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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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Ausland.
    Nun, da der Augenblick gekommen war, wusste Alexander nicht, wohin er sich wenden sollte. Das Zentrum von Ust-Port Tag zwei Kilometer entfernt, weiter in Richtung Norden kam nicht viel mehr, und die etliche Kilometer breite Mündung des Jenissei, der Übergang zum Eismeer, schnitt ihm den Weg nach Süden und Westen ab. Deshalb marschierte er einfach nach Osten. Als nach zwei Stunden die ersten kleineren Erhebungen sichtbar wurden, die zu erklimmen zu viel Kraft kosteten, wandte er sich südwärts.
    Wie sind sie auf mich gestoßen, fragte er sich immer wieder. Weil sie die Personalien dieses David Delkowitsch aufgenommen haben?
    Das erschien ihm zu dürftig. Welchen Zusammenhang gab es sonst? Vorjahren in der Lubjanka, da hatte man ihn als Alexander Gautulin geführt, ihn vermessen, fotografiert, seinen Körper nach unveränderbaren Merkmalen abgesucht und leider nichts entdeckt. Keine Narbe, keine abstehenden Ohren, keine O-oder X-Beine. Heute fänden sie wesentlich mehr, allein schon die Verdickung des schief zusammengewachsenen Schienbeins war ein solches Erkennungsmerkmal und die Narbe auf der rechten Hand.
    Mit seiner Verlegung von Moskau über Perm 35, Lager 60/61 nach SIB 12 wanderte seine Akte mit, und in ihr standen alle Details. Sicherlich, so überlegte er, sind sie auf mich gekommen, weil man mich und Klimkow hat fliehen sehen und Pagodins Ausweis fehlte. Und...
    Alexander erschrak. Bisher hatte er sich, mit Ausnahme bei seiner Flucht von Nyda nach Tasowskij, noch nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht. Plötzlich glaubte er, die Hintergründe zu kennen. Sie haben meine Fingerabdrücke in Pagodins Büro und Wohnung entdeckt und wussten vom ersten Augenblick an, spätestens jedoch, als man Klimkows Leiche fand, wer sich den Ausweis des Natschalniks angeeignet hat. Sie sind auf Salechard gestoßen, die Stadt am Eismeer, wo man mich und Markus Nadeike bei der Abreise kontrolliert und in eine Liste eingetragen hat. Das gleiche in Nyda, meiner nächsten Station.
    Alexanders Spur zog sich weiter: zuerst die Miliz, das Protokoll, dann der Tod von Markus und in Tasowskij schließlich dessen Bruder Litvius. Stets müssen sie gewusst haben, es war Gautulin, Alexander Gautulin, der versuchte, einer Festnahme zu entgehen. Hinzu kam, wie er schon früher vermutet hatte, dass er womöglich der einzige sich noch in Freiheit befindliche Lagerhäftling von SIB 12 war.
    Bevor er sich die Frage beantworten körnte, welche Verbindung zwischen Tasowskij und Ust-Port bestand., eventuell auch über den Letten Litvius, den man wegen des gefälschten Ausweises bestimmt vernommen oder sogar verurteilt hatte, hörte er das Geschwirr eines Hubschraubers. Zu sehen war nichts, noch verbarg ihn die Dunkelheit. Aber der Hubschrauber, dem singenden Geräusch nach einer, der höchstens sechs oder acht Personen aufnehmen konnte, bewegte sich exakt in die Richtung, die er eingeschlagen hatte.
    Gegen zehn Uhr wurde es hell, die Sonne zeigte sich; leider also kein bedeckter Himmel und kein Schneefall. Überhaupt hatte er wenig Weiß unter den Kufen des Schlittens. Oft konnte er hören, wie sie über den Untergrund schrammten.
    Noch einen weiteren Nachteil brachte die Sonne mit sich. Da sie tief stand, warf er einen langen Schatten. Aber außer seinem Schatten, aus der Luft ein unübersehbarer schwarzer Streifen, würde es, abgesehen von Sträuchern, Büschen und einigen Birken, keinen weiteren in diesem flachen Land geben. Folglich musste er irgendwann zwangsläufig auffallen. Es sei denn, er versteckte sich für ein paar Stunden. Aber es blieben seine Spuren, eine unübersehbare Linie, auch wenn der Rumpf des Schlittens die Eindrücke der Ski zum Teil wieder egalisierte.
    Was Alexander auch unternehmen würde, alles deutete auf ein schnelles Ende der Verfolgung hin. Und so beschloss er, einfach weiterzugehen und zu hoffen, der nächste Hubschrauber würde noch etwas auf sich warten lassen. Hoffen war in der Tat seine einzige Möglichkeit, vielleicht hielt man ihn auch nicht für so verrückt, sich nach Osten zu wenden, und kontrollierte deshalb zuerst die Allwetterstraßen.
    Drei Stunden währte seine Gnadenfrist, die Sonne ging allmählich unter. Kurz bevor die Nacht das Land wieder einhüllte, hörte er erneut das Geknattere in der Luft, der Ostwind trug es ihm zu. Noch hatten sie ihn nicht entdeckt, aber wenn die Suchmannschaft eine Schleife flog, dann musste sie unweigerlich seine Fährte sehen.
    Alexander tastete mit

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