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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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zurück. Sollte Sarah unter falschem Namen reisen? Obwohl er darin keinen Sinn erkennen konnte, war dies seine letzte Hoffnung. Inzwischen war es Abend geworden, und Howard ging vor dem Hotel »Luxor« auf und ab. Von der gegenüberliegenden Straßenseite beobachtete er jedes Fenster, in der Hoffnung, Sarah würde irgendwo erscheinen und ihm zuwinken. Aber nichts geschah. Nach zwei Stunden, Howard war hundemüde, gab er auf und machte sich auf den Weg zu seiner Pension.
    Die Nacht verbrachte Carter in unruhigem Schlaf und verwirrenden Träumen. Er sah Sarah in einer Gefängniszelle der Polizeistation. Bei dem Versuch, sie zu befreien, wurde er von den Wächtern überwältigt und in eine andere Zelle gesteckt. Rufend versuchte er sich mit Sarah zu verständigen, aber in den kahlen Gängen und Verliesen verhallten ihre Stimmen. Keiner konnte die Rufe des anderen verstehen.
    Kurz nach Sonnenaufgang begab Carter sich erneut zum Hotel »Luxor«, um den Eingang und die Fenster zur Straße hin zu beobachten. So früh am Tag wurde der Eingang zum Schauplatz emsiger Geschäftigkeit. Droschken und Maultierkarren fuhren vor, um Reisende und ihr Gepäck zum Bahnhof zu bringen. Händler lieferten ihre Waren an, und ein Heer halbnackter Lakaien war singend damit beschäftigt, die Straße vor dem Hotel zu kehren. Die dabei erzeugten Staubwolken hüllten das Gebäude vorübergehend in eine graue Wolke, die jede Sicht verwehrte.
    Nach drei Stunden erfolglosen Auf- und Abgehens ließ sich Howard auf einer Bank an der Uferpromenade nieder und starrte vor sich hin ins Leere. Da vernahm er hinter sich eine unbekannte weibliche Stimme: »Entschuldigen Sie, Sir, aber ich habe seit Tagen das Gefühl, als würde ich von Ihnen beobachtet. Wollen Sie mir nicht den Grund für Ihr Verhalten nennen?«
    Howard erschrak, er erschrak zu Tode, als er sich umdrehte. Vor ihm stand die rätselhafte Dame vom Schiff. Sie sah Sarah zum Verwechseln ähnlich, aber ihre Stimme verriet, daß sie es nicht sein konnte. Im Augenblick wähnte sich Carter als Opfer einer Sinnestäuschung. Spielten seine Ohren oder seine Augen verrückt?
    »Ich dachte – ich glaubte – Miss Jones?« Howard sprang auf. Er musterte die Fremde auf beinahe unverschämte Weise. »Miss Jones?« wiederholte er hilflos.
    »Ich bin Lady Elizabeth Collingham«, erwiderte die fremde Dame, die Sarah aufs Haar glich.
    »Lady Collingham«, wiederholte Carter tonlos und nickte aus unerfindlichen Gründen. Schließlich stotterte er: »Mein Name ist Howard Carter. Ich bin Ausgräber.«
    »Sie haben noch immer nicht meine Frage beantwortet, Mister Carter!« beharrte die fremde Dame.
    »Nein«, antwortete Howard. Er hatte Schwierigkeiten, seinen Verstand mit den Gefühlen in Einklang zu bringen. Sein Verstand sagte, daß diese Frau eine andere war; aber seine Gefühle zweifelten daran. »Es ist wohl eine Verwechslung«, bemerkte Carter schüchtern, »ich hätte nie gewagt…«
    »Eine ziemlich plumpe Art, Ihr Verhalten zu rechtfertigen. Finden Sie nicht auch, Mister Carter?«
    Howard hob die Schultern. »So mag es vielleicht aussehen, Mylady, aber ich kann Ihnen versichern, daß es nicht meine Absicht war, Sie zu kompromittieren. Bitte glauben Sie mir.«
    Lady Collingham schmunzelte. Es schien, als wollte sie dem jungen Engländer nicht so recht glauben. Gleichzeitig konnte sie nicht verhehlen, daß ihr die schüchterne Art des Ausgräbers gefiel.
    Als Carter das ungläubige Lächeln der Lady bemerkte, wurde er wütend. Er zog seine Brusttasche unter dem Jackett hervor und hielt ihr Sarahs Bild unter die Nase. »Das ist sie!« sagte er triumphierend.
    »Hübsch, wirklich sehr hübsch«, bemerkte die Lady schnippisch, »aber erklärt das Ihre Handlungsweise?«
    »Sie haben recht. Die Ähnlichkeit zwischen Ihnen und Miss Jones allein wäre kein Grund, Ihnen nachzustellen. Aber wissen Sie, als unsere Wege sich vor zwei Jahren trennten, da geschah das nicht deshalb, weil unsere Liebe erloschen war, sondern allein aus Gründen des Verstandes. Miss Jones heiratete einen anderen, obwohl sie nur mich liebte. Können Sie das begreifen? Seither verbringe ich meine Zeit als ziemlich erfolgloser Ausgräber und versuche, Sarah Jones zu vergessen. Aber Sie sehen ja, was dabei herauskommt. Entschuldigen Sie mein Verhalten, Mylady.«
    »Entschuldigung angenommen!« Lady Collingham sah Howard lange an. »Unter einer Bedingung. Sie erzählen mir mehr von sich und dieser Miss Jones.«
    Carter wollte nicht so recht

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