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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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sieben Uhr seine Arbeit einstellte und den Schlüssel zum Kabinett des Barons ins Direktionszimmer zurückbrachte, klopfte er und wartete lange, bis er eintrat. Er wollte Miss Jones nicht noch einmal in einer kompromittierenden Situation überraschen. Weniger aus Rücksicht auf Miss Jones, die in seinen Augen ihre Anständigkeit verloren hatte, als gegen sich selbst. Er wollte es sich einfach ersparen, noch einmal ein solches Fiasko, eine solche Niederlage zu erleben. Sarah Jones hatte ihn bitter enttäuscht, und insgeheim hatte er ihr bereits abgeschworen – zumindest versuchte er sich mit dem Gedanken vertraut zu machen.
    Miss Jones bedankte sich und schüttelte – was sie noch nie getan hatte – seine Hand. Dann reichte sie ihm zwei Pfund-Noten und erklärte, dies sei ein Vorschuß auf die zu leistende Archivierungsarbeit.
    Im ersten Augenblick wollte Howard das Geld zurückweisen, ja er fühlte sich gekränkt, daß sie ihn wie einen Dienstboten entlohnte; aber zum einen mußte er schon bald für sich selbst aufkommen und zwei Pfund waren kein schlechtes Honorar, zum anderen wollte er damit, daß er das Geld annahm, deutlich machen, daß ihr Verhältnis von nun an rein geschäftlicher Natur war.
    Trotz vorgerückter Stunde stand die Sonne um diese Zeit noch schräg am Himmel. Und mit dem gespielten Gleichmut eines gescheiterten Liebhabers machte sich Carter auf den Nachhauseweg. Seine Gefühle waren verwirrt. Diese Miss Jones war um keinen Deut besser als die Mädchen auf den schmutzigen Postkarten, die man beim Tabakhändler für einen Shilling kaufen konnte. Er hätte nie geglaubt, daß er seine Meinung über Sarah Jones jemals ändern würde. Doch sie hatte es nicht anders verdient.
    In solche Gedanken verstrickt, nahm Howard Carter den fremden Mann gar nicht wahr, der aus der Entfernung beobachtete, wie er das Schulhaus verließ und seinen Weg in Richtung Marktplatz nahm.
    Zwei Tage vor dem Ende des Schuljahres betrat Charles Chambers unbemerkt die Dame-School. Er hatte den günstigen Augenblick abgepaßt, damit niemand ihn beobachtete, denn seine äußere Erscheinung war durchaus geeignet zu verraten, was er im Schilde führte. Chambers nutzte die Gunst der Stunde, daß um diese Zeit am frühen Nachmittag kaum jemand auf der Straße war. Trotz der Hitze des ersten richtigen Sommertages in diesem Jahr trug Charles Chambers wie gewohnt Kniehosen und einen samtenen Gehrock, an diesem Tag jedoch von der besseren Sorte, dazu ein weißgestärktes Hemd mit Rüschenrevers und weiße Strümpfe, als wäre er einem Gemälde von Gainsborough entsprungen. In der Linken hielt er einen in Zeitungspapier gehüllten Blumenstrauß, die Rechte benutzte der kleine Mann mit dem Silberhaar, um sich am Treppengeländer emporzuhangeln, denn Stufen versetzten ihn in Atemnot.
    Wie nicht anders zu erwarten, wandte er sich dem Direktionszimmer zu, wo er höflich anklopfte und geduldig die Aufforderung abwartete einzutreten. Zuerst öffnete er die Türe einen Spalt und steckte, ohne einzutreten, den Blumenstrauß hindurch. Miss Jones mußte wissen, daß nur er hinter diesem Schabernack steckte, aber als er keine Reaktion hörte, trat er ein.
    Chambers war von Natur aus leicht erregbar, wobei sein Gesicht eine rote Farbe annahm; aber als er nun unerwartet in der Türe stand, da färbte sich sein Gesicht bläulich, denn neben Sarah Jones saßen Mrs. Campbell und Miss Susan Melier, die beiden Aushilfslehrkräfte, und starrten ihn fragend an.
    »Entschuldigen Sie mein Eindringen, meine Damen. Ich wußte nicht…«, stammelte er hilflos und machte Anstalten, sich rückwärts zu entfernen.
    Doch Miss Jones beendete die etwas peinliche Situation, indem sie Chambers lachend zurief: »Aber Mr. Chambers, Sie glauben doch nicht, daß auch nur eine Frau auf der Welt einen Blumenkavalier zurückweist. Stellt sich nur die Frage, wem von uns dreien die Blumen zugedacht sind.«
    Susan Meiler und Mrs. Campbell schmunzelten und blickten verlegen zur Seite, und Miss Jones fügte hinzu: »Treten Sie ruhig näher, Charles, wir sind ohnehin am Ende unserer Besprechung.«
    Die beiden Frauen verabschiedeten sich mit einem Kopfnicken. Und als Charles mit Sarah alleine war, meinte er: »Es tut mir wirklich leid, daß ich mich so ungeschickt benommen habe. Ich hätte meinen Besuch ankündigen sollen.«
    »Ach was!« Miss Jones lachte. »Sie nehmen doch einen Tee mit mir?«
    »Sehr gerne«, erwiderte Charles und fuhr mit gespreizten Fingern durch sein Kraushaar,

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