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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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sind krank. Sie sollten sich ein paar Tage Bettruhe gönnen, bevor Sie die lange Bahnreise antreten.«
    »Nicht der Rede wert!«
    Plötzlich richtete sich Carnarvon auf. Aber während er weiterredete, blickte er starr geradeaus, als nehme er die Umstehenden überhaupt nicht wahr. »Ein bißchen Fieber, was ist das schon. Ich wollte Ihnen nur sagen, daß es mir leid tut, wie ich Sie manchmal behandelt habe.«
    »Schon gut, Mylord. Aber darüber müssen wir uns nicht jetzt unterhalten. Das hat Zeit.«
    »Nein, Mister Carter! Ich werde nämlich nicht mehr hierher zurückkehren.«
    Carter zog die Stirn in Falten und sah Evelyn fragend an. »Wie darf ich das verstehen? Sagten Sie, Sie wollten nicht mehr nach Luxor zurückkommen?«
    »Das sagte ich. Ich überlasse Ihnen das Feld. Sie sind der König von Luxor. Und das ist weit mehr als ein englischer Lord.«
    »Werden Sie erst gesund, dann werden Sie die Dinge wieder mit anderen Augen sehen.«
    »Nein, Carter, aber nun gehen Sie. Lassen Sie den Pharao wegen eines unpäßlichen Lords nicht warten.« Und an seine Tochter gewandt, meinte er: »Wir packen.«
     
     
    Wie jeden Morgen versorgte Phyllis Howard Carter mit den neuesten Zeitungen. Manche bereiteten Carter Vergnügen, andere nur Verwunderung darüber, was sich alles im Tal der Könige zugetragen haben sollte. An diesem Morgen versetzte ein Artikel in der Egyptian Gazette Howard in Unruhe. Die Überschrift lautete: Der Fluch des Pharaos.
    Vor den Stufen, die zum Grab des Tut-ench-Amun führten, so meldete das Blatt, sei ein Tontäfelchen gefunden worden mit der Inschrift: »Der Tod wird den mit seinen Schwingen erschlagen, der die Ruhe des Pharaos stört.«
    Aufgebracht stellte Howard seinen Vorarbeiter Ahmed Gurgar zur Rede: »Warum hat mir niemand von diesem Fund berichtet? Und wo befindet sich die Tafel jetzt?«
    Ahmed beteuerte hoch und heilig, seit Beginn der Grabungen sei kein solcher Fund ans Tageslicht gekommen. Auch Callender, der in Carters Abwesenheit die Aufsicht führte, wußte nichts von einem solchen Fund.
    »Aber die Zeitungsschreiber können sich die Geschichte doch nicht aus den Fingern gesogen haben!« tobte Carter.
    Callender, der auch in heikleren Situationen als dieser die Ruhe bewahrte, meinte gelassen: »Warum nicht? Wenn Sie daran denken, was über Sie schon alles in den Zeitungen stand, dann sind Zweifel am Wahrheitsgehalt dieses Artikels durchaus erlaubt.«
    Howard verzog sein Gesicht. »Schon richtig, Callender. Nur hört sich die Inschrift nicht gerade wie die Erfindung eines Klatschreporters an. Das ist ein Fluch, der in vielen Gräbern zu finden ist. Ich weiß wirklich nicht, was ich von der Geschichte halten soll.«
    »Gestatten Sie mir eine Frage«, bemerkte Callender ernst, »beunruhigt Sie der Text in irgendeiner Weise – vorausgesetzt, er existiert überhaupt?«
    »Nicht mehr als die ewige Verdammnis, welche die römische Kirche uns Sündern androht.« Er hatte den Satz noch nicht ausgesprochen, da kamen Howard Bedenken. Doch er verdrängte sie und fügte hinzu: »Ich darf doch wohl annehmen, daß Sie der Sache keine größere Bedeutung beimessen, Callender?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Carters Assistent, »aber von den ägyptischen Arbeitern hat sich die Hälfte heute krank gemeldet. Wie es scheint, verbreitet sich die Zeitungsmeldung wie ein Lauffeuer.«
    »Das geht zu weit!« Carter scharrte aufgebracht auf dem Boden, als wollte er ein brennendes Papier mit den Füßen auslöschen. Und noch am selben Tag wurde er in der Redaktion der Egyptian Gazette in Luxor vorstellig.
    Der Chefredakteur, ein kleiner, dicklicher Mann mit kahlem Schädel, trug einen Schirm auf der Stirn. Außer sich vor Freude, daß der berühmte Mr. Carter seiner Zeitung einen Besuch abstattete, rief er mit hoher Fistelstimme die gesamte Redaktionsmannschaft zusammen, aber noch bevor Howards unerwarteter Auftritt zu einem Jubelfest ausartete, stellte dieser die Frage, wer den Artikel über den Fluch des Pharaos verfaßt habe.
    Weder der Chefredakteur noch einer der Reporter wollte den Urheber kennen, ja der kleine, dickliche Mann erklärte unter Zuhilfenahme seiner Hände, die er ständig nach außen und wieder nach innen kehrte, es sei ihm ein Rätsel, wie der Artikel ins Blatt gekommen sei. Carter fühlte sich genarrt. Er wurde den Verdacht nicht los, daß sich hinter dem aus der Luft gegriffenen Zeitungsartikel eine raffiniert gesponnene Intrige verbarg.
     
     
    Wie jeden Abend, wenn Howard von der

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