Der König Von Korsika
den zukünftigen Monarchen davon in Kenntnis gesetzt, daß Korsika seine Unabhängigkeit deklariert und sich als freien Staat unter der Protektion der unbefleckten heiligen Jungfrau ausgerufen hatte. Die Insurrektion sei in vollem Gange, der korsische Rat über Theodors bevorstehende Ankunft und Hilfe in Kenntnis gesetzt und bereit, ihn zum König auszurufen. Zur Untermauerung ihrer ernsten Absichten hatte die Generalversammlung
sogleich dreizehn Verräter verurteilt und pfählen lassen. Die Pfähle stehen an der Reede von Aleria Spalier für den Einzug des Königs von Korsika, schloß Giafferi lyrisch.
Im engen Korsarenhafen thronte das hochbordige holländische Schiff über all den Felukken mit ihren verblaßten roten Segeln und über dem dürren Wald aufgestellter Galeerenruder, und seine Brücke ragte über die weißen Mauern, Dächer und Baldachine des Hafenvierels hinaus, so daß man den sandig-golden in der Sonne leuchtenden Palast des Bey über dem Gassengewirr wie eine zweite, stolze Kommandobrücke zurückblicken sah.
Hier zeigte sich der ganze Nutzen, mit den Korrespondenten des »Gentleman’s Magazine« gereist zu sein, Mr. Charles Sweeney und Mr. Jeremiah Upworth. Denn natürlich waren die beiden bereits in Tunis gewesen, genauso wie sie den Vierwaldstätter See, das Tal von Meran oder Heidelberg, Istanbul und St. Petersburg kannten.
Tunis hier ist übrigens wunderbar, um Urlaub zu machen, Sir.
Urlaub? Was meinen Sie damit?
Ja, nun, wenn Sie Ihrer Arbeit überdrüssig sind und Erholung suchen, Ihr eigener Garten Sie jedoch langweilt, dann reisen Sie irgendwohin, wo es schön ist, und mieten sich dort einen Sommer lang ein, erklärte Sweeney.
Wenn Sie im Winter verreisen wollen, empfehle ich die französische Riviera, schloß Upworth an.
Ich finde es vernünftiger, im Winter zu arbeiten und im Sommer zu verreisen, und zwar nach Weggis, sagte Sweeney. Kennen Sie Weggis, Herr Baron?
Ebensowenig wie Tunis, sagte Theodor mit einem Blick zu den auf der Kaimauer stehenden Soldaten.
Sweeney nickte verständnisvoll. Und was nun, Sir? sagte er wie jedesmal, wenn eine Entscheidung bevorstand.
Ja, fügte Upworth hinzu, was wird der Baron jetzt tun,
fragen sich unsere Leser. Und wie zwei winzige Degen zückten beide ihre Bleistifte.
Mir scheint, ich habe Ihnen schon genug erzählt, um ein ganzes Buch über mich zu füllen, Gentlemen.
Die Frage ist nur, Sir, sagte Upworth und deutete auf die bewaffneten Wachen, ob es posthum erscheinen wird oder ob Ihnen noch etwas einfällt, um Leben, Freiheit und Ladung zu retten.
Während Sie darüber nachdenken, Sir, schlug Sweeney vor, werden wir uns hier im Hafen irgendeinen Pub suchen und danach dem englischen Konsul einen Besuch abstatten.
Die beiden Journalisten wechselten, wann immer es ihnen notwendig erschien, mit britischer Unbefangenheit von Theodors Seite auf neutrales Terrain und wieder zurück, wie körperlose Wesen, die von Heer zu Heer übers Schlachtfeld schweben und von dort in den Himmel, um den Göttern Bericht zu erstatten.
Mit den Worten: Wir sind Untertanen seiner Majestät Georgs II., König von England, enterten sie, Theodor zuwinkend, an Land hinunter und gingen an den Wachen des Bey vorüber. Upworth drehte sich um und rief: See you this afternoon.
Hopefully! fügte Sweeney an, und die beiden verschwanden im Gewimmel des Hafenbasars.
Theodor blickte ihnen nach. Er benutzte die beiden gerne als Trainingspartner zum allmählichen Verfertigen und Ausprobieren seiner Gedanken während des Sprechens, und auch jetzt hatten sie ihm mit ihrem Hinweis auf den englischen Konsul eine Möglichkeit aufgezeigt, die Festsetzung und Beschlagnahme in ein allseitig zufriedenstellendes Geschäft umzuwandeln.
Als ihn um Mittag eine Janitschareneskorte abholte, um ihn zum Palast des Beys Husain Ibn-Ali zu geleiten, trug er, zum Teil zu Ehren seines Entführers und zum Teil aus Putzsucht, ein marineblaues, straff sitzendes und uniformähnliches
Kleid, das mit mehreren Orden geschmückt war, schwedischen und spanischen, die man ihm seinerzeit verliehen, und englischen, die er sich kürzlich in London für gutes korsisches Geld hatte anfertigen lassen.
Um seinen Hals hingen dezent die Insignien der Londoner Großloge, deren Mitglied er beinahe war, und aus dem gewaltigen Bauch seines Kauffahrers ließ er eine Kiste mit vierzig unbenutzten, ölglänzenden Musketen holen, die er dem Bey als Gastgeschenk zugedacht hatte.
Im Licht- und Schattengeflirr unter den
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