Der König von Luxor
umzustimmen, und er wollte seine Aussage schon abschwächen, als Leila auf ihn zutrat und ihn umarmte. Für Augenblicke spürte er ihren üppigen Körper, nach dem die Männer gierten, ein Gefühl, das er lange nicht mehr genossen hatte. Er war verwirrt. Verwirrt, weil sich die schöne Tänzerin ausgerechnet ihm an den Hals warf. Verwirrt, weil ihn noch immer Zweifel plagten, ob Leilas Zuneigung nicht gespielt war und nur in Ayats Auftrag stattfand.
In seiner Ratlosigkeit und obwohl er eher das Gegenteil herbeiwünschte, befreite sich Carter aus der Umarmung, nahm das Gewehr, das senkrecht an einem Riemen über seiner Schulter hing, und setzte es, mit dem Kolben nach unten, auf den Boden. Dann faßte er Mut und stellte Leila die Frage, die ihn beschäftigte: »Wissen Sie, was ich nicht begreife? Ihnen liegen tausend Männer zu Füßen. Männer, die an einem Tag mehr ausgeben, als ich in einem Jahr verdiene. Männer von Rang und Einfluß und sicher auch attraktivere Männer als ich. Warum, beim Barte des Propheten, schenken Sie ausgerechnet mir ihre Gunst?«
Beinahe verlegen, aber mit einem feinen Lächeln blickte die Tänzerin in den Sand. »Vielleicht ist es gerade die Tatsache, daß Sie mir nicht zu Füßen liegen wie tausend andere Männer. Ist das so schwer zu verstehen? Schon damals, beim Fest des Aga, als Sie mich wegstießen, wurde ich neugierig, und ich fragte mich, was mag das für ein Mann sein. Seit wir gemeinsam im ›Winter Palace‹ diniert haben, gehen Sie mir nicht mehr aus dem Kopf. Und was Ihr Äußeres betrifft, müssen Sie sich nicht gerade verstecken, Mr. Carter.«
Trotz fortgeschrittener Jahreszeit verbreitete die Sonne jetzt gegen Mittag noch unerträgliche Hitze. Howard schnappte nach Luft. »Kommen Sie«, meinte er mit einer Handbewegung zum zweiten Pylon hin, »dort ist Schatten.«
In der Vorhalle, die zum großen Säulensaal führte, war es angenehm kühl. Leila ließ sich auf einem Steinsockel nieder und sah sich um. »Kennen Sie die Bedeutung all der Götterbilder und Inschriften, Mr. Carter?«
Howard lachte. »Ich denke schon. Schließlich ist das mein Beruf. Und jene Inschriften, die ich nicht zu deuten vermag, die sind auch anderen Archäologen ein Rätsel.«
Leila legte den Kopf weit in den Nacken, um die Decke in Augenschein zu nehmen. Das bot Carter Gelegenheit, ihren makellosen Hals zu betrachten und ihre Brüste, die sich unter der dünnen Bluse wölbten wie zwei pralle, reife Früchte.
Ohne den Blick von der Decke zu lassen, sagte Leila plötzlich: »Wie gefallen Ihnen meine Brüste, Mr. Carter?«
Howard zuckte zusammen. Er fühlte sich ertappt und schämte sich. Augenblicklich fühlte er sich um zehn Jahre zurückversetzt, als er heimlich in Sarah Jones’ Bluse spähte. Was sollte er antworten? Sollte er sagen: Ich verstehe nicht, was Sie meinen? – Lächerlich. Oder: Wie kommen Sie darauf? Das war um keinen Deut besser. Also nahm er all seinen Mut zusammen und antwortete beinahe weltmännisch: »Ja, sie sind, soweit ich das beurteilen kann, sehr schön.«
Er hatte den Satz kaum vollendet, da wurde ihm die Zweideutigkeit seiner Worte bewußt. Aber noch ehe er seine Rede korrigieren konnte, begann Leila, noch immer nach oben blickend, die Knöpfe ihrer Bluse zu lösen, und erst als sie damit fertig war und sich Carter halbnackt darbot, sah sie ihm fragend ins Gesicht.
Howard war aufs äußerste verwirrt. Wenn sie jemand in dieser Situation entdeckte! »Das sollten Sie nicht tun!« stammelte Carter verlegen. »Wenn der Aga davon erfährt…«
»Was kümmert uns Ayat«, erwiderte Leila und streckte Howard die Arme entgegen. »Er gehört auch nur zu den tausend, die mir zu Füßen liegen. Oder gefalle ich dir nicht?«
»Doch, doch!« beteuerte Carter linkisch.
»Also, worauf wartest du?« Bei diesen Worten zog sie Howard näher an sich heran. Und weil ihr langer, enger Rock hinderlich war, raffte sie ihn bis über die Schenkel, wo weiße Strumpfbänder über den Strümpfen zum Vorschein kamen. Schließlich zog sie ihn zwischen ihre Beine.
Carters Gesicht glühte, und seine Männlichkeit wuchs zu schmerzhafter Härte. Auf einmal war ihm alles egal. Er warf sein Gewehr in den Sand. Er wollte die schöne Tänzerin haben, er mußte sie haben.
»Komm!« flüsterte Leila, und sie fügte ein Wort hinzu, das ihn in Raserei versetzte: »Bitte!«
Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Hastig entledigte er sich seiner Beinkleider und näherte sich der Tänzerin in höchster
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