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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Fehler gemacht, irgendwann mit jemand anderem darüber gesprochen zu haben. Mit wem, das wüsste sie nicht, meinte Frau Jenisch. Aber irgendwo müsste es in dem Kreis eine Stelle geben, die versuchte das Vertrauen der Leute zu gewinnen, letztlich aber der Verräter sei. Die beiden waren auch noch nicht fertig mit ihrer Sammlung von Dokumenten. So mussten sie nun beide sterben.
    „Sie sind hier, um meine Meinung zu hören“, fuhr sie aufgebracht fort. „Ich weiß noch nicht einmal, wie viel Vertrauen ich Ihnen schenken kann. Nur eines will ich Ihnen sagen. Beide sind ermordet worden.“
    Frau Jenisch beugte sich zur Seite, holte aus dem Ärmel ihres Kleides ein Taschentuch und nun begann sie zu weinen, und es wollte kein Ende nehmen. Schütz fühlte sich unwohl.
    Als sie sich beruhigt hatte, erhob er sich, weil er sich bewegen musste.
    „Frau Jenisch, ich bin nicht hier, um jemanden zu bespitzeln. Ich will die Wahrheit herausfinden.“
    „Dann sind Sie als Nächster dran“, trauerte sie jetzt schon um seinen Tod. „Auf alle Fälle seien Sie vorsichtig. Es gibt da einige wenige Worte, die ich öfter gehört habe.“
    „Manchmal hilft einfach der Zufall. Um welche Begriffe handelte es sich?“
    „Das eine war wohl ‚Intercom‘, bei dem anderen handelte es sich um eine Zigarettenmarke.“
    „War der Name ‚ Happy Hour ‘?“
    „Gewiss, so war es. ‚ Happy Hour ‘, hilft Ihnen das weiter?“
    „Ich habe beide Namen schon einmal gehört“, untertrieb er. „Ich weiß aber nicht, ob sie mir weiterhelfen.“
    Dann stand sie auf, führte ihn in einen anderen Raum, in dem viele Fotos an den Wänden hingen. „Ein solches Leben bringt sich nicht nach dem ersten Gewitter um“, widersprach sie der Selbstmordtheorie.
    Sie forderte ihn auf, den Fundort aufzusuchen. Am Bellevue Ufer, zwischen der Luther Brücke und der S-Bahn Brücke, hätten Spaziergänger am frühen Morgen die Leiche ihrer Tochter im Wasser entdeckt.
    Sie fuhren mit dem Wagen der Frau Jenisch bis zur Luther Brücke, parkten darunter das Fahrzeug und gingen ein paar Meter zu Fuß.
    „Hier könnte schon einmal ein Betrunkener hineinfallen. Meine Tochter aber trank niemals Alkohol.“ Sie standen an den sicheren Abgrenzungen zum Ufer. „Da soll sich meine Tochter hineingestürzt haben? Niemals. Das ist alles viel zu unwahrscheinlich. Sie ist vorher umgebracht und anschließend in den Bach gestürzt worden.“
    Mit einer aufgebrachten Heftigkeit hatte sie Schütz auf einmal am Kragen gepackt.
    „Wenn Sie noch ein wenig Ehre im Leibe haben, dann werfen Sie ihren verdammten Job hin und machen sich fort“, fauchte sie ihn an.
    „Oder wir klären den Fall auf“, ergänzte Schütz.
    Sie schaute ihn dabei sehr misstrauisch an, und er nahm zu Recht an, sie glaube ihm nicht ein Wort.
     
    *
     
    Von der Berliner Polizei erfuhr er problemlos, wo die Untersuchungen der Leichen durchgeführt wurden. Noch zur selben Stunde benutzte er die S-Bahn auf dem Weg zum Treptower Park, zur Zweigstelle des Bundeskriminalamtes Berlin Treptow in der Elsenstraße. Er fragte sich durch, niemand kannte den Ort, in dem die Leichen aufgebahrt waren.
    „Mich fragen die Leute meistens hier nach dem ‚Mohrhuhn‘ oder einer ‚Big Brother Kopie ‘“, wehrte der Mann im Spielzeugladen ab, „mit Leichen handele ich nicht.“
    Schließlich entdeckte er den Eingang zur Behörde in einer Seiten straße. Ein neuer Komplex aus roten Backsteinbauten umrandet von einem hohen, schweren Gitterzaun. Zwischen zwei Säulen schoben sich die noch schwereren Tore auf und zu, um nicht nur den Leichen Einlass zu gewähren.
    Ein schwarzer Mercedes mit ernst dreinblickenden Menschen fuhr vor das Tor, das sich daraufhin wie von Geisterhand öffnete. Schütz nutzte die Gunst und drückte sich neben dem Wagen auf das geheiligte Gelände. In der Mitte zwischen all den vielen neuen Bauten residierte in einem Rondell das Pförtnerhaus. An dem dürfte es schwer sein, vorbei zu kommen. Genau aus diesem Gebäude mit rundum Blick eilte ihm auch schon James Bond entgegen. So zumindest trat er auf, auch wenn er nicht ganz so sportlich aussah. Auf jeden Fall fühlte sich dieser Mensch in seinem dunkelblauen BKA Pullover mit den glitzernden Schulterstücken wie ein UCA, ein undercover Agent. Seine beeindruckende Größe, die breiten Schultern wiesen ihn als Mann der Macht aus. So ähnlich mochte ihm sein Gefühl das verraten. Nur sein etwas zu dick geratener Bauch und das fette Hinterteil zeugten zu

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