na, du kannst doch so eine Art Fahndung nach mir einleiten, mein Handy orten lassen und mich dann nach Glaanow und später nach Berlin lotsen.»
    «Fahr doch einfach nach Glaanow. Dann hab ich einen Ausgangspunkt.»
    «ICH FINDE GLAANOW NICHT!»
    «Ich habe interessante Dinge über Kaminski rausgefunden.»
    «Was?»
    «Der Kaminski-Fall. Du erinnerst dich? Deine Arbeit.»
    «Ja, ja, natürlich erinnere ich mich.»
    «Während du dir ein bisschen Brandenburg anschaust, habe ich hier an dem Fall gearbeitet und sehr interessante Dinge herausgefunden.»
    «Das ist ganz toll, Carola, aber ich …»
    «Wir haben uns doch gefragt, wie er eigentlich Kontakt zu den Autoren und Verlegern gehalten hat.»
    Lanner war klar, dass Carola ihm erst weiterhelfen würde, wenn er sie hatte erzählen lassen, was sie erzählen wollte. Entkräftet gab er klein bei. «Ihr habt noch ein weiteres Handy oder einen geheimen Mailaccount gefunden?»
    «Fast! Ich habe seine Passwörter für zwei Online-Strategiespiele geknackt. Er war bei Farmerama und Hattrick, einer Fußballmanager-Simulation im Netz. Diese Spiele haben ein eigenes, inneres Nachrichtensystem, über das sich die Spieler in ihrer virtuellen Identität unterhalten können. Hier hat er, sozusagen versteckt, Kontakt zu den Autoren und Verlegern gehalten, die in diesen Spielwelten als Farmer oder eben als Manager von Fußballvereinen aufgetreten sind.»
    «Klingt ziemlich durchgeknallt.»
    «Ist es aber gar nicht. Es ist eine exzellente Tarnung. Er konnte absolut unauffällig kommunizieren und hat sich auch nie von seinem Computer, sondern immer nur in Internetcafés oder an Terminals in Flughäfen eingeloggt. Dadurch gab es keine Spuren, er hat nicht mal eine IP-Adresse hinterlassen, also keine eigene.»
    Lanner fand, es reichte völlig, wenn Carola das alles verstand und sie ihm nur die wesentlichen Erkenntnisse zusammenfassen würde. Eben so, wie man einem Hundertjährigen ein Hörgerät erklärt: laut, bildhaft, nicht so detailliert. Aber Lanner tat, was er für eines seiner größten Talente hielt: irgendwie genau so zu schweigen, dass das Gegenüber denkt, er würde zuhören, wäre interessiert und könnte sogar verstehen, was es redet. Diese simulierte Aufmerksamkeit, eine Art Kommunikationsduldungsstarre, war eine typisch niedersächsische Gabe. Dort, wo er herkam, beherrschte das praktisch jeder, wenngleich er zweifellos zu den Meistern gehörte.
    Carola war jetzt ordentlich in Schwung gekommen. «Ich bin nur durch einen richtig großen Zufall darauf aufmerksam geworden. Das war schon auch Glück», sagte sie und machte eine Pause.
    Lanner erschrak. Eine Kommunikationskontrollpause. Er musste etwas sagen, damit es reibungslos weitergehen konnte, irgendetwas Sinnvolles wie: «Nämlich?»
    «Eigentlich ganz einfach, wenn man es sich überlegt. Im Spamordner einer seiner vielen Freenet-Adressen war die Mitteilung, sein Hattrick-Zugang werde demnächst wegen zu langer Inaktivität gesperrt. Von dieser Mail bin ich direkt zum Spielaccount geleitet worden, habe sein Passwort, also seinen Zugang, geknackt und dann, indem ich seine virtuelle Identität angenommen habe, nach und nach sein gesamtes Online-Computerspiel-Kommunikationssystem aufgeschlüsselt.»
    Durch die Art, wie sie ihre Stimme zum Ende des Satzes hin triumphierend hochgeschraubt hatte, begriff Lanner sofort, dass nun Anerkennung von ihm verlangt wurde. Damit hatte er kein Problem. «Kompliment! Das war bestimmt ein ziemliches Stück Arbeit.»
    «Allerdings. Es hat die ganze Nacht und den ganzen Vormittag gedauert. Ich habe kaum geschlafen, bin nur zwei, drei Stunden vor dem Computer weggedöst.»
    «Meinst du denn, wir haben jetzt etwas in der Hand, um gegen die Verlage ermitteln zu können? Vielleicht sogar ein Motiv? Gab es irgendwo Streit oder so was?»
    «Nein, das nicht. In der Hinsicht kommt wahrscheinlich nichts bei rum, obwohl ich noch nicht alles gesichtet habe. Interessant sind diese Nachrichten schon, wie er da teilweise den Autoren die eigenen Bücher erklärt, aber eine neue Spur ist das nicht. Doch es gibt noch was anderes.»
    «Nämlich?» Lanner reagierte allmählich mit einer gewissen Routine auf Markowitz’ Kommunikationskontrollpausen.
    «Kaminski hatte über das Bauernhofspiel, also dieses Farmerama, Kontakte zu Maklern. Speziell zu einer Maklerin, die ihm wohl auch mehrere Häuser gezeigt hat. Er dachte anscheinend ernsthaft

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