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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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geändert. Ich werde von meinem eigenen Ruhm verfolgt. Nur zu gerne würde ich mit euch ins Tal der Könige gehen und euch das Grab des Tut-ench-Amun mit all seinen Schätzen zeigen. Doch allein der Versuch würde schon scheitern. Es gäbe ein Chaos auf den Zufahrtswegen und Prügeleien, um nur einen Blick auf den Eingang zu erhaschen oder den berühmten Ausgräber Carter zu berühren!« Bei diesen Worten verzog Howard sein Gesicht zu einer Grimasse wie ein übermütiger Schuljunge.
    »Aber das ist ja phantastisch!« rief Phyllis begeistert, »Onkel Howard ist ein Star wie Rudolfo Valentino. Von dem konnte man lesen, ein Rudel liebestoller Frauen habe ihn auf offener Straße verfolgt und ihm die Kleider vom Leibe gerissen.«
    Carter lachte, eine Regung, die bei ihm nur selten zu beobachten war, und meinte: »Gott bewahre mich vor solchen Auswüchsen. Jedenfalls kann ich von Glück reden, daß ich bisher mein Hotelzimmer stets voll bekleidet erreicht habe.«
    Phyllis ließ nicht locker: »Dann mußt du wohl auch Autogramme schreiben, Onkel Howard?«
    »Da!« Carter deutete auf mehrere Briefstöße, die sich auf seinem Schreibtisch neben dem Fenster stapelten. »Alles Autogrammwünsche, meist von Frauen. Manche Briefe bringen mich zum Erröten!«
    »Erzähle, Onkel Howard! Was schreiben diese Damen?« fragte Phyllis aufgeregt.
    Aber noch ehe Carter antworten konnte, bemerkte ihr Vater: »Etwas Zurückhaltung würde einer jungen Dame, die du ja gerne sein möchtest, gut zu Gesicht stehen. Belästige deinen Onkel nicht mit deinen indiskreten Fragen.«
    »Laß nur, John, Phyllis’ Neugierde mag vielleicht indiskret sein, aber warum sollte ich aus den Briefen ein Geheimnis machen? Ich kenne diese Frauen nicht, und sie kennen mich nur aus der Zeitung. Es ist schon grotesk: Als sich der kleine Carter für Frauen interessierte, war er entweder zu jung oder zu arm oder zu unbedeutend, und heute, wo ich als König von Luxor gefeiert werde, bieten sich mir Frauen an, ohne auf ihren Ruf zu achten. Ruhm macht begehrenswert.«
    Mit großen Augen folgte Phyllis Howards Worten. Er war so ganz anders als alle Männer, denen sie bisher begegnet war. Sein Leben faszinierte sie, und sie sagte ohne zu überlegen: »Onkel Howard, ein so berühmter Mann wie du braucht doch eine Sekretärin, die für ihn die Post erledigt, Termine vereinbart und sich um das Organisatorische kümmert. Findest du nicht?«
    Howard sah Phyllis prüfend an. »Du meinst…«
    »Ja. Ich habe das Lyceum besucht, wo man solche Dinge lernt. Sicher wäre ich dir eine gute Sekretärin, Onkel Howard.«
    Nicht nur Howard schien überrascht. Auch Amy und John blickten völlig verdutzt. Phyllis war zweifellos klug und begabt, aber im elterlichen Verlag hatte sie sich bisher nicht gerade durch große Leistungen ausgezeichnet, obwohl sie offen und vehement die Meinung vertrat, Frauen könnten mehr erreichen als Männer, sie würden nur schlechter bezahlt.
    »Wenn das nicht nur eine von deinen fixen Ideen ist, und wenn Onkel Howard zustimmt, hätte ich nichts dagegen«, bemerkte John Walker. »Was sagst du dazu, Howard?«
    »Die Idee fände ich gar nicht schlecht. Ich habe nur Bedenken, ob zwei eigensinnige Querköpfe wie Phyllis und ich miteinander auskommen. Laßt uns in ein paar Tagen darüber reden.«
    Zum Erstaunen ihrer Eltern gab sich Phyllis damit fürs erste zufrieden, nicht ahnend, daß diese Idee ihr Leben verändern würde. Und keiner, nicht einmal Carter, bemerkte das Schicksal, das über ihnen schwebte und zielgerecht seine Fäden zog. Am folgenden Tag erschien in der Egyptian Gazette ein Bild, das Phyllis am Fenster von Carters Hotelsuite zeigte, und das Blatt stellte die Frage: Ist das die Geliebte des Königs von Luxor?
    Phyllis ließ sich nichts anmerken, aber die Vorstellung gefiel ihr. Als Carter sich gar ein paar Tage später einverstanden erklärte, daß sie für ihn arbeitete, da änderte sich ihr trotziger, widerspenstiger Charakter von einem Tag auf den anderen. Carter kannte Phyllis zu wenig, um die Veränderung ihres Wesens wahrzunehmen und daraus seine Schlüsse zu ziehen. Und vielleicht wäre beider Leben dann anders verlaufen.
    Amy, ihre Mutter, begegnete der Situation jedoch mit gemischten Gefühlen. Ihr entging nicht, daß Phyllis ihren Übermut zügelte, ihre Nörgeleien, die früher an der Tagesordnung waren, unterdrückte und sich älter gab, als es ihren Lebensjahren entsprach. Sie schminkte sich wie eine Erwachsene, und in ihrer Kleidung,

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