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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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rührte ihn, und er versuchte sie zu trösten: »Ich hatte ähnliche Gedanken, aber dann packte mich unerwartet ein Fieber und zerstreute alle Bedenken. Seitdem ist mein Leben nur von dem einen Gedanken erfüllt, Sarah zu lieben.«
    »Sarah heißt die Glückliche? Wo lebt sie? Wie sieht sie aus?«
    Howard nahm ein neues Blatt und begann mit flüchtigen Strichen die Umrisse eines nackten Frauenkörpers zu skizzieren, der dieselbe Haltung einnahm wie die Statue der Aphrodite. Mit einem Rötel, den er mit flacher Hand wie einen Geigenbogen hielt, setzte er kräftige Akzente von Licht und Schatten. Dann wandte er sich den Einzelheiten zu.
    »Sarah ist wunderschön«, begann er, ohne von seiner Arbeit aufzublicken, »sie hat dunkles, wallendes Haar, das sie jedoch wie du meist in einer strengen Frisur verbirgt. Auch ihre Augen sind dunkel und unergründlich. Und hier links auf der Oberlippe hat sie ein winziges Muttermal, so klein, daß man ihr sehr nahe sein muß, um es zu erkennen. Ihre Lippen sind sinnlich geschwungen wie eine Meereswoge. Und ihre Brüste, weich und geschmeidig, und ihr Ansatz wirft leichte Schatten!«
    Staunend über das Blatt gebeugt, verfolgte Alicia, wie Howard vor ihren Augen Sarah lebendig werden ließ. »Sie muß wirklich sehr schön sein«, bemerkte Alicia und fügte nach einer Pause hinzu, »aber auch älter als du. Habe ich recht?«
    Howard nickte.
    »Wie alt ist sie? Sag es! Sie ist gewiß schon zwanzig. Zwanzig! Sie könnte deine Mutter sein.« Alicia lachte übermütig. Howard imponierte ihr ungemein.
    »Versprich mir, mein Geheimnis für dich zu behalten!« sagte Carter, während er sich weiter seiner Zeichnung widmete. »Ich habe es noch niemandem anvertraut.«
    »Ich verspreche es, Howard.«
    Carters Striche wurden heftiger, so heftig, daß die Spitze seines Zeichenstifts abbrach. Da blickte er zu Alicia auf und sagte: »Sarah ist dreizehn Jahre älter als ich. Bis vor ein paar Monaten war sie meine Lehrerin…«
    »Neiiin!«
    »Ihr Name ist Sarah Jones. Sie lebt in Swaffham, und wir lieben uns über alles.«
    Alicia kniete sich neben Carter auf den Boden. Nach diesem Geständnis betrachtete sie die Zeichnung mit ganz anderen Augen. Schließlich sagte sie ernst: »Howard, du bist verrückt. Aber ich bewundere dich.«
    Als wollte er sich für sein Geständnis entschuldigen, hob Carter die Schultern. »Jetzt kennst du den Grund, warum ich manchmal für ein paar Stunden von Didlington Hall verschwinde.«
    »Es gibt in der Tat weniger komplizierte Verbindungen«, entgegnete Alicia und wiegte den Kopf hin und her. »Mein Gott, was soll aus euch werden?«
    »Darüber haben wir uns auch schon den Kopf zerbrochen. Und wie du dir denken kannst, sind wir zu keinem Ergebnis gekommen. Jetzt leben wir einfach den Augenblick und sind glücklich. Glück und Regenbogen sieht man nicht alle Tage.«
    Noch während Carter redete, öffnete sich die Türe an der Rückseite des kahlen Raumes, und Lady Margaret betrat das diffuse Gewölbe. Angelockt durch den Lichtschein und die Stimmen im Hintergrund, schlich Lady Margaret unbemerkt nach vorne. Dabei boten die Stützpfeiler, die lange Schatten warfen, geeigneten Schutz. Sie hatte erwartet, Alicia hier zu finden, doch als sie ihre jüngste Tochter neben Carter knien sah, trat sie aus dem Lichtschatten hervor und rief entrüstet: »Alicia, was soll ich von dir denken!«
    Alicia und Howard erschraken zu Tode, als die Lady plötzlich wie aus dem steinernen Boden gewachsen vor ihnen stand.
    »Mutter!« rief Alicia aufgeregt und hilflos. »Ich habe Mr. Carter bei der Arbeit zugesehen. Was ist schon dabei?«
    Im selben Augenblick bemerkte Lady Margaret die Zeichnung auf Howards Knien. Sie warf einen kurzen Blick darauf, und ihre finstere Miene verfinsterte sich noch mehr. Im Kommandoton eines Wachsoldaten vom Buckingham Palace befahl sie: »Alicia, du gehst sofort auf dein Zimmer!«
    Der Aufforderung kam das Mädchen nur widerwillig und mit Murren nach.
    An Howard gewandt, redete Lady Margaret im Flüsterton, doch war das ein deutliches Zeichen für ihre Erregung: »Mr. Carter, ich habe Sie bisher für einen ehrenhaften Menschen gehalten, aber das enttäuscht mich sehr!« Dabei riß sie Howard das Zeichenblatt aus der Hand und schleuderte es verächtlich zur Seite. »Alicia ist noch ein Kind und im übrigen zu schade für Ihre Männerphantasien, mögen sie künstlerischer Natur sein oder auch nicht. Ich hoffe nur, Alicia hat dabei keinen seelischen Schaden

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