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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Erregung. Howard fühlte sich wie Gott Min, als er in sie eindrang, wild und ungestüm.
    In sitzender Haltung, sich mit den Händen auf dem Steinsockel abstützend, genoß Leila seine Hemmungslosigkeit, eine Eigenschaft, die sie ihm nie zugetraut hätte. Sie stöhnte leise auf und sagte immer wieder seinen Namen.
    Wie von Sinnen stieß Carter zu. Es war die pure Lust, die ihn zwischen ihren Schenkeln gefangen hielt, eine unstillbare Begierde. Ihm kam es vor, als habe Leila ihn verhext, betört, verzaubert. Vergessen waren das jahrtausendealte Gemäuer, das sie umgab, und die Umstände, die sie zusammengeführt hatten. Verflogen waren alle Bedenken. Ein Schuß hätte fallen können, Howard hätte ihn nicht bemerkt. Lustvoll starrte er auf Leilas Brüste, die sich weich und schwer wie Meereswogen vor ihm auf- und abbewegten.
    Mit einem leisen Aufschrei stürzte Howard schließlich auf Leila und verbarg sein Gesicht an ihrem Hals.
    »O Howard«, wiederholte Leila. Dann herrschte Stille.
    Allmählich kam Carter zur Besinnung. Hastig, beinahe überstürzt ließ er von Leila ab und raffte seine Kleider hoch, lauschte, ob Schritte oder Stimmen zu hören waren, und nachdem alles ruhig blieb, wandte er sich Leila wieder zu, die noch in derselben Haltung auf dem Steinblock saß, mit zerknautschten Kleidern, zerzausten Haaren und geschlossenen Augen, als ließe sie ihr gemeinsames Erlebnis noch einmal Revue passieren.
    »Ich weiß, ich bin ein lausiger Liebhaber«, bemerkte Carter verlegen, »du bist sicher Besseres gewöhnt.«
    Da öffnete Leila die Augen und lachte.
    In der Annahme, sie würde ihn auslachen, wandte sich Carter ab. Er nahm sein Gewehr und begab sich mit gesenktem Kopf in den großen Säulensaal. Was konnte er schon erwarten? Daß Leila vor ihm auf die Knie fiel und ausrief: Howard, du bist der Größte? Eine Frau wie Leila?
    In der Mitte des Säulenwaldes, über dem brütende Hitze lag, hörte er Leila rufen: »Howard, warum machst du dich kleiner als du bist? Du warst großartig! Ist es das, was du hören willst?«
    Howard wußte nicht so recht, ob sie es ernst meinte, und als er sah, daß sie, noch immer mit dem Ordnen ihrer Kleider beschäftigt, auf ihn zukam, verbarg er sich hinter einer der gewaltigen Säulen.
    »Sei nicht albern, Howard!« rief Leila. »Wo bist du?« Und obwohl der große Säulensaal seit Jahrtausenden ohne Decke war, hallte ihre Stimme wie in einer Kirche.
    »Hier!« antwortete Howard mit verstellter Stimme und hüpfte von einer Säule zur anderen. Im Nu war ein übermütiges Versteckspiel im Gange: Howard mit geschultertem Gewehr, verfolgt von einer halbbekleideten Frau.
    »Hier bin ich!« rief Carter immer wieder, als er plötzlich innehielt. Er glaubte, ein fernes Donnergrollen und ein Rumoren in der Erde zu vernehmen. Irritiert blickte er zum Himmel, der sich in mittäglichem Weiß präsentierte, diesig und diffuses Licht verbreitend.
    Howard hielt es seiner Aufregung zugute, die noch immer nicht abgeklungen war, daß er den Eindruck hatte, das Kapitell der Säule vor ihm würde wanken wie eine Palme im Wind. Doch im selben Augenblick vernahm er einen hellklingenden Knall wie berstendes Glas, einen zweiten und einen dritten. Der letzte dicht neben ihm.
    Mit der flachen Hand fuhr Carter über sein verschwitztes Gesicht. Eine Frau wie Leila war durchaus in der Lage, einem Mann den Verstand zu rauben, dachte er, da blieb sein Blick am Sockel der Säule haften, der sich auf der einen Seite, wie von Geisterhand bewegt, anhob. Aber noch ehe er in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen, begann sich der Säulenkoloß langsam zur Seite zu neigen wie ein tausend Jahre alter Baum unter den Äxten der Holzfäller. Unter seinem eigenen Gewicht, das sich nur noch auf eine Hälfte verlagerte, zerbarst der steinerne Sockel in einzelne Brocken. Eine Staubwolke schoß empor, als wäre Pulver explodiert. Einmal aus dem Gleichgewicht gebracht, beschleunigte der Koloß seinen Fall.
    Howard stand wie gelähmt. Im Schock widersetzte sich sein Gehirn der Wahrnehmung. Er sah, wie die gewaltige Säule kippte und gegen die nächste krachte, aber er war nicht imstande zu reagieren. Wie versteinert stand Carter da und beobachtete das infernalische Schauspiel der Verwüstung.
    Wie Dominosteine brachte ein Koloß den anderen ins Wanken. Die Erde zitterte unter dem Sterben der Giganten. Staubwolken vernebelten die Szene und raubten die Sicht. Howard bekam keine Luft mehr. Er hustete und spuckte, und seine

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