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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Reifen, und ein gold-blau gestreiftes Kopftuch verbarg sein schütteres Silberhaar. Vornehm und zurückhaltend dagegen seine Frau in einem langen, fließenden Gewand wie Königin Nofretete.
    Geladen waren die High-Society von Luxor, alle Ausgräber zwischen Kairo und Assuan, Amerikaner und Europäer und natürlich Lord Carnarvon und Howard Carter – gewiß zweihundert festlich gekleidete Menschen.
    Als hätte er das Finale seines Ägypten-Aufenthaltes selbst in Szene gesetzt, hatte Davis, kurz vor Ablauf der Grabungslizenz, für alle unerwartet ein prächtiges Grab entdeckt, kein Pharaonengrab, aber immerhin jenes der Schwiegereltern Amenophis’ III. angefüllt mit kostbaren Beigaben. Amerikanische Zeitungen, sogar die New York Times, hatten darüber auf der ersten Seite berichtet.
    Eine würdige alte Dame, in schwarzen Samt gekleidet wie einst Queen Victoria und mit einem Schleier über dem Haar, zog alle Blicke auf sich, und Davis sonnte sich im Glanz ihrer Anwesenheit. Sie war im »Winter Palace« unter dem Namen Gräfin von Pierrefonds abgestiegen, aber es hatte sich schnell herumgesprochen, daß sich hinter dem seltsamen Namen keine andere als Eugenie verbarg, die letzte Kaiserin der Franzosen.
    Die Maskerade des Amerikaners gefiel ihr, und in ihrer forschen Art und in französisch gefärbtem Englisch meinte sie: »Warum haben Sie mir nicht gesagt, daß Sie kostümiert erscheinen, Mr. Davis, ich hätte mich als Mumie verkleidet.«
    Davis unterdrückte ein Lachen und erwiderte: »Aber Hoheit, bei Ihrem Aussehen wäre das doch eine Schande!«
    Da schwenkte die alte Dame ihren schwarzen Stock, den ein silberner Knauf zierte, und sagte: »Mr. Davis, in meinem Alter wirken Komplimente eher peinlich. Sie sollten sie unterlassen!«
    Auf diese Weise gemaßregelt, suchte der Amerikaner nach anderer Konversation: »Hoheit, sind Sie zum ersten Mal in Luxor?«
    »O nein. Damals, vor über vierzig Jahren bei der Einweihung des Suezkanals, unternahm ich eine Reise nach Oberägypten. Das waren noch Zeiten! Damals reiste ich mit meiner Yacht ›L’Aigle‹ nach Ägypten. Sie galt als das stolzeste Schiff im ganzen Mittelmeer. Heute muß ich froh sein, wenn ich eine Passage auf einem Liniendampfer bekomme. So ist das Leben.«
    Dabei fiel ihr Blick auf einen eleganten Herrn mit grauen Schläfen und einer Nickelbrille mit Lederflecken an beiden Seiten als Blendschutz. Eugenie neigte ihren Kopf Theodore Davis zu, und mit leiser Stimme fragte sie: »Ist das nicht dieser Doktor Munthe, Axel Munthe?«
    »Oh, Hoheit kennen ihn?«
    »Nein, bisher hatte ich nicht das Vergnügen; aber ich habe viel von ihm gehört. Er hat ja lange Zeit in Paris verbracht, und wenn man im Exil lebt, interessiert man sich für alles, was in seinem Vaterland vor sich geht. Er soll ein fantastischer Arzt sein und am schwedischen Königshof ein- und ausgehen. Vor allem Frauen verehren ihn, als wirkte er Wunder wie Jesus.«
    Der mit so viel Lob Bedachte trug seinen Cut, als wäre er damit auf die Welt gekommen. Er war gewohnt, von Frauen umringt zu werden. So auch hier. Wie zufällig fing er einen Blick der Ex-Kaiserin auf und neigte leicht den Kopf zum Gruß. Davis machte eine einladende Handbewegung, er möge sich zu ihnen gesellen. Das ließ sich Munthe nicht zweimal sagen.
    »Und was führt Sie hierher, Doktor Munthe?« erkundigte sich die alte Dame, nachdem Davis ihr den vornehmen Gast vorgestellt hatte.
    Die Frage war ungewöhnlich genug, aber Munthes Antwort übertraf ihre Ungewöhnlichkeit bei weitem. Er erwiderte: »Madame, ich bin auf der Suche nach einer ägyptischen Sphinx aus rotem Granit, welche die Loggia meines zukünftigen Hauses zieren soll. Ich habe einen einfachen Flecken Erde gefunden, auf dem ich mein Tusculum baue, wo ich ein einfaches Leben führen kann unter schlichten, ungebildeten Leuten. Ich brauche nichts als ein getünchtes Zimmer mit einem harten Bett, einen Tannenholztisch, ein paar Stühle, ein Klavier, Vogelgezwitscher vor den Fenstern und aus der Ferne das Rauschen des Meeres.«
    »Nun sagen Sie uns, was diesen Gesinnungswandel bewirkt hat, Doktor Munthe. Sie waren doch lange in Paris und gehörten zu den Spitzen der Gesellschaft. Keine Herzogin oder Marquise, die nicht Ihre Dienste in Anspruch nahm. Haben Sie nicht auch ein paar russische Großfürsten und den Herzog von Aumale vom Ischias befreit? Und nun wollen Sie sich aufs Land zurückziehen? Wohin denn, wenn ich fragen darf?«
    »Ich habe immer dieses unnatürliche

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