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Der Koenig von Rom

Der Koenig von Rom

Titel: Der Koenig von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Gesicht, und was für ein schönes Paar die Schriftstellerin und der Straßenräuber doch waren! Libanese wollte schon seine Brieftasche zücken, doch da packte sie ihn am Arm und zog ihn schnell weg. Offenbar hatte sie das Interesse an dem Elefanten verloren. Und sie begann sogar zu laufen, sie lief lachend davon, und Libanese lief ihr keuchend nach.
    – Wo rennst du hin, du Verrückte?
    Sie liefen einen halben Kilometer, sie absolvierten einen Slalom zwischen den Passanten, die sich umdrehten und ihnen nachsahen, ein paar lachten, die beiden waren ja wirklich zum Lachen: sie, die dunkelhaarige Göttin, die sich zwischen den Verkaufsständen und den Touristen hindurchschlängelte, die die Ruinen der Hauptstadt fotografierten, und der vierschrötige Typ mit dem ungepflegten Bart und der Lederjacke, der ihr nachlief, mit vor Anstrengung hochrotem Gesicht (Ein wenig Training würde dir nicht schaden, was Libano?). Schließlich blieb Giada stehen. Vor dem Pantheon, neben dem Stand eines Maroniverkäufers.
    – Ist er nicht wunderschön?
    Nicht zu glauben! Was hatte die Verrückte in der Hand? Die Elefantenstatue, Ganesch, oder wie auch immer er hieß.
    – Du hast sie genommen!, sagte Libanese staunend.
    – Natürlich.
    – Ich wollte sie dir doch schenken …
    – Das bin ich nicht gewöhnt, Libano. Ich nehme mir, was mir gefällt.
    Und sie erteilte ihm sogar noch eine Lektion!
    – Anders gesagt, Giada, du hast sie gestohlen.
    – Genau.
    – Stehlen ist was Ernstes …, fuhr Libanese fort und zündete sich eine Zigarette an.
    – Dabei kennst du dich aus, oder?
    Etwas Ernstes und etwas, worüber man keine Scherze macht, stellte Libanese kopfschüttelnd fest. Das hatte mit Respekt zu tun, und für einen von der Straße, war Respekt das Allerhöchste. Libanese kannte Leute, die aus Notwendigkeit oder Verzweiflung klauten oder aus reiner Bösartigkeit, um jemanden zum Weinen zu bringen. Er war nicht so naiv zu glauben, dass die Reichen nicht klauten, im Gegenteil, je reicher, desto verschlagener. Aber einfach aus Spaß zu klauen, das war Stoff für eine Filmkomödie, etwas Falsches, eine Beleidigung, kein Respekt vor der Sache, ein Schlag ins Gesicht derer, die die Gesetze der Straße respektierten.
    Giada begriff nicht, warum er plötzlich so kalt und abweisend war. Sie versuchte ihn zu provozieren. Ein Streit lag in der Luft. Er wusste immer weniger, wie er sich Giada gegenüber verhalten sollte. Er brachte sie zum Schweigen, indem er ihr die Lippen mit einem langen, atemberaubenden Kuss versiegelte. Beim frenetischen Applaus einer Gruppe Japaner zogen sie sich zurück, und nach einer höflichen Verbeugung landeten sie wieder im weichen Bett.
    Aber der Zauber war vorbei, die ewige Unruhe machte sich bei Libanese wieder bemerkbar, und nicht einmal Sex und Zärtlichkeit konnten sie beschwichtigen.
    Er hielt es noch ein paar Tage aus, fast musste er sich dazu zwingen.
    Dann erfuhr er aus einer empörten Kurznachricht im Chronikteil des
Messaggero
, dass Pasquale ’o Miracolo, der bekannte Camorraboss, wegen eines Formfehlers entlassen und in den Hausarrest nach Formia überstellt worden war.
    Es war ein schönes Abenteuer gewesen, aber jetzt musste er wieder arbeiten.
    Bei einem Juwelier, der ihm einen Gefallen schuldete, kaufte er am Tag darauf ein Goldarmband mit kleinen Jadeanhängern, zu einem Preis weit unter Wert. Während sie schlief, legte er ihr das Schmuckstück auf das Nachttischchen.
    Als er sich in der Nacht davonschlich, sagte er sich, dass sie mit der Behauptung, sie stünden auf derselben Seite, im Grunde nicht Unrecht hatte. Sie hatten wirklich etwas gemein. Beide schämten sich. Er schämte sich dafür, dass er nichts hatte, sie schämte sich dafür, dass sie zu viel hatte.
    Er fragte sich mit leichtem Bedauern, ob sie sich noch einmal sehen würden oder ob das Abenteuer damit zu Ende war.
    Er konnte es gar nicht erwarten, zu seinen Freunden zurückzukehren, zum Whisky, zum Koks.
    Auf die Straße.

XIII.
    ’O Miracolo empfing ihn mit allen Ehren und freute sich sehr über Pumas Koks, das ihm Libanese als Geschenk mitgebracht hatte.
    – Sehr gut. Wahrscheinlich ein Reinheitsgrad von 70, 75 Prozent … wie heißt noch mal dein Freund?
    – Puma.
    – Ach ja, von dem hab ich schon gehört … und wie schaut’s mit dem Geld aus?
    – Ich arbeite daran, Pasqua’.
    – Beeil dich ein wenig, Junge. Das Schiff fährt in zwei Wochen ab. Das Schiff fährt ab und wartet nicht …
    Sie aßen am Strand zu

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