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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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anderen die gleichen Dinge tun, wird mir, trotz meiner Absage, bittere Qualen verursachen. Versuchen Sie nicht, Ihr Verhältnis mit Chambers in Abrede zu stellen. Ich weiß alles! Es ist mein fester Entschluß, Sie nie wiederzusehen.
    Ihr Howard Carter.
    Postscriptum: Den Brief bitte ich Sie nach Kenntnisnahme zu vernichten. Er könnte Sie zu einem späteren Zeitpunkt kompromittieren.«
     
    Was Carter nach Art eines Künstlers in gestochener Schrift zu Papier brachte, nahm zwei Seiten und den Rest der Nacht in Anspruch. Schon graute der Morgen, und durch das offene Fenster drangen die ersten Geräusche des beginnenden Tagwerks. Howard las den Brief noch einmal. Er war den Tränen nahe, und als er geendet hatte, nickte er stumm, faltete das Papier und steckte es in einen Umschlag.
    Als er daran ging, ihren Namen auf den Umschlag zu schreiben, hielt er kurz inne, weil ihn die Erinnerung einholte. Aber dann schrieb er knapp und mit fahriger Schrift: Miss Sarah Jones, Swaffham, Grafschaft Norfolk.

K APITEL 10
     
     
     
    Drei Tage waren vergangen, in denen das Leben in Didlington Hall seinen gewohnten Gang nahm. Carter hatte sich am Morgen nach dem Fest nach Swaffham begeben, um Zeugen zu suchen, und die Dienerschaft war noch immer damit beschäftigt, die letzten Spuren zu beseitigen, welche die Gäste von Lord Amherst und Lady Margaret hinterlassen hatten. So fiel es nicht weiter auf, als gegen Nachmittag ein mit zwei Pferden bespannter Wagen vor dem Eingang anhielt und eine Dame vom Kutschbock kletterte, deren Bewegungen verrieten, daß sie diesen Umgang nicht gewöhnt war. Sie trug ein dunkelgrünes Kostüm und hatte einen langen Schal um den gleichfarbigen Hut geschlungen und unter dem Kinn verknotet.
    Als Albert, der Butler, den Kopf aus einem Fenster im Erdgeschoß steckte, was eher zufällig geschah, weil sich die fremde Dame noch gar nicht bemerkbar gemacht hatte, da rief sie ihm entgegen: »Entschuldigen Sie, bin ich hier in Didlington Hall gelandet?«
    »Gewiß, Madam«, antwortete Albert in seiner leicht überheblichen Art, »darf ich Sie fragen, was Sie wünschen?«
    »Ich möchte Lord Amherst sprechen.«
    »Und wen darf ich melden, Madam?«
    »Mein Name ist Miss Sarah Jones. Ich komme in einer äußerst delikaten Angelegenheit. Bitte sagen Sie das Seiner Lordschaft.«
    Kaum war Alberts Kopf im Fenster verschwunden, da öffnete er die Eingangstüre und bat Miss Jones, in der Halle zu warten. Mit Andacht betrachtete Sarah die Ahnengalerie, da trat ihr Lord Amherst entgegen, und nachdem sie sich gegenseitig vorgestellt hatten, kam Sarah zur Sache: »Mylord, ich will nicht viele Worte machen. Darf ich Sie bitten, mir nach draußen zu folgen.«
    Lord Amherst musterte die fremde Dame mit Mißtrauen, kam dann aber ihrem Wunsch nach.
    Ohne eine Erklärung abzugeben, ging Sarah um den Wagen herum und zog eine Plane von der Ladefläche.
    Der Lord blieb wie versteinert stehen. »Mein Gott, das ist doch nicht möglich!« stammelte er tonlos, und dabei wurde er totenblaß. Auf dem Wagen lag, abgepolstert mit Wolldecken, die Aphrodite-Statue. »Nein, das ist doch nicht möglich«, wiederholte er noch andächtiger als zuvor.
    Ehrfürchtig näherte er sich der Figur und berührte sie zaghaft, als könnte er sie verletzen. »Miss Jones«, sagte er leise und sah ihr zum ersten Mal ins Gesicht, »können Sie mir erklären, wie Sie in den Besitz dieser Statue gelangt sind?«
    »Das ist eine lange und ziemlich unglaubwürdige Geschichte, Mylord, aber ich glaube, Sie haben ein Recht darauf, sie zu erfahren. Schließlich ist die Statue Ihr rechtmäßiges Eigentum. Oder irre ich mich?«
    »Nein, nein«, beeilte sich Amherst zu antworten. »Sie wurde mir vor zehn oder fünfzehn Jahren gestohlen und war seither verschollen, obwohl ich eine hohe Belohnung ausgesetzt hatte. Um so mehr bin ich verwundert, daß Sie mir nun das kostbare Stück gleichsam frei Haus liefern.«
    »Das will ich Ihnen gerne erklären«, erwiderte Sarah Jones lachend, »doch möchte ich Sie bitten, das kostbare Stück zuerst ins Haus bringen zu lassen. Ich brauchte die Hilfe von drei kräftigen Männern, um sie auf diesen Wagen zu verladen.«
    Albert rief die drei stärksten Diener zu Hilfe, welche die Marmorstatue mit großer Umsicht in das Herrenhaus trugen.
    Inzwischen hatte auch Lady Margaret von dem unerwarteten Besuch erfahren und war in die Halle geeilt, wo sie beim Anblick der Marmorstatue beinahe in Ohnmacht fiel, was nicht viel bedeutet hätte, weil

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