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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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er Davis zu: »Wenn ich in drei Minuten nicht zurück bin, brauchen Sie nicht mehr mit mir zu rechnen!«
    Unten angelangt, fand er die fünf Männer so, wie er sie verlassen hatte, auf dem Boden kauernd vor. Sie dösten stumm vor sich hin und schienen den Scheich nicht wahrzunehmen. Howard rüttelte einen nach dem anderen wach. »Ihr müßt raus hier. Los, los, nach oben!«
    Wie betäubt, als wäre ihnen die gefährliche Lage gleichgültig, erhob sich einer nach dem anderen unter Carters Anfeuerungen und begann, zum Teil auf allen vieren, den mühsamen Aufstieg nach oben. Carter folgte als letzter. Auf halbem Weg kam die Karawane der taumelnden Gestalten ins Stocken, weil der erste zusammengebrochen war. Howard, der selbst einer Ohnmacht nahe war, drängte sich nach vorne, richtete den Mann auf, schlug ihn links und rechts ins Gesicht, daß er wieder zu sich kam, und stieß ihn weiter.
    Als er sich nach einem endlos scheinenden Aufstieg durch den Erdtrichter zwängte und nach frischer Luft schnappte, sackte Carter zusammen. Lautes Geschrei ließ ihn wieder zu sich kommen. Die Arbeiter zerrten an seinen Armen. Ein jeder versuchte seine Hände zu küssen. »Scheich Ibrahim, Scheich Ibrahim!« riefen sie im Chor, »Scheich Ibrahim, unser Lebensretter.«
    Davis reichte dem Scheich eine Flasche. Carter nahm einen tiefen Schluck. Was immer der Inhalt gewesen sein mochte, er tat ihm gut. »Luft«, stammelte er, »wir brauchen Luft dort unten, sonst können wir die Arbeit einstellen.«
    »Können Sie nicht einfach ein Fenster aufmachen?« rief Theodore Davis übermütig. Er war erleichtert, daß Carter die Männer gerettet hatte.
    Howard nahm noch einen Schluck aus der Flasche und blinzelte in die Ferne. »Eines steht fest«, meinte er schließlich, »so können wir nicht weitermachen. Wir können von Glück reden, daß die Arbeiter lebend herausgekommen sind. Ein Toter – und kein Ägypter steigt Ihnen jemals wieder in ein Grab ein! Aber ich habe da eine Idee, wie wir Luft in die Hölle da unten pumpen.«
    »Mit einer elektrischen Vorrichtung?«
    »Genau. Wir können erst weiterarbeiten, wenn dort unten genügend Luft vorhanden ist. Und dazu brauchen wir einen Schlauch und eine Pumpe, die die Luft nach unten transportiert.«
    »Sollen Sie haben, Scheich Ibrahim. Ich werde alles veranlassen.«
    Carter glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als am nächsten Morgen Robert Spink auf dem Grabungsfeld erschien. Augenblicklich verschwand Howard im Grabeingang. Wenn er in seiner Aufmachung jemandem nicht begegnen wollte, dann war es Spink. Doch das konnte Davis nicht ahnen.
    Ahnungslos trat er an den Erdtrichter und rief nach unten: »Scheich Ibrahim, ein englischer Gentleman ist da, der unser Problem lösen kann. Mr. Spink besitzt eine Pumpenfabrik in Luxor.«
    Howard drückte seinen Turban tief ins Gesicht und kam, während er ein paar arabische Flüche von sich gab, aus seinem Versteck hervor. In gespielt schlechtem Englisch erklärte er dem Geschäftsmann, worum es ging, immer darauf bedacht, nicht erkannt zu werden.
    Dieser gottverdammte Spink glotzte ihm unverfroren ins Gesicht, und Carter zog es vor, sich während des Gesprächs abzuwenden, wie es Ägypter ohnehin zu tun pflegen, wenn sie mit einem Fremden sprechen.
    Howard war erleichtert, als Spink sich zurückzog. Mit einem Stoßseufzer wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht, es war Angstschweiß. Ob Spink ihn erkannt hatte?
    Schon wenige Tage später wurden die Grabungen fortgesetzt. Ein elektrisches Aggregat versorgte die Arbeiter in sechzig Meter Tiefe mit Luft zum Atmen. Immer enger wurde der Stollen, das Gestein immer brüchiger, die Hitze unerträglich.
    Nach hundert Metern erwies sich die Luftzufuhr als zu gering, und der abwärts führende Stollen schien kein Ende zu nehmen. Für erwachsene Männer war er längst zu niedrig, um in aufrechter Haltung arbeiten zu können. Davis schickte Halbwüchsige nach unten, Kinder, die den Schutt in Körben nach oben brachten.
    Carter kam es vor, als führte ihn der geheimnisvolle Pharao an der Nase herum. Immer weiter, immer tiefer wand sich der brüchige Stollen in den Fels. Die Luft, die von oben in die Tiefe gepumpt wurde, wirbelte Staub auf. Schon nach wenigen Minuten Aufenthalt verklebten Nase und Mund und machten das Atmen unmöglich.
    Eines Abends, nach getaner Arbeit, nahm Carter den Amerikaner beiseite. »Mr. Davis«, sagte er ernst, »die Lage ist aussichtslos. Wir sollten aufgeben.«
    »Aufgeben?« schrie

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