Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
Vom Netzwerk:
Der Leutnant breitete eine Karte aus und rückte sie zurecht.
    »Wo befinden wir uns jetzt?«
    »Geht dich nichts an.«
    Es dauerte lange, bis Leonid sich auf der für ihn fremden Karte mit den vielen seltsamen Zeichen orientiert hatte. Dann war er sich sicher. »Hier.«
    Der Leutnant betrachtete den Punkt, griff zum Telefon und schnarrte die Koordinaten hinein. »Los, Suchen und aufspüren.« Lässig knallte er den Hörer auf die Gabel. »In einer Stunde wissen wir mehr.«
    »Das sind zu Fuß vier Stunden. Und mit dem Auto kommt man ...« Leonid stoppte mitten im Satz, denn er hörte, wie der Motor eines Hubschraubers angelassen wurde und auf Touren kam. Zwei Minuten später schwirrte er über das Haus.
    »Höchstens eine Stunde.«
    Der Leutnant ließ sie in eine Arrestzelle bringen.
    »Was hat das zu bedeuten«, wollte Alexander wissen. Leonid deutete in die Ecke und formte mit der Hand eine kleine Kugel. »Wie bei uns die Musik-Band?« fragte Alexander. Leonid nickte.
    Sie hörten den Hubschrauber zurückkommen, wenig später führte man sie wieder in das Zimmer des Leutnants. Der war jetzt in Gesellschaft eines Hauptmanns, aber die Fragen stellte, wie in solchen Fällen üblich, der Rangniedere.
    »Was habt ihr in der Gegend gesucht?«
    »Wir waren jagen.«
    »Wo ist eure Kamera?«
    »Das sagten wir bereits: Wir haben keine.«
    Der Hauptmann winkte ab. Alexander hatte ihm zu folgen,
    während der Leutnant sich weiter mit Leonid beschäftigen durfte.
    »Wir haben eure Angaben überprüft. Ihr seid wirklich Arbeiter an der BAM. Gute dazu. Trotzdem will ich wissen, was euch hier in die Gegend verschlagen hat.«
    Alexander bemühte sich, ganz ruhig zu bleiben. Niemand weiß, wer du bist, und einen Kirjan Morosow gibt es tatsächlich. Wenn sie den nicht persönlich ansprechen, merkt keiner, dass du in die Haut eines anderen geschlüpft bist. Deshalb zwang er sich, knapp und freundlich zu antworten. Er sei von Leonid, seinem Brigadier, eingeladen worden zu dieser Jagd und zum ersten Mal hier in der Region. Leonid dagegen scheine öfter hier gewesen zu sein. Sie hätten sich die Gegend angeschaut und seien umhergewandert.
    »Wo überall wart ihr?«
    Alexander beschrieb Witim, die helle Felswand und den Blick über das wogende Grün der Taiga. Dazu den Himmel in einem solch intensiven Blau, dass er fast unwirklich anmutete und in den Augen schmerzte.
    Der Hauptmann nickte, als habe er verstanden. »Und was ist weiter im Westen von diesem Bogen?«
    Zuerst wusste Alexander nicht, auf was er hinauswollte. Dann fiel es ihm wieder ein. »Lärchen, ein riesiger Wald voller Lärchen.«
    Die Nacht hatten sie noch in einer Arrestzelle zu verbringen. Am Morgen gab es dann ein gutes Frühstück, der Leutnant war ungewohnt freundlich zu ihnen. Kurz darauf mussten Alexander und Leonid ein Blatt unterschreiben, auf dem sie sich verpflichteten, keinem zu erzählen, was sie hier gesehen hatten. Vorsichtig schob der Offizier anschließend die Blätter in einen Umschlag.
    Auf dem Rückweg rätselten sie, was ihr Abenteuer zu bedeuten hatte. »Wenn mich nicht alles täuscht, dann haben wir verdammtes Schwein gehabt. In Sibirien, besonders im Grenzraum zu China, aber auch an vielen anderen Stellen«, sprach Leonid weiter, »soll es geheime militärische Anlagen geben, Produktionsstätten und Waffenarsenale. Riesengroß und immer in den Bergen versteckt, damit keiner etwas aus der Luft fotografieren kann.«

    Eine Brücke musste gebaut werden. Geriet man in den Winter, setzte man kleine Holzhäuschen auf die Pfeiler und beheizte sie, damit der frische Beton abbinden konnte. Diese Prozedur war natürlich äußerst umständlich und zeitaufwendig.
    Als wollte das Wetter zeigen, dass man immer mit ihm rechnen müsse, setzte der erste Frost just zu diesem Zeitpunkt ein, als die Fundamente betoniert wurden. Dabei hatten die Ingenieure noch die Hoffnung gehegt, die nächsten fünf Meter ohne die beheizbaren Häuschen auskommen zu können. Jetzt müsse man erst warten, bis sie geliefert worden seien. Das dauere mindestens zwei Monate.
    Alexander aber hatte auf der allwöchentlichen Lagebesprechung eine andere Variante parat.
    »Wenn über die ganze Breite des Pfeilers alle dreißig Zentimeter ein Hohlraum von zwei Zentimetern Durchmesser verläuft, hat das Auswirkungen auf die Statik?«
    Die Ingenieure verstanden nicht, wie er das meinte, und baten um eine genauere Erklärung. Alexander händigte ihnen eine vorbereitete Zeichnung aus.
    »Nein«,

Weitere Kostenlose Bücher