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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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weiterweiß. Die Dame-School mit all ihren Problemen, die Sache mit Inspektor Grenfell und nicht zuletzt unsere Beziehung, all das raubt mir nachts den Schlaf. Ist es nicht verständlich, wenn ich einen Mann, der mir nahesteht, um Rat frage? Das und nichts anderes habe ich getan.«
    »Und – was hat Chambers Ihnen geraten?« fragte Howard mit ironischem Unterton.
    »Er meinte, ich solle zur Polizei gehen und erklären, wie ich zu der Statue gekommen bin.«
    »Warum haben Sie dann seinen Rat nicht befolgt?«
    »Ich wollte es tun; doch dann kam dein Brief, und ich habe deinen Rat befolgt.«
    Sarah fühlte, daß Howard eine Frage auf den Nägeln brannte. Sie sah seinen unruhigen Blick, und um ihn nicht weiter zu quälen, sagte sie: »Du willst sicher wissen, ob ich Chambers von unserem Verhältnis erzählt habe. – Die Antwort ist ja. Chambers weiß es. Ich habe ihm gesagt, daß ich dich liebe. Nur dich, Howard!«
    »Aber das ist doch…«
    »Verrückt oder Wahnsinn, ich weiß. Aber es ist die Wahrheit und schien mir die einzige Möglichkeit, ihn mir künftig vom Leibe zu halten.«
    Howard drehte den Kopf zur Seite. Er schämte sich, daß er den Brief geschrieben hatte – aus Eifersucht und weil er sich gekränkt und belogen fühlte. Jetzt wäre er am liebsten im Boden versunken. »Es war gelogen, als ich schrieb, ich liebe Sie nicht mehr«, stotterte er hilflos.
    Sarah schmunzelte und erwiderte: »Und es wäre gelogen, wenn ich behauptete, ich hätte das geglaubt.«
    Beide lachten befreit, und Howard küßte Sarah, bis sie ihn sanft zurückstieß: »Wir sollten besser verschwinden, bevor uns hier jemand sieht«, sagte sie atemlos.
    Carter nickte und warf einen Blick nach beiden Seiten.
    »Die Pferde!« rief er aufgeregt und zeigte nach Norden.
    Jetzt bemerkte auch Sarah, was geschehen war: Unbemerkt hatte sich das Pferdegespann in Bewegung gesetzt und trottete gemächlich in Richtung Swaffham.
    Howard überlegte nicht lange, er bestieg sein Velociped und holte die Pferde nach einer Viertelmeile ein.
    »Ich möchte, daß du mit mir kommst«, sagte Sarah Jones, als Howard ihr die Zügel in die Hand gab.
    Carter hatte diese Aufforderung erwartet. Ohne zu antworten, wuchtete er sein Fahrrad auf den Wagen. Gemeinsam legten sie die letzten Meilen nach Swaffham zurück.
     
     
    Als Howard Carter am folgenden Tag gegen Mittag nach Didlington Hall zurückkehrte, herrschte große Aufregung. Zum einen war Howard länger als angekündigt fortgeblieben, und Lord und Lady Amherst hatten sich um seinen Verbleib gesorgt. Zum anderen hatte sich unerwarteter Besuch eingefunden, der Howard zu sprechen wünschte.
    Carter erschrak, als ihm Lord Carnarvon in der Halle entgegentrat: »Die Sache mit Spink hat mir keine Ruhe gelassen, Mr. Carter, und so ließ ich meinen Sekretär Nachforschungen anstellen. Das Ergebnis wird Sie nicht überraschen.«
    »Um ehrlich zu sein, Mylord«, Carter machte eine wegwerfende Handbewegung, »ich habe ebenfalls versucht, einen Zeugen zu finden, der meine Version des Geschehens bestätigt. Alle Mühe vergeblich! Der Seiler Hackleton ist mit seiner Familie weggezogen, angeblich nach Newburry.«
    »Nicht weit entfernt von Highclere Castle. Dort verdingt er sich als Tagelöhner.«
    »Mylord, ich befürchte nur, daß mir Mr. Hackleton in meiner Angelegenheit nicht von Nutzen sein wird.«
    »Mr. Hackleton nicht«, unterbrach ihn Carnarvon, »aber seine Tochter Jane!«
    »Mit der habe ich schon einmal gesprochen, Mylord. Sie kann sich angeblich an nichts mehr erinnern.«
    Lord Carnarvon verzog sein Gesicht zu einer komischen Grimasse, die eines Lords eher unwürdig war, aber er genoß seinen Auftritt und winkte aus dem Hintergrund ein schüchternes Mädchen herbei – Jane Hackleton.
    In der großen Halle des Herrenhauses wirkte das Mädchen noch kleiner und zerbrechlicher, als er es in Erinnerung hatte. Jane machte einen höflichen Knicks vor Carter – Howard konnte sich nicht erinnern, daß ihm so etwas schon einmal passiert war –, und Lord Carnarvon forderte sie auf zu sprechen.
    Die Art und Weise, wie Carnarvon das verschüchterte Mädchen vorführte, mißfiel Carter. Aber als Jane zu reden begann, waren seine Bedenken schnell vergessen.
    »Mr. Carter«, begann das Mädchen, »ich möchte mich bei Ihnen bedanken, daß Sie mir das Leben gerettet haben. Ich erinnere mich sehr wohl an die Ereignisse jener Nacht und daß Mr. Spink Ihnen erst vor dem Haus zu Hilfe kam. Aber Mr. Spink bot meinem Vater fünf

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