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Der Koenig von Rom

Der Koenig von Rom

Titel: Der Koenig von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Gericht serviert … ich wollte die dreihundert alleine auftreiben. Aber ich hab es nicht geschafft. Deshalb ist jetzt der Augenblick. Seid ihr dabei?
    Es folgte ein kurzes Schweigen. Scrocchia zog den Rotz hoch und blickte zu Boden. Dandi seufzte. Bufalo nahm den Queue, stupste mit der gipsernen Spitze die schwarze Acht an und beförderte sie mit einem entschiedenen Stoß ins Loch.
    – Bin dabei, Libano, sagte er schließlich.
    – Ich auch, sagte Scrocchia leise.
    – Gut, dann beißen wir halt in den sauren Apfel, stimmte schließlich auch Dandi zu.

XXIII.
    Secco ließ ihn ein gutes Stündchen schmoren, bevor er ihn empfing.
    Inmitten der Bittsteller, die im Privatbüro des Kredithais, dem Hinterzimmer eines Baumateriallagers, darauf warteten, zur Audienz vorgelassen zu werden, nutzte Libanese die Wartezeit, um die restliche Alkoholfahne abzubauen.
    Sie hatten bei Giada zu Abend gegessen. Sandro war auch dabei gewesen. Sie hatten eine ganze Whiskyflasche geleert, pure Malt. Libanese hatte sie spendiert. Bei seinen Einkünften konnte er sich erlauben, großzügig zu sein. Sie waren übereingekommen, Koks und auch Joints vom Speiseplan zu streichen. Sandro war ein Ex-Junkie. Sein Vater, der Commendatore, hatte ihn ein Jahr ins Ausland geschickt, damit er clean wurde. Aber es ging ihm bloß schlechter. Es gab häufige Rückfälle. Sandro war ein zerbrechlicher und traumatisierter Junge. Aber was erwartest du dir auch von einem Schwulen?
    Ein weinender Familienvater kam aus Seccos Büro. Eine aufgetakelte kleine Frau mit Netzstrümpfen trat an seine Stelle. Wenn sie hoffte, den Haifisch milde zu stimmen, indem sie ihm ein wenig Oberschenkelfleisch zeigte, lag sie falsch. Secco, so hieß es im Milieu, hätte nicht einmal mit Jesus Christus Mitleid gehabt.
    Libanese war nervös. Noch vierundzwanzig Stunden bis zum großen Tag.
    Der Abend davor war eine einzige Gefühlsduselei gewesen, an der sich er, Giada und Sandro beteiligt hatten.
    Giada war glücklich. Sandro war ihr bester Freund. Nein, Sandro war mehr als ein Freund. Sandro war eine Art kleiner Bruder, der sich verirrt hatte und der mühsam versuchte wieder auf den rechten Weg zurückzufinden. Sie hatte so sehr gehofft, dass er auch Libaneses Freund werden würde, und das war nun eingetreten.
    Libanese legte ihm gegenüber ein spöttisches Beschützerverhalten an den Tag. In den letzten zwei Monaten hatten sie viele Stunden miteinander verbracht. Sandro erzählte ihm von seinen aussichtslosen Liebesgeschichten, von seinem Wunsch nach einem regenerierenden Blutbad, nach einer Katastrophe, die die Welt zerstörte, sodass Typen wie er die Möglichkeit bekämen, sie nach ihrem Bild und ihrer Vorstellung wieder aufzubauen. Libanese hörte verständnisvoll zu, gab kernige Volksweisheiten von sich. Und dabei sammelte er Informationen.
    Sandro hatte sich in Libanese verknallt. Dank seiner vertraulichen Mitteilungen wusste Libanese nun so gut wie alles über seinen Vater, den Commendatore. Arbeitszeiten, Wege, Gewohnheiten, Marotten, Neurosen, Kontostand. Sandro hasste seinen Vater. Ein Vampir, der sich darauf spezialisiert hatte, armen Leuten das Blut auszusaugen. Zu Schleuderpreisen kaufte er vermietete Immobilien, hielt den Mietern Dokumente unter die Nase und bewirkte die Räumung. Wenn die Leute Widerstand leisteten, schickte er seine Trupps los, die die Drecksarbeit erledigten. Sobald die Immobilien geräumt waren, wurden sie renoviert und waren plötzlich doppelt so viel wert.
    Infolge von zu vielen Speedballs, einer mörderischen Mischung aus Heroin, Koks und Amphetaminen, die seit einigen Jahren bei der Jeunesse dorée der Hauptstadt hoch im Kurs stand, hatte Sandro durchgedreht und versucht seinen Vater zu erstechen. Die Wahrheit war, dass sich der Commendatore nie damit abgefunden hatte, einen schwulen Sohn zu haben. Sandro sagte, wenn es jemandem gelänge, die Gesellschaft von der obszönen Vaterfigur zu befreien, hätte er eine Medaille verdient.
    Als Libanese beschlossen hatte, den Commendatore zu entführen, war er sich wie ein Wohltäter vorgekommen.
    Schließlich war er an der Reihe.
    Secco. Zwei gierige Äuglein in wabbelndem Fleisch. Im Gegensatz zu anderen Kredithaien, die sich darauf beschränkten, Bargeld zu unmöglichen Zinsen zu verleihen, schreckte er auch nicht davor zurück, in riskante, jedoch ertragreiche Unternehmen zu investieren. Secco war die allerletzte Hoffnung des Kaufmanns am Rand des Bankrotts. Mithilfe eines effizienten Netzwerks

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