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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Mörder werden.
    Vom Talkessel herauf schallte plötzlich ein Ruf: »Carter-Effendi!«
    Verblüfft blickten die beiden Männer in die Tiefe: Im Laufschritt näherte sich ein Bote und schwenkte über dem Kopf ein Papier.
    Der Bote kam den beiden Widersachern gelegen. Von einem Augenblick zum anderen löste sich die Anspannung aus ihren Gesichtern, obwohl jeder wußte, daß die Auseinandersetzung nur aufgeschoben war.
    »Wir sehen uns noch, Spink!« fauchte Carter; dann wandte er sich ab und lief dem Boten entgegen. Spink nahm den Weg in die andere Richtung nach Der-el-Bahari.
    Howard hatte schon geglaubt, der Krieg habe ihn einfach vergessen. Nun hielt er plötzlich ein Schreiben der britischen Militärverwaltung in Händen, das ihn aufforderte, sich unverzüglich beim militärischen Stab in Kairo zu melden.
     
     
    Die britischen Militärs hatten das vornehme »Savoy«-Hotel für ihre Zwecke vereinnahmt. Wo vor nicht allzulanger Zeit noch emsige Hoteldiener sich um das Wohlergehen der Gäste sorgten, präsentierten jetzt Soldaten ihre Gewehre. Statt nach schwerem Parfüm und Zigarrenrauch roch es nach Stiefelwichse und Gewehröl.
    Wie gewohnt trug Carter einen Tropenanzug, Fliege und Panamahut, unter dem Arm eine Reitpeitsche, so, wie er es von Lord Carnarvon abgeschaut hatte.
    Der Colonel, der die Registrierung vornahm, musterte den Sonderling mit schmalen Augen. Nachdem er Howards Personalien aufgenommen hatte, stellte der Uniform träger die Frage: »Und wo haben Sie bisher gedient, Mr. Carter?«
    »Gedient? – Ich diene nur dem Pharao Tut-ench-Amun.«
    Der Colonel blickte irritiert. »So, so. Und auf welcher Seite kämpft Ihr Pharao Tut…«
    »Tut-ench-Amun!«
    »Schon gut. Auf welcher Seite kämpft er?«
    Carter beugte sich über den Tisch, daß der Colonel indigniert zurückwich, und sagte leise: »Wissen Sie, Major, das ist gar nicht so einfach herauszufinden. Der Pharao ist nämlich nicht gerade redselig. Er macht um seine Person viele Geheimnisse. Nicht einmal seine Abstammung ist bekannt. Sicher scheint nur, daß er mit zwölf Jahren eine dreizehnjährige Witwe geheiratet hat.«
    »Und warum erzählen Sie mir das, Mr. Carter?«
    »Sie haben mich doch danach gefragt, Major!«
    »Colonel!«
    »Egal. Jedenfalls bin ich bereit, mein Land vor dem Feind zu verteidigen. Ich bin nämlich Patriot, Major!«
    »Großbritannien darf sich glücklich schätzen«, bemerkte der Colonel und wühlte ziemlich ungehalten in seinen Papieren, die über den Tisch verstreut lagen.
    In diesem Augenblick betrat ein stattlicher General in ehrfurchteinflößender Uniform und Ordenszeichen an der linken Brusttasche den Raum, der in besseren Zeiten als Rauchsalon gedient hatte. Staunend verfolgte Carter das zackige Begrüßungsritual der beiden Männer, das ihn irgendwie an Morgengymnastik erinnerte. Dann wandte sich der General Howard zu, legte die flache Hand an die Stirn und sagte: »Sir John Maxwell, wir kennen uns, Mr. Carter!«
    Carter sprang auf, wechselte seinen Panamahut von der einen Hand in die andere und versuchte mit der rechten einen militärischen Gruß, der jedoch kläglich mißlang. »Sir John Maxwell vom Egypt Exploration Fund?« meinte er ungläubig. »In Ihrer Uniform hätte ich Sie beinahe nicht erkannt, Sir.«
    Nicht ohne Stolz blickte der General an sich hinab und streifte über das khakifarbene Tuch. Dann meinte er in einem Anflug von Selbstironie: »Ja, sehen Sie, Mr. Carter, so eine Uniform läßt sogar einen kleinen Kerl wie mich nach etwas aussehen.«
    »Sir, Sie belieben zu scherzen.«
    John Maxwell hob abwehrend die Hand. »Was glauben Sie, wie vielen sogenannten Patrioten die Uniform wichtiger ist als das Vaterland.«
    Während sie über den Krieg im allgemeinen und die Vorteile von Uniformen im besonderen redeten, betrat ein weiterer Uniformträger den Raum. Sein Name war Oberst Neill Malcolm, und er bekleidete den Rang des höchsten Generalstabsoffiziers. Malcolm hatte auf seinen Feldzügen ganz Afrika durchstreift, und er zeichnete sich durch zwei Eigenschaften aus, von denen man die eine bei einem Mann seines Schlages erwarten durfte, während die andere eher ungewöhnlich war für einen Generalstabsoffizier Seiner Majestät des Königs: Malcolm war ungewöhnlich tapfer, aber er hegte auch für Archäologie ein besonderes Interesse. Wäre er nicht Offizier geworden, pflegte er zu sagen, so hätte er zum Spaten gegriffen.
    Im Nu war eine angeregte Diskussion im Gange über die hervorragenden

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