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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Leistungen englischer Ausgräber, während der Feind – diese Bezeichnung bezog sich vor allem auf die Deutschen – weit hinter diesen Erfolgen zurückliege.
    Schließlich richtete Neill Malcolm an Carter die Frage: »Und welcher Aufgabe widmen Sie sich gerade, Mr. Carter? Wie ich hörte, graben Sie immer noch im Auftrag Lord Carnarvons im Tal der Könige.«
    Howard nickte verlegen. Dann antwortete er: »Meine Mission ist geheim, Sir.«
    »Geheim?« Maxwell und Malcolm, die das Gespräch bisher eher gleichgültig geführt hatten, traten beide einen Schritt auf Howard zu, der sich nun wie von feindlichen Armeen bedrängt sah. Carter blickte in ernste Gesichter. »Geheim?« wiederholte Malcolm die Frage.
    Hätte Carter geahnt, welche Reaktion ein so schlichtes Wort wie »geheim« bei erwachsenen Menschen auszulösen in der Lage ist, er hätte gewiß ein anderes verwendet. »Ich suche nach dem Grab eines vergessenen Pharaos.«
    Der General und der Oberst sahen sich fragend an. »Ein vergessener Pharao? Wollen Sie uns nicht seinen Namen nennen?«
    Da kam der Colonel zu Hilfe: »Er heißt Tut…«
    »Tut-ench-Amun!« ergänzte Howard. »Ich bin ihm seit Jahren auf der Spur und fühle seine Nähe.«
    »Und wo wollen Sie ihn aufspüren?« Malcolm wurde aufgeregt.
    Carter grinste listig. »Irgendwo im Tal der Könige. Genauere Angaben sind, wie ich schon sagte, geheim.«
    »Wie geheim?« fragte Oberst Malcolm.
    »So geheim, daß der ungefähre Fundort nur in meinem Kopf gespeichert ist.«
    »Und Sie sind nicht bereit, Ihr Geheimnis preiszugeben?«
    »Oberst, Sir, würden Sie den Fundort eines Schatzes verraten, den Sie entdeckt haben?«
    »Nein«, erwiderte Malcolm, »Sie haben recht. Behalten Sie Ihr Geheimnis ruhig für sich.« Und an den Colonel gewandt: »Mr. Carter wird mit sofortiger Wirkung zum Arab Bureau abkommandiert, Abteilung ziviler Geheimdienst.«
    »Aber das ist doch…« stammelte Carter verwirrt.
    »… die beste Lösung«, bekräftigte Oberst Malcolm. »Als Geheimnisträger des vergessenen Pharaos sind Sie für die britische Krone von großer Wichtigkeit. Ihr Einsatzgebiet ist das Tal der Könige.«
    Schwer zu sagen, wer sich über wen mehr lustig machte, Carter über die britischen Militärs oder die Offiziere über den Sonderling aus Luxor. Nun war der Krieg in Ägypten weit entfernt von der Grausamkeit des Schlachtengetümmels zwischen Deutschen und Franzosen oder den Bombenabwürfen deutscher Zeppeline über London. Zwar wimmelte es in Kairo von Soldaten, vor allem von Soldaten aus der australischen Kolonie, von denen ganze Schiffsladungen herbeigeschafft wurden; aber vom Krieg blieb das Land am Nil weitgehend verschont. In der Hauptsache kämpften sich die Offiziere Seiner Majestät des Königs durch Kairos Nachtlokale und die verbotenen Etablissements williger Damen, welche zu Allah, Isis und Osiris und allen zur Verfügung stehenden Gottheiten beteten, der Krieg möge noch ein bißchen dauern. Und als hätten die Götter ihre Gebete erhört, zog sich der Krieg ziemlich in die Länge.
    Als Geheimagent Seiner Majestät des Königs von Großbritannien wurde Howard Carter mit modernsten Feuerwaffen ausgerüstet, einem Karabiner, einem Revolver und einer Pistole, die es ihm ermöglichten, sich von seinem arabischen Gewehr zu trennen, das für jeden Schuß eine längere Vorbereitung benötigte. Howard vergrub es in der Nähe seines Hauses.
    Wie Motten das Licht zog der Krieg marodierende Räuberbanden an, welche die männerlosen Dörfer plünderten und auch vor den archäologischen Stätten nicht haltmachten. Längst war es Carter zur Gewohnheit geworden, sich nur mit Karabiner, Revolver und Pistole bewaffnet ins Tal der Könige zu wagen, und des Nachts, wenn ihn in seinem einsamen Haus die Angst überkam, stieg er auf das Dach und gab einen Schuß in die Luft ab. Dann legte er sich wieder schlafen.
    So vergingen vier Jahre, für Howard verlorene Jahre, in denen er oft der Verzweiflung nahe war, weil sein Lebensziel sich immer weiter entfernte. Abends, wenn er heimkehrte von seinen Streifzügen, machten sich Zweifel breit, ob ihm überhaupt noch Erfolg beschieden sein würde. Vor allem wuchsen seine Bedenken, wie lange Lord Carnarvon noch bereit sein würde, die erfolglosen Ausgrabungen zu finanzieren.
    Als die Zeitungen prophezeiten, lange könne der Krieg nun nicht mehr dauern, weil Amerika in die Kämpfe eingegriffen habe, beschloß Carter, Lord Carnarvon einen Brief zu schreiben, in welchem er

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