Der Koenig von Rom
plötzlich, eine perfekte Idee.
Sandro! Ich hab dich die ganze Zeit vor Augen gehabt und habe nicht begriffen. Sandro! Du wirst mein Leben ändern.
Giamesbonde und ’o Marocco sahen zu, wie er ins Haus ging und wie ein Verrückter lachte. Sie dachten, dass sie nur knapp die Kurve gekratzt hatten. Sie verstanden, dass man von Libanese noch hören würde.
XXII.
Bufalo kratzte sich den großen Kopf. Scrocchia fluchte leise. Sie standen im Hinterzimmer von
Francos Bar
, neben dem Billardtisch. Dandi stellte den Queue ab, goss sich ein Bierchen ein und sagte nichts.
– Eine Entführung ist eine ernsthafte Angelegenheit, Libano, wagte Scrocchia einzuwenden.
– Wir sind ernsthafte Personen, Scrocchia, keine Clowns.
– Und wen sollen wir entführen?
– Einen stinkreichen Baulöwen.
– Einen Freund von deinem Mädchen?, unterstellte Bufalo schläfrig.
– Mädchen? Welches Mädchen?, rief Scrocchia aus, der von der Geschichte zwischen Libanese und Giada nichts wusste.
Libanese blickte Dandi an, der noch immer mürrisch schwieg. Dandi war die Schlüsselfigur. Wenn er ja sagte, würden auch die anderen zustimmen. Aber Dandi zögerte. Und er hatte gute Gründe. Vor einem Jahr hatte er gemeinsam mit drei Vollidioten aus dem Vorort Giardinetti versucht einen Diamantenvertreter zu entführen. Bei Anbruch der Dunkelheit hatten sie ihn überfallen, bewaffnet und maskiert, wie es sich gehörte. Anders als erwartet, hatte der Typ sich jedoch als harter Knochen erwiesen. Plötzlich hatte er eine Halbautomatische in der Hand gehabt und wild um sich geschossen. Dandi und die seinen waren völlig überrascht gewesen. Die Schüsse hatten Leute angelockt, und, was noch schlimmer war, eine Streife der Falken, des harten Trupps der Einsatzpolizei in Zivil. Die drei aus Giardinetti lagen plötzlich mit dem Gesicht auf dem Boden und hatten eine Pistole im Nacken. Dandi war es irgendwie gelungen abzuhauen. Im Knast hatten die drei gesungen, wodurch sie sich den Namen „Lescano-Trio“ einhandelten. Dandi war ein paar Monate lang untergetaucht, mithilfe eines gekauften Alibis und eines leichtgläubigen Richters war die Anklage fallengelassen worden. Aber Dandi hatte seine Lektion gelernt. Deshalb widersetzte er sich so gut wie möglich dem Plan.
– Ich weiß nicht, Libano. Eine Entführung kann drei, vier Monate dauern …
– Unsere wird ganz schnell über die Bühne gehen.
– Wir brauchen Waffen.
– Haben wir.
– Einen Ort, wo wir die Geisel verstecken.
– Wir verstecken sie bei Marisa, dem Busenwunder, die noch dazu gut kocht.
– Wir müssen der Familie Botschaften schicken.
– Darum habe ich mich schon gekümmert.
– Allein für die ersten Ausgaben brauchen wir ungefähr zwanzig Mille.
– Ich habe fünfzig berechnet.
– Und wer gibt sie uns, der Weihnachtsmann?
– Dreißig hab ich schon zur Seite gelegt. Und ich weiß, wie ich mir den Rest besorgen kann.
– Und wenn der nicht bezahlt?
– Er bezahlt.
– Und wenn er doch nicht bezahlt?
– Das überlegen wir uns, wenn es soweit ist.
– Und wenn irgendetwas Unvorhergesehenes passiert … zum Beispiel zufällig eine Streife vorbeikommt …
Libanese hatte die Nase voll von dem Verhör, das schlimmer war als das auf dem Präsidium. Er brachte Dandi mit einer gebieterischen Geste zum Schweigen. Die Entführung sei notwendig, sagte er aus reiner Verzweiflung. Er sagte, er habe es satt, von kleinen Jobs zu leben, er sagte, es sei ungerecht, dass Jungs wie sie unter der Knute Terribiles ihr Dasein fristen mussten, dass die Zeit verging und sie Gefahr liefen, als Versager alt zu werden.
Er sah, dass Scrocchia Feuer fing, dass Bufalo nickte, und dann spielte er seinen Trumpf aus. Er blickte ihnen der Reihe nach in die Augen und sprach ganz laut und deutlich:
– Wenn wir dreihundert Millionen auftreiben, können wir uns an einem Riesendeal beteiligen, den die Camorra aufzieht. Wir alle. Das wird unser Leben ändern. Stimmt mir zu. Vertraut mir.
– Das war also die Kröte, die du nicht ausspucken wolltest, knurrte Bufalo, brauchst nicht glauben, dass wir das nicht geahnt haben, Libano, wo du die ganze Zeit mit der Prinzessin herumläufst und dich in Geheimnisse hüllst …
– Ja, verteidigte sich Libano, ich hatte beschlossen, den richtigen Augenblick abzuwarten. Und das ist der richtige Augenblick. Aber ihr sollt wissen, dass ihr von Anfang an mit eingeplant wart. Ich habe nie daran gedacht, euch auszuschließen. Ich hätte euch gern das fertige
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