Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
dass die Frau auch nur den geringsten Hinweis auf ihre Mandantin preisgegeben hatte. Er dachte an die Anwältin und wie er und sein Komplize sie stundenlang gequält hatten. Eine zähe Nutte, wirklich, das musste er einräumen. Der blonde Zopf seines Kumpans hatte nassgeschwitzt auf dem entblößten Rücken gelegen, während er die Frau immer und immer wieder vergewaltigt hatte. Wie in einem Rausch hatte er die Dosis der Drogen ständig erhöht, aber die Frau hatte nichts verraten. Der Stutzer hatte ihren Tod kommen sehen, dafür kannte er sich zu gut mit solchen Sachen aus. Er hätte es verhindern können, stattdessen hatte er den anderen jedoch immer weiter angestachelt, bis das Opfer endlich gestorben war. Das hatte er Thalberg natürlich nicht gesagt.
Er hatte so Zeit gewonnen – wie seine Auftraggeber es von ihm verlangt hatten. Solange Thalberg nach dem Verräter in seinen Reihen suchte, blieb noch Zeit. Zeit, die ein anderer unbekannter und weitaus gefährlicherer Verräter brauchte, um etwas zu finden. Etwas sehr Wertvolles. Aber er hatte es nicht gefunden. Und dann hatte sich die Situation mit der Enttarnung Falkenhayns schlagartig geändert – und jetzt musste gehandelt werden.
Er biss die Zähne zusammen, als der BMW über eine Bodenwelle fuhr. Rasend vor Schmerz und Wut dachte er an das Mädchen im Kofferraum.
Dafür wirst du bezahlen!
Nach einer weiteren Kurve glitten die Scheinwerfer endlich über den Rumpf der einmotorigen Propellermaschine, die ihn und das Killerkommando in die Bretagne gebracht hatte, um die alte Frau auf der Insel zu töten und zu checken, ob Parker und das Mädchen dorthin geflüchtet waren. Fünf Profikiller. Und er war, so wie es aussah, der einzige Überlebende. Erschöpft drückte er auf die Hupe.
Grimmig starrte er den Piloten an, der langsam aus dem Flugzeug kletterte. Bei dem Gedanken, dass er in vier Stunden in Thalbergs Hauptquartier sein würde, besserte sich seine Laune ein wenig. Da keiner mehr aus dem Team übrig war, blieb nur er, um das Mädchen sicher nach Deutschland zu bringen. Sie war seine Eintrittskarte in Thalbergs Kommandozentrale. Entschlossen, die Schmerzen von nun an zu ignorieren, atmete er tief aus. Die letzte Phase der Operation hatte begonnen.
Kapitel 56
Es dauerte ein paar Sekunden, dann packte sie unvermittelt die Angst. Während sie allmählich das Bewusstsein wiedererlangte, hatte sie angenommen, zu Hause in ihrem Bett zu liegen. Doch mit den ersten wachen Gedanken fuhr ihr die Furcht schlagartig durch die Glieder. Sie riss die Augen weit auf und fand sich in absoluter Finsternis wieder.
Wo bin ich?
Sie drehte den Kopf und zwinkerte ein paarmal, um die Benommenheit endgültig abzuschütteln. Von überall her meldete ihr Körper plötzlich Schmerzen. Fesseln schienen um ihre Handgelenke zu liegen, die ins Fleisch schnitten. Hände und Füße waren zudem auf dem Rücken miteinander verbunden. Ein quälendes Erstickungsgefühl ließ sie vor Schreck erstarren, als sie merkte, dass sie nur durch die Nase atmen konnte. Ihre gesamte Mundpartie, die Wangen und sogar ihre Ohren fühlten sich an wie fest verschnürt. Jemand hatte ihr ein Plastikklebeband über Mund und Ohren gezogen. Fast hysterisch rieb sie ihr Gesicht auf dem Boden, aber das Band hielt. Resignierend zwang sie sich zur Ruhe.
Du kannst atmen, Zoé! Du bekommst genug Luft, sonst wärst du doch schon lange tot.
Konzentriert sog sie die Luft in ihre Lungen und versuchte, sich zu orientieren. Ihre Bewegungsfreiheit war aufgrund der Fesseln sehr eingeschränkt, außerdem stieß sie bei den kleinsten Bewegungen ihres Körpers an irgendetwas. Rechts, links, oben, unten, nirgendwo ging es weiter.
Die beklemmende Enge war niederschmetternd.
Du befindest dich in einem Sarg!, schoss es ihr durch den Kopf, und in einer aufwallenden Panik zerrte sie an den Fesseln. In deinem Sarg!
Die Fesseln gruben sich weiter in ihr Fleisch, und vor Schmerz musste sie schreien, doch aus ihrem Mund drang kaum ein Laut, so fest war der Knebel. Sie musste husten und konnte die Luft nur aus der Nase herauskeuchen. Tränen liefen ihr über die Wangen, und ein Gefühl der Verzweiflung drückte ihr Herz zusammen.
Angestrengt versuchte sie sich an das zu erinnern, was passiert war, bevor sie das Bewusstsein verloren hatte. Sie war mit Benjamin auf dem Mont Saint-Michel gewesen, um die Dokumente an den Innenminister zu übergeben. Sie hatte die Überwachung des Eingangs übernommen. Und sie konnte sich nicht
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