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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Rabenstein flirtete wohl immer noch an seinem Telefon, das vermutete er. Er würde gar nicht mehr an einen Herrn Schütz denken, der unliebsame Fragen gestellt hatte. Das war ein Segen in einer heiklen Situation.
    Einen Menschen in blauem Kittel, der aus einer der Türen gedankenverloren herauskam, begrüßte er recht freundlich. Mit einem schnellen Griff in seine Taschen holte er seine Visitenkarte heraus und überrumpelte den anderen.
    „Dr. Rabenstein hat mit mir eben die Obduktionsbefunde der Toten Klingenberg und Frau Jenisch durchgesprochen. Ich möchte vor allen Dingen einen Blick auf Frau Jenisch werfen. Klingenberg ist ja wohl schon seit längerer Zeit beerdigt?“
    Der Mann stellte sich mit Dr. Kreuz vor und war trotz der tödlichen Kälte in diesen Räumen weitaus freundlicher.
    „Ja. Ja, was gerade von ihm übrig geblieben war, ist beerdigt worden“, er lächelte entschuldigend.
    „Ich selber habe Klingenberg in der Wohnung gefunden“, Schütz wollte nicht eine einzige Pause zum Nachdenken entstehen lassen.
    „Na, dann haben sie ja einiges mit ansehen müssen“, Dr. Kreuz blieb freundlich. „Bei Frau Jenisch ist es nicht gar so schlimm. Die können Sie sich ansehen“, er führte schon seinen Gast in den Tiefkühlraum wo hinter einer der vielen Stahlkammern, die Leiche verborgen war.
    Ein Bild wie in den Bankkellern in Zürich und Vaduz dachte Schütz. Die wirklichen Geheimnisse scheinen tatsächlich im Unterirdischen abzulaufen.
    „Kennen Sie solche Räume ?“
    „Eine ganze Reihe“, log Schütz, „alle sehen gleich aus, doch irgendwie anders.“
    „Genau, das ist es“, nickte sein Begleiter.
    Mit einem Ruck öffnete er eine Stahltür und fuhr auf Schienen eine Liege heraus, auf der unter einem weißen Tuch Frau Jenisch friedlich zu schlummern schien. Dr. Kreuz zog das Tuch zur Seite. Schütz wich einen Meter zurück. Leichen hatte er noch nie so richtig gemocht. Selbst die nicht von schönen Frauen.
    Dr. Kreuz hielt schon seinen Vortrag. „Tod, offenbar durch Erschöpfung. Tod durch Ertrinken.“
    „Was? Wie das?“
    Kreuz schaute ihn aufmerksam an. „Na ja, das haben Sie ja wohl im Obduktionsbericht längst gelesen.“
    Ach ja, blitzte es im Gehirn von Schütz.
    „Ja, natürlich“, bestätigte er. „Wissen Sie, dennoch ist es für mich schwer verständlich. Erst hat es geheißen, die Frau habe Selbstmord begangen. Dann erzählt mir ihre Mutter, sie vermute eindeutig Mord. Und jetzt das hier. Damit muss man als Laie zurechtkommen.“
    Dr. Kreuz verstand seine Unsicherheit. „Selbst für uns ist es beinahe unerklärlich. Da läuft doch niemand mitten in der Nacht in die Spree, kämpft dann gegen seinen beabsichtigten Untergang und stirbt schließlich an Erschöpfung. So breit ist die Spree überhaupt nicht. Sie hätte sich sogar einfach treiben lassen können. Dann wäre sie auch ans Ufer gekommen.“
    „Was vermuten sie?“
    „Ich habe keine Ahnung. Mir soll es auch gleichgültig sein. Es liegt kein weiterer Auftrag vor. Wir belassen es dabei. Selbst die Staatsanwaltschaft hat ihren Auftrag zurückgezogen. Dr. Görres war persönlich hier.“
    „Wer, Dr. Görres, der Generalstaatsanwalt?“
    „Genau der. Er war wohl wegen einer anderen Sache hier im Haus. Schließlich meinte er, er könnte diese Angelegenheit gleich mit erledigen.“
    „Welche Angelegenheit?“
    „Na, ja, die einfach. Zuerst sollte der Tod von Klingenberg und Jenisch untersucht werden, dann wieder nicht, jetzt wieder ja, zumindest bei Frau Jenisch.“ Dr. Kreuz schaute Schütz zweifelnd an, als wäre er schwer von Begriff.
    „Wissen Sie, in unseren ungeselligen Räumen haben wir schon manches Durcheinander bekommen. Meist aber von außen. Ich habe auch nicht so viel Zeit, mich um alle Fälle zu kümmern.“
    Er war gerade dabei das Tuch wieder über den Kopf der Leiche zu ziehen, als er noch eine Bemerkung machte.
    „Nur die Schrammen hier am Rücken, die sind schon seltsam.“
    „Welche Schrammen?“
    „Na die müssen sie doch im Obduktionsbefund gesehen haben.“
    „Ja, natürlich, das war mir entfallen. Vielleicht ist es nicht so wichtig. Kann ich die mal sehen“, bat er schließlich.
    Dr. Kreuz versuchte, soweit es ging, die Leiche aufzurichten und ein wenig umzudrehen. Der Rücken war voller Risse und immer noch blauer Flecken.
    „Das sieht so aus, als wäre sie über den Boden gezerrt worden oder sei an irgendetwas vorbei geschrammt.“
    Der Arzt stützte den Leichnam und dabei stöhnte er wie ein

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