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Der Koffer

Der Koffer

Titel: Der Koffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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einander vorgestellt hatte. Vorher hatte sie von Rhett als Mister X gesprochen. Die Konspiration hatte ihr gefallen. Und Rhett machte keine Anstalten, der Mann an ihrer Seite sein zu wollen. Umso triumphaler war es, als Sonnie eines Abends mit Chola zu Matthew Barneys Ausstellungseröffnung ins Guggenheim ging. Sie sah dort Rhett, aber ignorierte ihn, wie sonst bei öffentlichen Begegnungen. Aber Rhett trat auf Sonnie zu. Und küsste sie. Auf den Mund!
    Vor allen Leuten küsste Rhett Sonnie auf den Mund. Vor all den gealterten Frauen, die ihre Männer festzuhalten suchten mit dünnen Lippen. Vor all den gealterten Männern, die nach jungen Frauen schielten. Rhett bekannte sich zu Sonnie. Erst dann hatte Rhett Chola wahrgenommen, die neben Sonnie stand. Er hatte kurz gezögert und gesagt:
    »Ach, du bist Sonnies Freundin? Ich habe viel von dir gehört.«
    »Kann ich umgekehrt leider nicht behaupten«, hatte Chola gebollert. Sonnie hatte ihr ins Ohr geflüstert: »Aber das ist doch Mister X!«
    Rhetts Zögern hatte sie sich mit Cholas imposanter Erscheinung erklärt. Die meisten Leute zögerten, wenn sie Chola zum ersten Mal sahen.
    Als Sonnie Chola an jenem Abend allein erwischte und fragte, wie sie Rhett fände, war Cholas Kommentar »Warum muss es von allen Männern der Welt ausgerechnet der sein?« eben typisch Chola gewesen und nicht weiter verdächtig. Erst jetzt, im Nachhinein, ergibt alles Sinn. Einen neuen, anderen Sinn.
    Cholas Telefon vibriert und leuchtet auf.
    »Aha, jetzt ruft er mich grad an!« Auf Cholas Display leuchtet RHETT & SONNIE HOME. Wieso nicht SONNIE & RHETT HOME? Wieso eigentlich nicht nur SONNIE HOME?
    »Ja. Geh nicht ran.«
    »Wieso? Was iss’n das mit Rhett und dir?«
    »Da kann ich zurückfragen. Was ist das mit Rhett und dir?«
    »Hä?«
    »Ich hab einen Brief gefunden. Von Rhetts Sohn. Rhett hat einen Sohn. Weißt du was davon?«
    »Nee, und was sacht er dazu?«
    »Nichts. Er weiß nicht, dass ich’s weiß.«
    »So ’n Windhund! Sieht er nich aus wie ’n Windhund? Hab ich nicht immer gesagt, er sieht aus wie ’n Windhund? Wenn einer wie ’n Schwein aussieht, dann isser auch ’n Schwein. Und wenn einer wie ’n Windhund aussieht, dann isser ’n Windhund.«
    Sonnie steht von ihrem Wartezimmerstuhl auf.
    »Du hast nie gesagt, er sieht aus wie ein Windhund. Du hast nie auch nur irgendwas gesagt. Und jetzt weiß ich auch, warum. Du kennst ihn. Du kanntest ihn von früher. Warum hast du mir das nicht gesagt? Du bist meine Freundin!«
    »Kinder, könnt ihr verdammt noch mal rausgehen und rumschreien?«, ruft eine dicke Schwarze im Jogginganzug. Ihre Hand ist in blutenden Mull gehüllt. »Das ist ein Krankenhaus hier, nicht die Jerry-Springer-Show!«
    Längeres Schweigen. Sonnie setzt sich wieder hin. In ihrem Kopf dreht sich alles.
    »Du bist meine beste Freundin«, sagt sie leise.
    Chola scheint mit sich zu ringen.
    »Ach, du warst so verknallt. Hab mich gefreut für dich. Ich wusste ja auch nich, ob du RE hast.«
    »Was ist RE?«
    »Retrospektive Eifersucht. Als ich Rhett kannte, ach, is ewig her, da hat er auch noch getrunken. Er hat ja auch nix gesagt. Also hab ich auch nix gesagt.«
    »Getrunken? Rhett? Du meinst, richtig gesoffen? Da musst du was verwechseln. Rhett trinkt keinen Schluck.«
    »Na, warum wohl nich?«
    Die dicke schwere Frau wirft ihnen einen drohenden Blick zu. Sonnie ist blass geworden. Sie atmet schneller und beginnt zu keuchen. Chola legt ihr die Hand auf die Stirn.
    »Ich bin aber auch ’n Trampel«, sagt sie.
    Sonnie sinnt auf eine Beleidigung. »Dein Puschel sieht aus wie ’n Affe.«
    Chola lacht auf.
    »Na, is doch gut! Affen sind gelenkig und gelehrig.«
    »Warum hast du deine Liebhaber immer nur für ein paar Wochen?«
    »Dann hamse ausgelernt. Oder ich langweil mich. Sonnie, ich bin so was wie ’ne Gottesanbeterin. Ich fresse die Männchen danach.«
    Eine vollkommen unverständliche Durchsage erklingt.
    Beide sehen sich an und heben die Schultern.
    »Was hat der grad gesagt?«, fragt Sonnie ihren Nachbarn, einen zerzausten alten Mann in Schlafanzughose.
    »Keine Ahnung«, antwortet der.
    »Ich hab so lange um Rhett gekämpft«, sagt Sonnie leise. »Jetzt hab ich ihn.«
    »Ja, jetzt haste ihn. Herzlichen Glückwunsch! Und ’n Stiefsohn dazu.«
    »Krieg ja kein Oberwasser! Außerdem … Rhett ist gar nicht so schlecht. Er kann gut Füße massieren.«
    » Foot rub kriegste in Chinatown an jeder Ecke.«
    »Er ist klug.«
    »Bin ich auch.«
    »Er hat Gong

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