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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
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ihrer Kontrolle anzuatmen.
    Sie schaffte es erneut, die Angst so weit einzudämmen, dass sie wieder einige klare Gedanken fassen konnte. Dennoch blieb das grauenhafte Gefühl, dass der Wagen sein Ziel bald erreichen würde.

Kapitel 57
    Erschöpft lenkte Parker den Renault von der Landstraße auf die verlassene Tankstelle. Er war seit Stunden unterwegs und hatte es schon fast bis zur französisch-belgischen Grenze geschafft.
    So wie Paul es ihm eingeschärft hatte, benutzte er nur abgelegene Landstraßen und mied Autobahnen und große Städte. Eine notwendige Vorsichtsmaßnahme mit Blick auf den geklauten Wagen, den er fuhr. Die neuen Kennzeichen boten bei dem auffälligen Renault nur wenig Schutz. Und nicht nur das Auto war ein Problem, auch er selbst befand sich wahrscheinlich längst im Visier der Polizei. Die Fahndung nach den Attentätern, die den Innenminister der Bundesrepublik Deutschland umgebracht hatten, musste mittlerweile auf Hochtouren laufen. Und der Hauptverdächtige hieß höchstwahrscheinlich Benjamin Parker.
    Er stoppte den Wagen vor der Zapfsäule und suchte die französische Tankkarte heraus, die Paul ihm mitgegeben hatte. Es war kurz vor vier Uhr früh. Er schaltete das Autoradio ein und drehte langsam am Knopf, bis er einen klaren Sender gefunden hatte. Gespannt verfolgte er die Nachrichten.
    Nachdenklich schaltete er das Radio nach einer Weile wieder aus – noch immer brachten die Medien kein Wort über Reißfelds Ermordung.
    Hatte die Kanzlerin eine Nachrichtensperre verhängt und eine verdeckte Fahndung eingeleitet? Lag sein Foto bereits auf den Schreibtischen sämtlicher Polizeistationen zwischen der Bretagne und Berlin?
    Müde stieg er aus dem Fahrzeug. Die ganze Anlage wirkte, als ob sie schon vor Jahren aufgegeben worden wäre. Auf ihren Betrieb deuteten nur die Tanksäulen hin, die unter einem geschwungenen Betondach im gleißenden Neonlicht lagen. Eine kleine Backsteinhütte, deren weiße Farbe an einigen Stellen bereits abgeblättert war, komplettierte den verlassenen Eindruck des Ortes.
    Parker streckte die Arme und machte ein paar Dehnübungen, als er aus den Augenwinkeln ein öffentliches Telefon an der Wand des Häuschens erblickte.
    Er steckte die Karte in den Tankautomaten, gab eine vierstellige Nummer ein und betankte nachdenklich den Wagen. Der Kraftstoff floss mit einem leisen Rauschen in den Tank, während Parkers Blick auf den Fernsprecher gerichtet blieb. Grübelnd holte er noch den leeren Tankkanister aus dem Kofferraum und füllte auch ihn, während das Telefon in seinem Kopf herumspukte.
    Die Bundeskanzlerin war sicher über den Fehlschlag auf dem Mont Saint-Michel informiert worden. Sollte er versuchen, Kontakt mit ihr aufzunehmen?
    Er hatte lange darüber nachgedacht, ob sie vielleicht selbst mit Thalberg unter einer Decke steckte. Mittlerweile war für ihn keine Überlegung mehr zu absurd, um nicht in die Betrachtungen mit einbezogen zu werden. Doch am Ende hatte er den Gedanken verworfen. Dann hätte sie nicht Reißfeld losgeschickt, von dem sie genau wusste, dass er nicht auf Thalbergs Seite stand.
    Die undichte Stelle war offensichtlich Hauptkommissar Schmitt gewesen, der aus Angst um seine Familie bereit gewesen war, Reißfeld zu verraten und umzubringen.
    Nachdem auch der Kanister bis zum Rand gefüllt war, verschloss er ihn und hängte den Schlauch wieder in die Säule. Seufzend ging er auf das Telefon zu, während seine Gedanken um die Kanzlerin kreisten. Was würde sie jetzt tun? Wie würde sie auf Reißfelds Tod reagieren? Vielleicht war es der französischen Polizei ja doch gelungen, Falkenhayns Dossier zu bergen.
    Parker rieb sich die Augen, die fast vollkommen in ihren Höhlen verschwunden waren. Er zweifelte daran, dass die Polizei das Dossier hatte retten können, bevor das Meer die Papiere verschluckt hatte. Und selbst wenn. Wie sollten diese Papiere denn sicher ins Bundeskanzleramt gelangen? Thalberg würde jeden Kurier abfangen. Wer auch immer sich mit dem Dossier auf den Weg nach Berlin machte, war bei der Abfahrt schon so gut wie tot.
    Nach Lage der Dinge konnte sich Parker keine Unterstützung mehr von der deutschen Regierungschefin erhoffen. Wenn überhaupt, konnte er ihr helfen. Im Kanzleramt wusste wahrscheinlich niemand so viel über Thalberg wie er. Maria hatte ihm alle ihre Kenntnisse über seinen möglichen Stützpunkt mitgeteilt. Es waren nur bruchstückhafte und vage Informationen, die vermutlich zum Teil veraltet waren, aber immerhin.

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